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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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untergehenden Sonne zu Juwelen veredelt. Während sie nun einen hauchzarten Umhang anlegte, war sie sich der beglückenden Tatsache bewußt, daß es weit und breit keinen Mann gab, der ihren Anblick nicht genoß – und keine Frau, die ihn ihr nicht geneidet hätte. »Du bist ein geiler Bock, Scrag.«
    Scragger lachte. »Mein einziges Vergnügen in diesem Leben. Mann, diese Paula kann sich sehen lassen!«
    Gavallan betrachtete sie. »Na ja, junge Italienerinnen haben etwas ganz Besonderes. Aber diese junge Dame … sie ist keine Schönheit wie Scharazad und sie besitzt auch nicht Azadehs geheimnisvolle, exotische Ausstrahlung, doch ich gebe zu, Paula ist etwas Besonderes.«
    Lust und Neid folgten ihr auf dem Weg in die riesige Halle des Hotels. Sie waren alle erst für später zum Essen verabredet: Paula, Genny, Manuela, Scragger, Gavallan, Sandor Petrofi und John Hogg. Paulas Alitalia-Jumbo stand in Dubai, wenige Kilometer die Straße hinunter, und wartete auf Starterlaubnis nach Teheran, um eine weitere Ladung italienischer Staatsbürger auszufliegen. Genny McIver hatte sie zufällig beim Einkaufen getroffen. Gavallan bestellte sich noch einen Whisky-Soda beim adretten, stets lächelnden Kellner, einem Pakistani. Einige andere Gäste hatten bereits elegante und teure Abendkleidung angelegt, die Damen Roben nach der letzten Pariser Mode mit großem Dekollete, die Herren weiße Smokingjacken. Gavallan trug einen gutgeschnittenen Anzug aus gelbbraunem Tropical, Scragger die korrekte Dienstuniform; kurzärmeliges weißes Hemd mit Schulterspangen, schwarze Hosen und ebensolche Schuhe. »Noch ein Bier, Scrag?«
    »Danke, nein. Ich muß mich seelisch auf Paula vorbereiten.«
    »Traumtänzer!« Gavallan wandte sich wieder dem Sonnenuntergang zu, der ihn an Sonnenuntergänge in China erinnerte, ihm die alten Zeiten ins Gedächtnis zurückrief: Hongkong und Kathy und Ian, unbeschwerte Zeiten im Großen Haus auf dem Peak, ihr eigenes Haus auf dem Vorgebirge bei Schek-o, als sie jung waren und noch beisammen, Melinda und Scot noch Kinder, und weit unten im sicheren Hafen auf Hausboote, Dschunken und Schiffe aller Größen blickten. Das letzte Restchen der Sonne versank im Meer. Feierlich schlug Gavallan gedämpft die Hände zusammen.
    »Bedeutet das etwas, Andy?«
    »Ach ja, entschuldige, Scrag. Früher klatschten wir immer der Sonne Beifall, wenn sie unterging, Kathy und ich, um der Sonne dafür zu danken, daß sie da war, und für das einmalige Schauspiel, das sie uns geboten hatte. So wie heute.« Gavallan nahm einen Schluck Whisky. »Ich habe diese Idee von einem wunderbaren Menschen. Wir wurden gute Freunde, sind es immer noch. Ich werde dir einmal von ihm erzählen.« Er beugte sich vor und sagte leise: »Lengeh – hältst du es für durchführbar?«
    »O ja – wenn es dabei nur um uns ginge! Wir müssen sehr sorgfältig planen. Die Flugsicherung in Kisch ist noch kribbeliger als früher, aber wir könnten den Radarschirm unterfliegen, wenn wir die richtige Gelegenheit abwarten. Das Problem ist nur, daß unser italienisches Bodenpersonal zusammen mit dem uns im Augenblick freundlich gesinnten Komitee und unserem neuen Charmeur von IranOil, daß diese schon innerhalb von wenigen Minuten wissen würden, daß wir abgehauen sind. Sie würden sofort die IATC verständigen, und die würde per Funk die Behörden in Dubai, Scharjah, Abu Dhabi und Al Schargas, von Oman über Saudi-Arabien und Kuwait bis nach Bagdad hinauf alarmieren und ersuchen, unsere Maschinen unverzüglich zu beschlagnahmen. Selbst wenn wir alle hierher kämen … Na ja, der alte Scheich ist ein feiner Kerl, liberal und ein guter Freund, aber er könnte nichts gegen die iranische Luftsicherung unternehmen, wenn sie im Recht wäre – und auch nicht, wenn sie im Unrecht wäre. Er kann sich einfach nicht mit dem Iran anlegen.«
    Gavallan erhob sich, ging an den Rand der Terrasse und blickte hinunter auf die Altstadt – einst ein Zentrum der Perlenfischerei, Piratenfestung, Sklavenmarkt und Handelsplatz. Von alters her war der Golf die goldbringende Verbindung zwischen dem Mittelmeer, dem damaligen Mittelpunkt der Welt, und Asien. Seefahrende phönizische Kaufleute, die ursprünglich aus Oman kamen, beherrschten diese unglaublich reiche Route; über kurze Karawanenstraßen brachten sie die Güter Asiens und Indiens zum Schatt-al-Arab, schufen später ihr eigenes, vom Meer umspültes mediterranes Reich, gründeten Stadtstaaten wie Karthago und bedrohten

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