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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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KGB?«
    Der Mann lachte. »Ich spreche tatsächlich mit georgischem Akzent und bin Russe aus Tbilisi – oder Tiflis, wie Sie es vielleicht nennen. Mein Großvater kam aus Ungarn. Ich bin Moslem und arbeite als Mechaniker an der iranisch-sowjetischen Erdgas-Pipeline und bin jenseits der Grenze in Astara am Kaspischen Meer stationiert. Ich bin für den Iran und für Khomeini – er sei gesegnet –, sowie gegen den Schah und gegen Amerika.«
    Er war froh, daß er genaue Informationen über Erikki Yokkonen erhalten hatte. Ein Teil seiner Geschichte stimmte. Er kam zwar aus Tbilisi, aber er hieß in Wirklichkeit Igor Mzytryk und war Hauptmann im KGB, ein zu der 116. Luftlandedivision abkommandierter Spezialist, einer von Hunderten Geheimagenten, die seit Monaten in den Iran eingeschleust wurden und hier beinahe unbehindert operierten. Er war 34, KGB-Berufsoffizier wie sein Vater und seit 6 Monaten in Aserbeidschan tätig. Sein Englisch war gut, dazu sprach er fließend Neupersisch und Türkisch, und obwohl er nicht fliegen konnte, wußte er eine Menge über die mit Kolbenmotoren betriebenen Nahversorgungshubschrauber seiner Division. »Und mein Dienstgrad«, fügte er so sanft hinzu, wie es ihm möglich war, »ist Freund. Wir Russen sind gute Freunde der Finnen, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt. Das zaristische Rußland war in der Vergangenheit, als wir ein Großherzogtum Rußlands waren, unser Freund. Das atheistische Sowjetrußland war nach 1917, als wir unabhängig wurden, freundlich zu uns. Sowjetrußland ist es auch heute. Aber 1939, während des Winterkriegs, war es nicht unser Freund.«
    »Und ihr wart 1941 auch nicht unsere Freunde«, erwiderte Rákóczy scharf. »1941 habt ihr mit den Stink-Nazis gegen uns gekämpft.«
    »Das stimmt, aber nur, weil wir unser Karelien wiederhaben wollten, unsere Provinz, die ihr uns gestohlen habt. Wir sind nicht nach Leningrad weitermarschiert, obwohl wir die Möglichkeit dazu hatten. Sind Sie bewaffnet?«
    »Nein. Sie wollten doch, daß ich unbewaffnet komme. Mein Gewehr liegt vor der Tür. Ich besitze keinen Pukoh und brauche auch keinen. Bei Allah, ich komme als Freund.«
    »Gut. Ein Mann braucht Freunde.« Erikki haßte das Land, das dieser Mann repräsentierte: Sowjetrußland, das 1939 in dem Augenblick in Finnland eingefallen war, in dem Stalin den sowjetisch-deutschen Nichtangriffspakt unterzeichnet hatte. Finnlands kleine Armee hatte sich allein zur Wehr gesetzt. Sie hatte die sowjetischen Truppen während des Winterkriegs 100 Tage lang zurückgeschlagen und war dann überrollt worden. Erikkis Vater war bei der Verteidigung von Karelien, den südlichen und östlichen Landstrichen, in denen die Yokkonen seit Jahrhunderten lebten, gefallen. Sowjetrußland hatte die Provinz annektiert. Die Finnen waren fortgezogen. Keiner wollte unter sowjetischer Flagge leben. Erikki war damals zehn Monate alt gewesen, und bei diesem Exodus im kältesten Winter seit Menschengedenken waren Tausende gestorben, auch seine Mutter.
    Und 1945, dachte Erikki, haben Amerika und England uns verraten und unser Land den Sowjets überlassen. Aber wir haben nichts vergessen. »Für einen Georgier wissen Sie erstaunlich gut über Finnland Bescheid«, stellte er ruhig fest.
    »Finnland ist für Rußland wichtig. Die Entspannung zwischen unseren Staaten funktioniert und beweist der Welt, daß die amerikanisch-imperialistische Propaganda ein Märchen ist.«
    Erikki lächelte. »Es ist nicht die richtige Zeit für eine politische Debatte, es ist spät. Was wollen Sie von mir?«
    »Freundschaft.«
    »Das sagt sich so leicht, aber wie Sie wissen, bekommt man sie von einem Finnen nicht ohne weiteres.« Erikki griff nach einer beinahe leeren Wodkaflasche und holte zwei Gläser von der Anrichte. »Sind Sie Schiite?«
    »Ja, aber kein guter, Allah vergebe mir. Ich trinke gelegentlich einen Wodka, falls Sie das meinen.«
    Erikki schenkte zwei Gläser voll. »Gesundheit!« Sie tranken. »Kommen Sie jetzt bitte zur Sache!«
    »Bachtiar und seine amerikanischen Lakaien werden bald aus dem Iran vertrieben. Dann wird in Aserbeidschan Unruhe herrschen, aber Sie haben nichts zu befürchten. Sie werden hier geachtet genau wie Ihre Frau und deren Familie. Nur hätten wir uns gern Ihrer … Ihrer Kooperation hei der Befriedung dieser Bergregion versichert.«
    »Ich bin nur ein Hubschrauberpilot, der für eine britische Gesellschaft arbeitet, die einen Vertrag mit dem Zellstoffwerk hat. Ich kümmere mich nicht um

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