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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bayazid mürrisch zurück, »was sollte mich daran hindern, alles zu nehmen, dich zu töten, den Palast niederzubrennen und sie als Geisel mitzunehmen, um den Piloten zu zwingen, äh?«
    »Nichts. Außer deiner Ehre. Haben Kurden keine Ehre?« Hakims Stimme klang rauh. Wie aufregend das ist, dachte er. Der Preis des Versagens ist Tod. »Das ist mehr als das geforderte Lösegeld.«
    »Ich … ich akzeptiere es vor Allah als volle Zahlung für den Piloten und das Flugzeug.« Bayazid wandte den Blick von dem Schmuckstück ab. »Aber für dich, für dich und die Frau …« Schweiß stand ihm in großen Tropfen auf der Stirn. Soviel Reichtum, brüllte sein Verstand, so viel, so leicht, ihn an sich zu reißen, aber es geht um die Ehre, o ja, viel Ehre! »… für dich und die Frau soll auch ein angemessenes Lösegeld gezahlt werden.«
    Draußen ließ jemand den Motor eines Wagens an. Die Männer stürzten ans Fenster. Der Wagen raste durch das große Tor hinaus in die Stadt hinunter. »Schnell«, drängte Bayazid, »entscheide dich, Agha.«
    »Die Frau ist wertlos«, gab Hakim zurück. Die Lüge fiel ihm schwer, aber er begriff, daß er feilschen mußte, wenn nicht alles verloren sein sollte. Seine Finger wählten ein Armband aus Rubinen und boten es ihm an. »Einverstanden?«
    »Für dich mag die Frau wertlos sein – aber nicht für den Piloten. Das Armband und die Halskette, die da, zusammen mit dem Armband mit den grünen Steinen.«
    »Bei Allah, das ist zuviel«, explodierte Hakim. »Dieses Armband ist mehr als genug – mehr als der Pilot und das Flugzeug wert sind!«
    »Dann eben die Halskette und das andere Armband, das mit den grünen Steinen!«
    So feilschten und schacherten sie und wurden dabei immer zorniger. Alle hörten aufmerksam zu, ausgenommen Erikki, der nichts verstand und vor Wut hätte aufheulen mögen. Mit seinen Gedanken war er ausschließlich bei Azadeh. Wo blieb nur der Arzt, und wie konnte er ihr und Hakim helfen? Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Als die wütenden Stimmen der beiden Männer ein Crescendo erreichten, hielt Hakim den richtigen Augenblick für gekommen. Er stieß ein herzzerreißendes Wehgeschrei aus, das ebenfalls Teil des Rituals war. »Als Verhandlungspartner bist du einfach zu gut für mich, bei Allah! Also das ist jetzt mein letztes Angebot!« Er legte das Diamantenarmband, die kleinere Smaragdhalskette und das schwere Goldarmband auf den Teppich. »Sind wir uns einig?«
    Es war ein fairer Preis – nicht so viel, wie Bayazid wollte, aber weit mehr, als er erwartet hatte. »Ja«, antwortete er und steckte die Schmuckstücke ein. »Schwörst du bei Allah, uns nicht zu verfolgen? Uns nicht anzugreifen?«
    »Ja, bei Allah!«
    »Gut. Pilot, ich brauche dich, du mußt uns in unser Dorf zurückbringen …«, sagte Bayazid auf Englisch, sah die Wut in Hakims Gesicht aufsteigen und setzte hastig hinzu: »Ich befehle dir nichts, Agha, ich bitte. Hier.« Er bot Erikki das goldene Armband an. »Ich wünsche deine Dienste in Anspruch zu nehmen, und das biete ich dir als Bez…« Er hielt inne, da einer seiner Männer, die den Hof bewachten, einen Warnruf ausstieß: »Aus der Stadt kommt ein Wagen herauf!«
    Bayazid schwitzte jetzt noch stärker. »Bei Allah, Pilot, ich schwöre es dir, ich werde dir kein Leid zufügen.«
    »Ich kann euch nicht ausfliegen«, entgegnete Erikki. »Ich habe nicht genug Treibstoff.«
    »Dann eben nicht die ganze Strecke, den halben Weg, nur den halben!«
    »Der Treibstoff reicht nicht.«
    »Dann nimm uns mit und setze uns in den Bergen ab. Nur ein kleines Stück. Ich bitte dich – ich befehle nichts«, sagte Bayazid und fügte hastig hinzu: »Beim Propheten, ich habe dich anständig behandelt und ihn auch, und wir haben auch sie nicht … belästigt. Ich bitte dich.«
    Sie alle hatten die Drohung in der Stimme gehört. Vielleicht eine Drohung, vielleicht auch keine, aber Erikki zweifelte keinen Augenblick daran, daß die schillernde Seifenblase ›Ehre‹ und ›vor Allah‹ mit dem ersten Schuß zerplatzen würde, und daß es nun an ihm lag, den Angriff nicht zur Katastrophe werden zu lassen. Mit ernstem Gesicht streichelte er Azadeh noch einmal, warf einen Blick auf den Khan, nickte, erhob sich und riß das Sturmgewehr aus den Händen des ihm am nächsten stehenden Kriegers. »Ich vertraue deinem Wort vor Allah, und ich töte dich, wenn du falsch spielst. Ich setze euch am Nordrand der Stadt in den Bergen ab. Und jetzt alle in den Heli!

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