Wirbelsturm
führte – alle bewaffnet. Ohne zu zögern wendete er und verfolgte sie. Er bedauerte, daß er keinen Kampfhubschrauber flog; es wäre ein leichtes gewesen, sie alle abzuknallen. Es waren sechs bärtige Männer in undefinierbaren Einheimischengewändern. Dann sah er einen Mann stehenbleiben und zielen, sah die vertrauten Funken aus der Mündung des Gewehrs spritzen und drehte ab. Als er wiederkam, diesmal in größerer und sicherer Höhe, waren die Gestalten verschwunden.
Er blickte in die Kabine zurück. Nitchak Khan und der hezbollahi starrten durch die Seitenfenster nach unten. Lochart schrie etwas, aber sie hörten ihn nicht. Er hämmerte an die Wand der Kabine, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und winkte Nitchak Khan heran. »Haben Sie sie gesehen?« schrie er.
»Ja, ja«, schrie der Alte zurück. »Keine Bergbewohner – das sind die Terroristen.«
Lochart flog weiter. »Kannst du mich hören, Jean-Luc?«
»Klar und deutlich.«
Er berichtete ihm, was er gesehen hatte, bat ihn, auf Empfang zu bleiben, und bereitete sich auf die Landung vor. Seit seiner Rückkehr kam er zum erstenmal wieder zu Bellissima. Nach dem Tod Guineppas, des Betriebsleiters, arbeitete Bellissima nur mehr mit einer Schicht.
Als er landete, sah er Pietro Fieri, der jetzt an Guineppas Stelle die Arbeiten beaufsichtigte, das Feuer neben dem Bohrturm verlassen und auf sie zueilen. »Tom! Wir brauchen Hilfe!« rief er fast in Tränen durch das Fenster herein. »Gianni ist tot, und einige Leute haben Verbrennungen erlitten.«
»Okay. Ich habe verstanden.« Lochart schaltete die Turbinen ab. »In der Kabine habe ich Nitchak und einen hezbollahi – keine Aufregung, okay?« Er drehte sich herum und deutete auf die Tür. Der Alte nickte. »Was ist passiert, Pietro?« fragte er.
»Ich weiß es nicht, amico .« Pietro kam mit dem Kopf ganz nahe ans Fenster des Cockpits. »Wir saßen gerade beim Essen, als eine mit Benzin gefüllte Flasche und ein brennender Fetzen durchs Fenster kamen und wir auch schon in Flammen standen.« Er warf einen Blick auf das Feuer zurück. »Ja, und dann brannte es auch schon in der Kabine, und als wir hinausstürzten, sahen wir diese Männer, Einheimische, Banditen … Mamma mia , sie fingen an zu schießen, und wir mußten in Deckung gehen. Ein wenig später sah Gianni, wie sie im Generatorenraum, gleich neben dem Sprengstoffschuppen, ein Feuer anzündeten und … und er lief hinaus, um sie zu warnen, und einer von ihnen erschoß ihn. Sie hatten keinen Grund, ihn zu erschießen. Bastardi , stronzo bastardi !«
Rasch kletterten Lochart und die anderen aus dem Helikopter. Es war nichts zu hören außer dem Wind, den prasselnden Flammen und einer Feuerlöschpumpe. Das Dach des Trailers brach ein. Funken und Glutasche stoben auf und fielen zum großen Teil auf nahegelegene Dächer, die jedoch von Schnee bedeckt und daher nicht gefährdet waren. Das Feuer neben dem Bohrturm, von Altöl und Öldämpfen genährt, war immer noch nicht unter Kontrolle. Die Männer hatten Schaumlöschgeräte eingesetzt, aber die Flammen züngelten eine Wellblechwand hinauf und breiteten sich immer noch Richtung Sprengstoffschuppen aus.
»Wie viel ist drinnen, Pietro?«
»Zu viel.«
»Holen wir's raus.«
» Mamma mia …« Die Hände vor das Gesicht geschlagen, um sich vor dem Feuer zu schützen, drückten sie die Tür auf. Keine Zeit, den Schlüssel zu suchen. Das Dynamit war in Kisten gelagert. Ein Dutzend. Lochart hob eine auf und lief hinaus. Einer der anderen Männer nahm sie ihm ab, und Lochart kehrte zurück, um eine zweite zu holen.
Neben dem Helikopter, im Windschatten und außer Gefahr, standen Nitchak Khan und der hezbollahi. »Wie es Allah gefällt.«
»Wie es Allah gefällt«, wiederholte der hezbollahi. »Was machen wir jetzt?«
»Wir müssen an die Terroristen denken und an den Toten.«
Der Jüngere betrachtete die Gestalt, die wie eine zerbrochene Puppe im Schnee lag. »Wäre er nicht in unsere Berge gekommen, müßte er nicht tot sein. Es ist seine Schuld, daß er tot ist – allein seine Schuld.«
»Das ist wahr.« Nitchak Khan beobachtete immer noch das Feuer und die Männer, die es bekämpften.
Als Pietro und Lochart das Dynamit aus dem Schuppen geholt hatten, war auch das Feuer gelöscht. Lochart lehnte sich an einen Trailer, um wieder zu Atem zu kommen. »Pietro, wir haben nur mehr bis Sonntag abend, dann müssen wir raus, oder es passiert was.«
Pietros Züge verhärteten sich. Er ließ seine
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