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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und sah, wie dem Alten Zornesröte ins Gesicht stieg und dem vermeintlichen Komiteemitglied die Kinnlade herunterfiel. »Warum fragen Sie?«
    »Das ist unmöglich«, stieß der hezbollahi hervor.
    »Ich habe ihn nicht an Bord gehen sehen. Also ist er wohl mit einem früheren Flug …« Lochart mußte seine Stimme heben, um das Aufheulen der Turbinen zu übertönen, »… gestartet, während wir die Bohranlagen Rosa und Maria inspizierten, Kalandar. Warum fragen Sie?«
    »Das ist unmöglich«, wiederholte das vermeintliche Komiteemitglied verängstigt, als der alte Mann ihn fragend ansah. »Ich habe genau aufgepaßt.« Lochart ging gebückt unter den rotierenden Drehflügeln hindurch zum Cockpitfenster von Jean-Lucs 212, holte einen dicken weißen Umschlag heraus und reichte ihn dem Piloten. »Hier, Jean-Luc, Bonne chance ! Du kannst abheben.« Einen Augenblick lang sah er den Schimmer eines Lächelns, bevor er sich in Sicherheit brachte. Jean-Luc schaltete auf maximale Leistung für einen schnellen Start, die Maschine hob ab und trudelte davon. Der von den Rotorblättern erzeugte Luftstrudel zerrte an den Kleidern Locharts und der Dorfbewohner, und das Heulen der Turbinen übertönte Nitchak Khans lautes Rufen.
    Gleichzeitig – so war es abgesprochen – ließen Ayre und Schwartenegger ihre Motoren aufheulen, und alle drei Hubschrauber entfernten sich vorsichtig voneinander, bevor sie langsam und schwerfällig an Höhe gewannen. Lochart stand noch da und beobachtete die Maschinen, als der Begleiter Nitchak Khans ihn wütend am Ärmel packte und herumriß. »Sie haben gelogen«, schrie er ihn wütend an. »Sie haben den Kalandar belogen. Der junge Pilot ist nicht schon früher abgeflogen! Ich hätte ihn gesehen, ich habe genau aufgepaßt – sagen Sie dem Kalandar, daß Sie gelogen haben!«
    Grob machte Lochart seinen Arm frei. Er wußte, daß jede Sekunde ein paar Meter mehr Höhe, ein paar Meter mehr Sicherheit bedeutete. »Warum sollte ich lügen? Wenn der junge Pilot nicht in Schiras ist, dann müßte er ja noch hier sein. Durchsuchen Sie das Lager, durchsuchen Sie mein Flugzeug, kommen Sie, durchsuchen Sie mein Flugzeug!« Er stapfte zu seiner 212 hinüber und blieb vor der offenen Tür stehen, während er aus den Augenwinkeln heraus feststellte, daß Jean-Lucs Hubschrauber bereits über den Baumwipfeln schwebte. Die 206 war noch am Steigen, Ayres Maschine dagegen so überladen, daß er es kaum schaffte, Höhe zu gewinnen. »Also bitte«, sagte Lochart und bemühte sich angestrengt, die Aufmerksamkeit des Mannes von den sich entfernenden Helis fort und auf sich zu lenken. »Wie sollte sich einer hier verstecken? Unmöglich. Vielleicht im Büro oder in einem der Wohnwagen?«
    Der junge Mann riß das Gewehr von seiner Schulter und richtete es auf ihn. »Sagen Sie dem Kalandar, daß Sie gelogen haben, oder Sie sterben!«
    Zornig entriß Nitchak Khan dem jungen Mann das Gewehr und warf es in den Schnee. »In den Zagros-Bergen bin ich das Gesetz, nicht du! Geh ins Dorf zurück!« Angsterfüllt gehorchte der so Gemaßregelte.
    Die restlichen Dorfbewohner warteten und beobachteten Nitchak Khan. Sein Gesicht war ernst, und seine kleinen Augen wanderten von einem Helikopter zum anderen. Sie waren noch nicht außer Reichweite jener, die er um den Stützpunkt herum postiert hatte, um auf sein Zeichen hin zu schießen – nur auf sein Zeichen hin. Eine Maschine legte sich in die Kurve, während sie immer noch so rasch wie möglich höher stieg, und kehrte dann in einem großen Kreis zurück. Um uns zu beobachten, dachte Nitchak Khan, um zu sehen, was jetzt geschieht. Wie es Allah gefällt.
    »Es ist gefährlich, diese Himmelsmaschinen abzuschießen«, hatte seine Frau ihn gewarnt. »Es würde den Zorn Allahs auf uns herabrufen.«
    »Das werden Terroristen machen, nicht wir. Der junge Pilot hat uns gesehen, und der Kalandar der Piloten, der unsere Sprache spricht, weiß es. Sie dürfen nicht entkommen. Terroristen kennen keine Gnade. Gesetz und Ordnung bedeuten ihnen nichts. Und wie will man uns beweisen, daß es diese Terroristen gar nicht gibt? Sind diese Berge nicht immer schon Schlupfwinkel von Banditen gewesen? Was konnten wir tun, um eine Tragödie zu verhindern? Nichts.«
    Und da stand nun der letzte der Ungläubigen vor ihm, sein Hauptfeind, der Mann, der ihn betrogen und belogen und den anderen Teufel weggezaubert hatte. Aber wenigstens du wirst mir nicht entkommen, dachte der Kalandar. In diesem Augenblick

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