Wirbelsturm
Meter.«
»Kisch. 300 Meter beibehalten. Sie haben Verkehr genau östlich in 3.000 Metern.«
Es waren zwei Jagdflugzeuge. Er zeigte sie Kasigi, der sie nicht gesehen hatte. »Es sind F 14; wahrscheinlich kommen sie aus Bandar-e Abbas.« Kasigi äußerte sich nicht dazu, er nickte nur, und Scragger fühlte sich noch elender. Bis er einen Entschluß faßte.
»Es tut mir leid«, wiederholte er. »Aber Sie werden sich bis Al Schargas gedulden müssen. Andy Gavallan kann Ihnen helfen, ich kann es nicht.«
»Er kann helfen? In welcher Form? Wo liegt das Problem?«
Nach einer kleinen Pause antwortete Scragger: »Wenn einer helfen kann, dann er. Dabei wollen wir es belassen, mein Freund.«
Kasigi hörte die Endgültigkeit heraus, nahm sie aber im Augenblick noch nicht ernst, da er zu sehr mit der neuen Gefahrensituation beschäftigt war. Daß Scragger ihm nicht in die Falle gegangen war und das Geheimnis verraten hatte, ließ ihn in seiner Achtung steigen. Aber damit ist ihm noch nicht verziehen, dachte er, während Wut in ihm aufstieg. Er hat mir genug gesagt, um mich zu warnen, jetzt muß ich sehen, wie ich auch den Rest in Erfahrung bringe. Gavallan ist also der Schlüssel? Schlüssel zu was?
Der Kopf wollte ihm schier zerplatzen. Habe ich diesem Verrückten, diesem Zataki, nicht versprochen, unverzüglich mit ihm ins Geschäft zu kommen? Wie können es diese Leute wagen, unser ganzes Projekt zu gefährden – unser nationales Projekt? Ohne Helis können wir nicht anfangen. Es kommt einem Verrat an Japan gleich. Was haben sie vor?
Mit viel Mühe gelang es ihm, verbindlich zu lächeln. »Natürlich werde ich so bald wie möglich mit Gavallan sprechen. Hoffen wir, daß Sie unsere neue Operation leiten werden, was?«
»Die Entscheidung liegt hei Andy Gavallan.«
Sei nicht so sicher, dachte Kasigi, denn was immer geschieht, ich werde unverzüglich Helis haben – eure, die von Guerney, ganz gleich, von wem. Aber bei meinen Samurai-Vorfahren – Iran-Toda wird keine weiteren Risiken eingehen! Niemals! Und auch ich nicht!
53
Täbris – im Palast des Khans: 10 Uhr 50. Azadeh folgte Ahmed in das im westlichen Stil eingerichtete Schlafzimmer und ging zu dem Himmelbett hinüber; jetzt, da sie sich wieder in diesen Mauern befand, überlief es sie kalt. Neben dem Bett saß eine Krankenschwester in ihrer gestärkten weißen Uniform, ein halboffenes Buch im Schoß, und musterte sie neugierig durch ihre Brille. Muffige Brokatvorhänge vor den Fenstern schützten gegen Zug. Die Lichter waren gedämpft. Und in der Luft hing der schale Geruch eines alten Mannes.
Der Khan lag mit geschlossenen Augen im Bett, sein Gesicht war blaß, sein Atem ging stoßweise, und er hing an einem Tropf, der neben dem Bett stand. Mit zerzaustem Haar und tränennassen Wangen kauerte Ayscha auf einem Lehnsessel und döste vor sich hin. Zaghaft lächelte Azadeh sie an; sie tat ihr leid. Dann wandte sie sich an die Krankenschwester, erkannte dabei aber ihre eigene Stimme nicht mehr: »Bitte, wie geht es Seiner Hoheit?«
»Ganz gut. Aber er darf sich nicht aufregen oder gestört werden«, antwortete die Schwester leise in stockendem Türkisch. Azadeh sah sie genauer an und stellte fest, daß sie Europäerin war, Mitte 50, mit gefärbtem braunem Haar. Am Ärmel hatte sie ein rotes Kreuz aufgenäht. »Oh, Sie sind Engländerin? Oder Französin?«
»Schottin«, antwortete die Frau, offensichtlich erleichtert auf Englisch. »Ich bin Schwester Bain vom hiesigen Krankenhaus. Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend – wenn man berücksichtigt, daß er nie tut, was man ihm sagt. Und wer sind Sie bitte?«
»Ich bin seine Tochter Azadeh. Ich bin soeben aus Teheran eingetroffen. Wir … wir sind die Nacht durchgefahren.«
»Ach ja«, entgegnete die Schwester, überrascht, daß ein so häßlicher Mann eine so schöne Frau gezeugt hatte. »Wenn ich einen Vorschlag machen darf, junge Frau, es wäre besser, ihn schlafen zu lassen. Sobald er aufwacht, werde ich ihm sagen, daß Sie da sind und Sie holen lassen. Schlaf ist gut für ihn.«
Gereizt schaltete Ahmed sich ein: »Bitte, wo ist der Wächter Seiner Hoheit?«
»In einem Krankenzimmer ist kein Platz für Bewaffnete, ich habe ihn weggeschickt.«
»Es wird immer ein Wächter da sein, außer der Khan oder ich schicken ihn weg.« Zornig machte Ahmed kehrt und ging.
»Es ist ein Brauch, Schwester«, sagte Azadeh.
»Na schön. Auch so ein Brauch, den man ruhig vergessen kann.«
Azadeh
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