Wirbelsturm
überwachte Roger Crosse?«
»Weiß nicht … weiß nicht … wie sollte ich das wissen? … Ich weiß nur, was in seinem Dossier stand und was er mir gesagt hat …«
»Er soll uns alles erzählen, was er im Dossier gelesen hat«, befahl Haschemi, der nun ebenso brennend interessiert war wie Armstrong.
Sie hörten aufmerksam zu und siebten die Worte aus der zuweilen unzusammenhängenden Mischung aus Russisch und Persisch aus, während Rákóczy weitere Namen und Adressen preisgab, bis er erschöpft war, sich ständig wiederholte und nichts Brauchbares mehr lieferte. Bis dann ganz unerwartet ein neuer Name auftauchte: »Pah… mud … Pah… mudi …«
»Was ist mit Pahmudi?« fragte Haschemi schroff. »Ist er ein Sowjetagent?«
Unverständliches Gestammel, Weinen, völlige Verwirrung.
»Schenk ihm eine Atempause, Haschemi! Sein Erinnerungsvermögen ist zu kostbar, als daß wir es zerstören sollten. Wir können auch noch morgen von ihm erfahren, welche Bedeutung Pahmudi hat. Ich würde eine Ruhepause empfehlen. Laß ihn fünf Stunden schlafen, dann machen wir weiter.«
Unten in der Kammer warteten die zwei Männer auf Anweisungen. Der Arzt sah auf die Uhr. Seit sechs Stunden war er ohne Unterbrechung im Einsatz. Der Rücken tat ihm weh und auch der Kopf, aber er war ein altgedienter SAVAK-Spezialist und stolz darauf, daß er Rákóczy ohne Drogen auf die dritte Bewußtseinsstufe gebracht hatte. Dieser gottlose Hurensohn! dachte er angewidert.
»Laßt ihn vier Stunden schlafen, dann machen wir weiter«, kam es über den Lautsprecher.
»Jawohl, Herr Oberst.« Er wandte sich an seinen Assistenten, der taubstumm war, aber alles von den Lippen ablesen konnte: »Laß ihn so, wie er ist! Damit sparen wir Zeit, wenn wir zurückkommen.« Der Mann nickte, und als die Tür von außen geöffnet wurde, verließen beide die Kammer.
Im Raum hinter dem Spiegel war die Luft rauchig und trocken. »Was hältst du von Pahmudi?«
»Es muß eine Verbindung bestehen zwischen Pjotr Oleg Mzytryk und ihm«, meinte Armstrong, den die von Rákóczy gelieferten Informationen beeindruckt hatten.
Haschemi schaltete das Tonbandgerät ab und drückte auf die Rücklauftaste. In einer halboffenen Lade lagen noch sieben weitere Kassetten. »Was war so wichtig an diesen Namen: Grey , Julan Broad oder so ähnlich, Ted Ever oder so ähnlich und Percy Smidley oder Smedley Teiller ?«
Armstrong stand auf, um die Verspannung in seiner Schulter zu lindern und um ein wenig Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. » Julan Broad oder so ähnlich dürfte Julian Broadhurst sein. Wir haben nie etwas Belastendes gegen ihn gehabt, konnten ihm nie etwas anhängen. Er ist eine Leuchte der Gesellschaft der Fabier, ein angesehenes Mitglied der Labour Party, Berater und Vertrauter von Präsidenten.« Angewidert fügte er hinzu: »Patriot!«
»Na, jetzt hast du ihn. Ein Agent. Leg ihn für ein paar Stunden auf den Tisch, nimm ihn aus und wirf ihn in die Themse. Und Grey?«
»Lord Grey, Exgewerkschafter, Feuergeist der Linken, rabiater Sprecher der Antichina- und Antihongkong-Lobby, Salonkommunist, vor ein paar Jahren in den Adelsstand erhoben, wo er noch mehr Unruhe stiften kann. Wir haben ihn schon einmal unter die Lupe genommen, aber es ist nichts dabei herausgekommen – außer seiner politischen Überzeugung.« Mein Gott, dachte Armstrong, wenn sie beide Agenten und Verräter sind und wir das beweisen können, das würde die Labour Party in Stücke reißen, gar nicht zu reden von dem Unheil, das Percy bei den Tories anrichten würde. Aber wie es beweisen und am Leben bleiben? »Es gab nie irgendwelche Erkenntnisse in bezug auf seine Person.«
»Den hast du also jetzt. Ein Agent. Nimm ihn aus und erschieß ihn! Und Ted Ever oder wie er hieß?«
»Everley – der Goldjunge des Gewerkschaftsapparates, der in ein hohes Amt lanciert werden soll. Hat immer eine konservative Politik betrieben. Hat nie sozialistische oder gar kommunistische Tendenzen erkennen lassen.«
»Nun hast du ihn auch. Dreh ihn durch die Mangel! Smidley oder Smedley Teiller ?«
Robert Armstrong bot Haschemi eine Zigarette an. Sir Percy Smedley Taylor, dachte er. Ja, Landadel, reich, Trinity College, ein unpolitischer Homo, dem es, wenn er erwischt wird, immer wieder gelingt, seine Eskapaden nicht in die Zeitungen gelangen zu lassen; ein sehr bekannter Ballettkritiker, Herausgeber gelehrter Publikationen mit untadeligen, besten Verbindungen zu den höchsten Kreisen des britischen
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