Wirbelsturm
in sich hinein. Gestern war Minister Ali Kia devot und beflissen, wie es sich gehörte, mit einem exquisiten Pischkesch angetanzt gekommen; sein alljährliches ›Beraterhonorar‹ war ja in Kürze fällig. Er hatte ihm von seinen Plänen erzählt, alle Flugzeuge der Firma an sich zu ziehen und ihre Bankkonten zu sperren. »Wir werden keine Schwierigkeiten haben, so viele Söldner zu bekommen, wie nötig sind, um unsere Hubschrauber zu fliegen, Exzellenz Meschang«, hatte Kia gesagt. »Sie werden in Scharen anrücken und sich mit halb soviel Gehalt zufriedengeben.«
Ja, das werden sie. Aber du wirst nicht unter ihnen sein, du Nochehemann meiner Schwester. »Du solltest vielleicht praktischer denken.« Meschang betrachtete seine elegant manikürten Finger, die heute nachmittag eine Vierzehnjährige gestreichelt hatten, ein Geschenk Ali Kias: »Die erste von vielen, Exzellenz!« Diese feine weiße Haut der Tscherkessin. Als Ehe auf Probe für heute nachmittag, die er gern auf eine Woche verlängert hatte. »Die jetzigen Herren im Iran sind allen Fremden gegenüber feindselig eingestellt, insbesondere wenn es sich um Amerikaner handelt.«
»Ich hin Kanadier.«
»Ich glaube nicht, daß das noch eine Rolle spielt. Die Annahme liegt nahe, daß man dir nicht gestatten wird, im Land zu bleiben.« Er streifte Scharazad mit einem Blick. »Oder hierher zurückzukehren.«
»Du stellst Mutmaßungen an«, brauste Lochart auf.
»Captain, die Mildherzigkeit meines seligen Vaters läßt sich nicht mehr aufrechterhalten – die Zeiten sind hart. Ich möchte nun wissen, wie du meine Schwester und das Kind, das sie erwartet, zu erhalten gedenkst, wo und wie du zu leben beabsichtigst.«
Lochart erhob sich so abrupt, daß alle Anwesenden aufschreckten. »Du hast dich klar ausgedrückt, Exzellenz Meschang. Ich werde dir morgen antworten.«
»Ich möchte jetzt eine Antwort.«
Locharts Züge verhärteten sich. »Zuerst werde ich mit meiner Frau sprechen, dann mit dir. Morgen. Komm, Scharazad!« Er ging steif hinaus. In Tränen aufgelöst wankte sie hinter ihm her und schloß die Tür.
Meschang lächelte höhnisch, griff nach einem Stück Süßspeise und steckte es sich in den Mund.
Zarah war wütend. »Wie kannst du …«
Er beugte sich hinüber und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. »Halt den Mund!« brüllte er. Es war nicht das erste Mal, daß er sie geschlagen hatte, aber noch nie so brutal. »Halt den Mund, oder ich lasse mich von dir scheiden! Ich lasse mich scheiden, hörst du? Ich nehme mir sowieso eine andere Frau – eine jüngere, nicht eine so ausgetrocknete, keifende alte Hexe wie dich. Verstehst du denn nicht, daß Scharazad, daß wir alle wegen dieses Mannes in Gefahr sind? Geh und bitte Allah um Vergebung für deine schlechten Manieren! Hinaus!« Sie floh, ehe er eine Schale nach ihr warf.
In einem nördlichen Vorort: 21 Uhr 14. Azadeh fuhr mit dem kleinen, arg verbeulten Wagen flott durch die von eleganten Villen und Wohnhäusern gesäumten Straßen. Nach einer Kreuzung bremste sie scharf, rutschte dabei quer über die Fahrbahn und vermied dabei nur knapp einen Unfall, ehe sie mit quietschenden Reifen in die Garage eines der Häuser hineinschoß.
Die Garage war dunkel. Sie nahm die Taschenlampe aus der Seitentasche und versperrte den Wagen. Sie trug einen eleganten warmen Mantel, Rock und Stiefel, Pelzhandschuhe und einen Hut. Auf der anderen Seite der Garage befanden sich Stiege und Lichtschalter. Als sie ihn betätigte, sprühte die nächste Glühlampe Funken und die Beleuchtung erlosch. Mit schweren Schritten stieg sie die Treppe hinauf. Die Wohnung, die Abdullah ihr und Erikki zur Verfügung gestellt hatte, lag im dritten Stock und ging auf die Straße hinaus. »Es ist kein Risiko dabei«, hatte sie Mac versichert, als er sie überreden wollte, in seiner Wohnung zu bleiben. »Wenn mein Vater mich in Täbris haben will, würde es mir absolut nichts helfen, hier bei euch zu bleiben. In der Wohnung habe ich Telefon, sie ist nur einen knappen Kilometer von hier entfernt, ich habe dort meine Sachen und einen Diener. Ich melde mich jeden Tag hei dir und warte – mehr kann ich nicht tun.« Auch im dritten Stock war es dunkel, aber sie hatte die Taschenlampe, fand den Schlüssel und steckte ihn ins Schloß. Da fühlte sie Augen auf sich gerichtet und wirbelte erschrocken herum. Der dunkelhäutige, unrasierte Kerl hatte die Hose offen und schwenkte ihr sein steifes Glied entgegen. »Ich habe schon auf
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