Wirbelsturm
kritisch werden sollte. Wenn alles sicher zu sein scheint, komme ich Dienstag abend. Viel Glück.‹
Dem Khan blieb nichts anderes übrig, als den beiden Männern den Brief zu zeigen. »Ist es wahr, was er da von Pahmudi schreibt?«
»Ja. Er ist ein alter Freund von Ihnen, nicht wahr?« hatte Fazir ihn gefrotzelt.
»Nein … ist er nicht. Raus!«
»Gewiß, Hoheit. Bis auf weiteres steht der Palast unter Aufsicht. Sie brauchen auch nicht zu fliehen. Bitte tun Sie nichts, um Mzytryks Ankunft am Dienstag zu verhindern. Was Pahmudi und die SAVAMA angeht, die können nichts ohne mein Einverständnis tun. In Täbris bin jetzt ich das Gesetz. Gehorchen Sie, und ich werde Sie schützen – verweigern Sie mir den Gehorsam, werden Sie sein Pischkesch sein.«
Die zwei Männer hatten sich verabschiedet, und der Khan war vor Wut fast erstickt. Plötzlich war er auf dem Fußboden gelegen, und Ahmed hatte ihn schon für tot gehalten, aber er lebte noch. Nur eine wächserne Blässe, zuckende Glieder und stoßweises Atmen.
»Wie es Allah gefällt«, murmelte Ahmed. Am liebsten würde er diese Nacht vergessen.
Im Blauen Salon: 11 Uhr 15. Nachdem sie festgestellt hatten, daß sie ganz allein waren, hob Hakim Azadeh hoch und schwang sie durch die Luft. »Oh, es ist wunderbar, wunderbar, wunderbar, dich wiederzusehen …«, begann sie, aber er flüsterte: »Sei leise, Azadeh, es gibt überall Ohren, und ganz sicher wird jemand wieder alles falsch auslegen und lügen.«
»Najoud? Soll sie doch zum Teuf…«
»Still, Liebling, sie kann uns nicht mehr wehtun. Ich bin der offizielle Erbe.«
»Oh, erzähl mir, wie alles gekommen ist, erzähl mir alles.«
Sie setzten sich auf das lange Sofa, und Hakim konnte die Worte gar nicht schnell genug über die Lippen bringen. »Zunächst einmal Erikki: Das Lösegeld beträgt zehn Millionen Rial für ihn und den Hubschrauber.«
»Vater kann das herunterhandeln und zahlen. Dann wird er sie aufstöbern und in der Luft zerreißen lassen.«
»Ja, ja, natürlich kann er das, und er hat mir in Gegenwart Ahmeds versprochen, sofort damit anzufangen, sobald du wieder da bist. Ja, und es ist auch wahr, daß er mich als Erbe eingesetzt hat, vorausgesetzt, ich schwöre bei Allah, daß ich den kleinen Hassan ebenso liebhaben werde wie dich – das habe ich natürlich gleich und gern getan –, und ich sagte, daß wir auch beide bei Allah schwören würden, in Täbris zu bleiben, daß ich lernen würde, in seine Fußstapfen zu treten, daß du hierbleiben würdest und mir helfen! Oh, wir werden so glücklich sein!«
»Das ist alles, was wir tun müssen?« fragte sie zweifelnd.
»Ja, das ist alles. Er hat mich vor der ganzen Familie zum Erben eingesetzt – sie haben ein Gesicht gemacht, als ob ihr letztes Stündlein geschlagen hätte, aber das macht nichts, Vater hat vor ihnen die Bedingungen genannt, ich habe mich natürlich sofort einverstanden erklärt, und das wirst du auch tun – warum sollten wir nicht?«
»Selbstverständlich, selbstverständlich!« Wieder umarmte sie ihn und barg ihr Gesicht an seiner Schulter, um ihre Freudentränen zu trocknen. Auf der ganzen Fahrt von Teheran herauf hatte sie herumgerätselt, was das für Bedingungen sein würden. Ahmed hatte keinerlei Andeutungen gemacht. Und jetzt? »Es ist unglaublich, Hakim, es ist wie ein Wunder. Natürlich werden wir den kleinen Hassan liebhaben, und du wirst ihm das Khanat übertragen, ihm oder seinem Nachfolger, wenn das Vaters Wunsch ist. Allah schütze uns und ihn und Erikki. Erikki kann sicher fliegen, soviel er will, warum auch nicht? Oh, es wird herrlich werden!« Sie trocknete sich die Augen. »Ich sehe sicher schrecklich aus.«
»Du siehst wunderbar aus. Jetzt erzähl mir, wie es dir ergangen ist. Ich weiß nur, daß du im Dorf mit … mit diesem britischen Saboteur erwischt wurdest und dann irgendwie geflohen bist.«
»Es war ein wahres Wunder, Hakim … dieser elende Mullah … ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie wir entkamen … nur was Johnny mir nachher erzählt hat … mein Johnny mit den blauen Augen, Hakim.«
Hakim machte große Augen. »Johnny aus der Schweiz?«
»Ja, er war das. Er war der britische Offizier.«
»Aber wie … das verstehe ich nicht.«
»Er hat mir das Leben gerettet, Hakim! Oh, es gibt so viel zu erzählen!«
»Als Vater von den Vorgängen im Dorf erfuhr … du weißt doch, daß der Mullah von hezbollahis erschossen wurde, nicht wahr?«
»Johnny hat es mir
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