Wirbelsturm
prächtigen Charterflug von Lengeh aus. Minoru hat den Kasten ausgebaut. Ich habe ihn im Wagen. Kannst du ihn austauschen?«
»Kein Problem. Kommen Sie, Mr. Fuyama.« Lutz ging nach nebenan, damit sich Fowler Joines um die Sache kümmerte.
»Ich bin verdammt froh, dich zu sehen, Scrag. Es gibt viel zu besprechen«, sagte Starke.
»Wetterprobleme und Wirbelstürme?«
»Ja, ja. Man könnte sagen, das Wetter hat meine Gedanken völlig beherrscht.« Starke schien älter geworden zu sein. Seine Blicke schweiften über den Stützpunkt. Der Regen war stärker geworden.
»Ich habe Manuela in Al Schargas gesehen«, sagte Scragger. »Sie hat sich nicht verändert, ist immer noch bildschön. Besorgt, aber okay.«
Lutz kam zurück und führte sie in seinen Bürowagen. »Bei diesem Sauwetter wirst du ja wohl nicht fliegen, Scrag. Ein Bierchen gefällig?«
»Vielen Dank, aber wenn ich eine Tasse Tee haben könnte«, gab Scragger automatisch zurück, obwohl er ein überwältigendes Verlangen nach einem kühlen Bier verspürte. Aber seit seiner ersten ärztlichen Untersuchung, nachdem er Sheik Aviation an Gavallan verkauft hatte, war er besonders vorsichtig. »Scrag«, hatte Dr. Nun damals gesagt, »wenn Sie nicht das Rauchen und das Bier aufgeben, wird man Ihnen in ein paar Jahren Startverbot erteilen.« Damit hatte er wohl recht gehabt. »Hast du denn überhaupt noch Vorräte, Rudi? In Lengeh wird langsam alles knapp – von de Plessey und seinem französischen Wein abgesehen.«
»Ich krieg noch was von einem Tanker unten im Hafen«, rief Lutz aus der Kochecke, während er den Kessel aufsetzte. »Wir hatten da eine CASEVAC, einen Matrosen mit schweren Kopfverletzungen. Der Kapitän sagte, er sei gestürzt, aber für mich sah es eher nach einer handfesten Schlägerei aus. Gar nicht überraschend, wenn man bedenkt, daß das Schiff seit drei Monaten vor Anker liegt. Mein Gott, Scrag, hast du diese Massen von Frachtern im Hafen gesehen? An die 100 Schiffe warten darauf zu löschen oder Öl zu laden.«
»Wie auf Kharg und an der ganzen Küste, Rudi. Alle Häfen sind verstopft. Meterhoch türmen sich Kisten und Ballen auf Piers, und alles fault in der Sonne oder im Regen. Aber genug davon! Was bringt dich hierher, Duke?«
»Ich habe gestern eine 212 aus Kowiss überführt. Wenn das Wetter nicht so unfreundlich gewesen wäre, wäre ich schon bei Tagesanbruch losgeflogen – jetzt bin ich froh, daß ich es nicht getan habe.«
Scragger hörte den warnenden Unterton und sah sich um. Soweit er das feststellen konnte, hörte niemand zu. »Probleme?«
Starke schüttelte den Kopf. Lutz legte eine Musikkassette ein: Wagner. Scragger haßte Wagner. »Was soll das, Rudi?«
»Ich bin nur vorsichtig. Die Wände sind so verdammt dünn. Gestern habe ich einen beim Lauschen erwischt. Wenn ihr mich fragt, sind die meisten hier Spione. Und dann haben wir einen neuen Manager hier: Numi. Miesling Numi nennen wir ihn. Heute ist er nicht da, sonst müßtet ihr ihm erklären, warum ihr gekommen seid – in dreifacher Ausfertigung.« Lutz senkte die Stimme. »Wir müssen über ›Wirbelsturm‹ reden. Aber wozu bist du gekommen, Scrag? Warum hast du uns nicht angerufen?«
»Ich kam gestern zu Iran-Toda: Charterflug für einen gewissen Kasigi, das ist der wichtigste Abnehmer von Siri-Rohöl und ein großes Tier bei Iran-Toda. Georges de Plessey hat das arrangiert. Andy hat mich ersucht, mit dir zu sprechen und dir auf den Zahn zu fühlen, und früher konnte ich es nicht schaffen. Über das UHF-System konnte ich dich nicht kriegen – möglicherweise war es das Wetter. Ich bekam auch keine Erlaubnis herzufliegen, und darum manipulierte ich ein wenig am Tiegel herum und ›bedurfte einer dringenden Reparatur‹. Hat Andy dir berichtet, worüber wir in Al Schargas gesprochen haben, Duke?«
»Ja, das hat er. Aber du solltest wissen, daß da etwas dazugekommen ist: Man hat Andy informiert, daß man uns im Hinblick auf die Verstaatlichung Startverbot erteilen wird. Wir haben nur mehr fünf Tage. Wenn wir es schaffen wollen, ist Freitag der letzte Termin.«
»Allmächtiger!« Scragger fühlte, wie sich seine Brust verkrampfte. »Bis Freitag kann ich unmöglich fertig sein, Duke.«
»Andy sagte, wir sollen nur alle 212 ausfliegen.«
»Nur die 212?«
Starke berichtete, was in Kowiss geschehen war und – wie zu hoffen stand – auf den anderen Stützpunkten geschehen würde, ›wenn Andy das Zeichen gibt‹.
»Hör doch auf! Nicht ›wenn‹,
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