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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dort, wo die Straße eben wurde, bog er rechts in eine Seitenstraße ab und verschwand. Das Halbkettenfahrzeug blieb stehen; ein Dutzend Männer sprang herunter, verteilte sich über die Straße und bildete eine Postenkette. Dann bog auch das Kettenfahrzeug nach rechts ab.
    Der Laster verlangsamte die Fahrt, als der Fahrer geräuschvoll den ersten Gang einlegte. Vor ihnen lag ein kurzes, aber steiles Straßenstück, in der Nähe verlief ein Pfad; Fußgänger waren keine zu sehen. »Wo führt dieser Weg hin, Azadeh?«
    Auch sie kniete nieder und folgte seinem Blick. »Nach Abu-Hard, unserem Dorf. Er führt durch den Wald und endet dort.«
    »Mach dich zum Abspringen bereit! Vor uns ist wieder eine Straßensperre.« Im richtigen Augenblick schwang er sich über die Ladeklappe und half Azadeh herunter. Der Lastwagen fuhr weiter, und sein Fahrer sah sich nicht einmal um. Bald war er weit fort. Hand in Hand flohen sie in den Wald.

40
    Zagros 3: 16 Uhr 05. Lochart lehnte am Cockpit der 212 und wartete darauf, eine weitere Ladung Rohre zum Bohrturm Rosa zu fliegen. Der Himmel war wolkenlos, die Berge so rein und gestochen scharf, daß er meinte, die Hand ausstrecken und sie berühren zu können. Er sah Rodrigues, seinem Mechaniker, zu, wie er, im Schnee kniend, den unter den Flügeln angebrachten Brennstoffbehälter überprüfte. »Das ist ein Nachmittag zum Rodeln oder Schifahren, Rod, nicht zum Abrackern.«
    »Es ist ein Tag zum Abhauen, Tom.«
    »Vielleicht müssen wir das gar nicht«, sagte Lochart. Seit seinem Gespräch mit Nitchak Khan am vergangenen Sonntag hatte er nichts mehr von ihm oder sonst jemandem aus dem Dorf gehört. »Vielleicht ändert das Komitee seine Meinung noch, oder Mac erreicht, daß sie den Befehl widerrufen. Wäre doch verrückt, uns rauszuschmeißen, wenn sie alles Öl brauchen, das sie kriegen können. Und Rosas neue Quelle ist eine wahre Glücksquelle – Jesper Almqvist sagte, er rechne mit 18.000 Barrel am Tag, wenn sie in Betrieb geht. Das sind 360.000 Dollar am Tag, Rod.«
    »Das Öl ist den Mullahs scheißegal. Für sie zählt nur Allah, der Koran oder das Paradies. Das hast du selbst schon hundertmal gesagt.« Rodrigues wischte einen Ölfleck weg. »Wir hätten alle mit Jesper nach Schiras fliegen sollen – und raus. Wir sind hier nicht erwünscht. Nasiri haben sie erschossen, stimmt's? Er war wirklich ein netter Kerl. Hat nie jemandem etwas zuleide getan. Man hat uns befohlen, Leine zu ziehen. Worauf warten wir noch, zum Teufel?«
    »Vielleicht hat es sich das Komitee anders überlegt. Wir haben elf Bohranlagen zu versorgen.«
    »Die Bohrtürme produzieren nur ein Minimum. Die Crews können es gar nicht mehr erwarten wegzukommen, seit Wochen gibt es keine Ersatzleute.« Rodrigues stand auf, klopfte sich den Schnee von den Knien und fing an, sich das Öl von den Händen zu wischen. »Es ist doch verrückt, hierzubleiben, wenn man uns nicht haben will. Scot benimmt sich verdammt komisch, und du übrigens auch.«
    »Unsinn.« Lochart hatte niemandem erzählt, was laut Scot wirklich auf dem Dorfplatz geschehen war. Neue Besorgnis flackerte in ihm auf – um Scot, um den Stützpunkt, um Scharazad, um die HBC und immer wieder um Scharazad.
    »Das ist kein Unsinn«, setzte Rodrigues ihm zu. »Seit deiner Rückkehr aus Teheran bist du ein einziges Nervenbündel. Wenn du im Iran bleiben willst – okay, Tom, das ist etwas anderes. Du bist mit dem Iran verheiratet. Aber ich möchte raus.«
    Lochart sah die Angst im Gesicht seines Freundes. »Hast du Probleme, Rod?«
    Der vierschrötige Mann zog den Pulli über den Ansatz seines Bäuchleins herunter und schloß seinen Parka. »Mein falscher Personalausweis macht mich verdammt nervös. Ich brauch' doch nur den Mund aufzumachen, und jeder weiß, daß ich kein Engländer bin. Meine sämtlichen Zulassungen sind abgelaufen. So geht's natürlich auch 'n paar andern, aber ich bin der einzige Amerikaner hier. Ich kann nachts schon nicht mehr schlafen.«
    »Warum hast du das nicht schon früher gesagt? Du brauchst doch nicht zu bleiben, Rod. Die 212 soll morgen ausfliegen. Warum begleitest du Scot nicht? Sobald du einmal in Al Schargas bist, kannst du dich nach Nigeria oder sonstwohin versetzen lassen.«
    Einen Augenblick lang blieb Rodrigues stumm. »Das wär' mir schon recht, Tom. Wenn du das organisieren könntest, wär' mir um ein gutes Stück leichter.«
    »Schon erledigt. Wir müssen einen Mechaniker mitschicken – warum nicht dich? Du bist

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