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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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solchem Verlangen ausgesprochen worden war. Wie seltsam, daß die Liebe ihres Gatten sicher und erprobt war, nicht aber Ibrahims Gefühl. Ihr Mann sah sie mit gerunzelter Stirn an.
    »Das Jahr und ein Tag sind vergangen, Tommy, die Frist, die du haben wolltest«, sagte sie sanft, erhob sich von ihrem Toilettentisch und legte die Arme um seinen Hals. Sie lächelte ihn an, weil sie wußte, daß es an ihr lag, ihm zu helfen. »Fremde sind nicht wie wir, Prinzeßchen«, hatte Jari gesagt. »Sie sind anders erzogen und reagieren anders. Aber sorge dich nicht: Sei nur du selbst, und er wird wie Wachs in deinen Händen sein.« Tommy wird der beste Vater der Welt sein, redete sie sich ein, überglücklich, daß sie nicht schwach geworden war, daß sie es ihm gesagt hatte und daß sie für alle Zeiten glücklich miteinander leben würden. »Das werden wir doch, nicht wahr, Tommy?«
    »Was denn?«
    »Für immer glücklich sein.«
    Einen Augenblick lang löschte ihre Freude seine verzweifelte Sorge darüber aus, was getan werden mußte und wie es getan werden mußte. Er setzte sich in den weichen Lehnstuhl, nahm sie auf die Knie und wiegte sie. »O ja, das werden wir. Es gibt so vieles, worüber wir reden …«
    Jaris Klopfen an der Tür unterbrach ihn.
    »Kommen Sie nur, Jari!«
    »Bitte verzeihen Sie, Exzellenz, aber Exzellenz Meschang und die Gnädigste sind eingetroffen und würden sich freuen, Sie beide zu sehen …«
    »Sagen Sie Seiner Exzellenz, wir kommen, sobald wir uns umgezogen haben.« Lochart bemerkte nicht, wie erleichtert Jari war, als Scharazad nickte und sie anlachte.
    »Ich laß dir das Bad ein, Prinzeßchen«, sagte Jari und ging zum Badezimmer. »Ist das nicht eine wunderbare Neuigkeit, Exzellenz! Meine herzlichsten Glückwünsche, Exzellenz, meine allerherzlichsten Glückwünsche!«
    »Danke, Jari«, sagte Lochart, ohne ihr zuzuhören. In Sorge und Seligkeit verloren dachte er an Scharazad und das Kind, das sie erwartete. Es war alles so kompliziert, so schwierig.
    »Gar nicht schwierig«, sagte Meschang dann nach dem Abendessen.
    Es war eine langweilige Konversation gewesen, weitgehend von Meschang bestritten, wie das, seit er das Familienoberhaupt darstellte, immer der Fall war. Scharazad und Zarah hatten kaum den Mund aufgemacht und auch Lochart nur wenig zum Gespräch beigetragen. Es erschien ihm nicht sinnvoll, von Zagros zu erzählen. Meschang hatte sich immer völlig uninteressiert an seinen Meinungen oder Tätigkeiten gezeigt. Zweimal wäre er beinahe mit dem Schicksal Karim Peschadis herausgeplatzt – aber wozu sollte er es ihnen sagen, wozu der Überbringer schlechter Nachrichten sein?
    »Findest du das Leben in Teheran jetzt nicht sehr schwierig?« fragte er Meschang. Dieser hatte sich bitter über die neuen Vorschriften beklagt, die jetzt von den Bazaaris befolgt werden mußten.
    »Das Leben ist immer sehr schwierig gewesen, aber wenn man Iraner ist, ein gewiefter Bazaari, ein Mann mit ein wenig Achtsamkeit und Verständnis, mit Logik und Arbeitseifer, läßt sich selbst das Revolutionäre Komitee im Zaum halten. Es ist uns noch immer gelungen, Steuereinnehmer und hohe Beamte, Schahs und Kommissare oder britische und Yankee-Paschas zu bändigen.«
    »Ich freue mich, das zu hören, freue mich sehr.«
    »Und ich bin sehr froh, daß du wieder zurück bist. Ich wollte mit dir reden«, erwiderte Meschang. »Hat dir meine Schwester von dem Kind erzählt, das sie erwartet?«
    »Ja, das hat sie. Ist es nicht wunderbar?«
    »Ja, das ist es. Allah sei gelobt. Was hast du jetzt für Pläne?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wo werdet ihr wohnen? Wie wirst du jetzt für alles aufkommen?« Betretenes Schweigen trat ein.
    »Wir kommen schon zurecht«, setzte Lochart an. »Ich be…«
    »Ich weiß nicht, wie. Ich habe mir die Rechnungen vom Vorjahr angesehen und …« Meschang verstummte, als Zarah sich erhob.
    »Ich finde, das ist jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt, um über Rechnungen zu sprechen«, sagte sie mit leichenblassem Gesicht.
    »Nun, ich finde, es ist genau der richtige Zeitpunkt«, gab Meschang barsch zurück. »Wovon soll meine Schwester leben? Setz dich, Zarah, und hör zu! Setz dich! Und wenn ich sage, du sollst nicht an einem Protestmarsch oder sonst was teilnehmen, wirst du in Zukunft gehorchen, oder ich lasse dich auspeitschen. Setz dich endlich!«
    Zarah gehorchte, schockiert von seinem Benehmen und seiner brutalen Einstellung. Scharazad saß wie gelähmt da, eine Welt brach zusammen.

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