Wirbelsturm
konnte.
Hussain seufzte, und in seinen Augen erlosch das Licht. Er schulterte sein Gewehr und ging voran. Beim Eingang zog er seine Schuhe an und wartete, bis Starke in den seinen war. Weitere vier hezbollahis schlossen sich ihnen an. »Wir gehen zur Basis«, wies Hussain sie an.
»Ich habe meinen Wagen an der gegenüberliegenden Seite des Platzes geparkt«, sagte Starke, der unendlich erleichtert war, wieder im Freien zu sein. »Es ist ein Kombi, in dem haben wir alle Platz.«
»Gut. Wo steht er?«
Starke deutete in die entsprechende Richtung und fing an, sich durch die Buden, die auf dem Platz standen, einen Wegzu suchen. Er war fast einen Kopf größer als die meisten Menschen auf dem Platz. Während er an die Worte des Mullahs dachte, versuchte er sich zurechtzulegen, wie er sich zu der Operation ›Wirbelsturm‹ äußern solle.
»Verdammt«, murmelte er, als er sich der Gefahr bewußt wurde. Ich hoffe, Rudi entschließt sich, das gesamte Unternehmen abzublasen, denn dann tue ich es auch, wie immer sich Scrag entscheidet. Automatisch suchte er das Rund ab, so als ob er im Cockpit säße, und bemerkte vor sich, dort am Brunnen, eine heftige Bewegung. Dank seiner Körpergröße sah er den Jungen mit dem Gewehr als erster. Als Hussain ihn einholte und an seine Seite trat, blieb er starr vor Erstaunen stehen. Aber es war kein Irrtum. Der kreischende junge Berserker stürzte zwischen den Leuten hindurch direkt auf ihn zu. »Ein Attentat!« keuchte er, während die Menschen entsetzt auseinanderstoben. In sprachloser Bestürzung sah er den Jungen abrupt zum Stehen kommen und das Gewehr auf ihn richten.
Aber noch bevor er sich zu Boden werfen und hinter einer Bude in Deckung gehen konnte, traf ihn die erste Kugel und schmetterte ihn gegen einen der hezbollahis hinter ihm. Weitere Kugeln, Schreie, dann der betäubende Knall eines anderen Gewehrs in seiner Nähe.
Es war das Gewehr Hussains, dessen Reflexe sehr gut gewesen waren. Ihm war sofort klar geworden, daß der mörderische Anschlag ihm galt. Mit einer einzigen Bewegung hatte er das Gewehr von der Schulter gerissen, gezielt und geschossen.
Sein Feuer war zielsicher und durchlöcherte Ibrahim Kyabi, riß ihm die Waffe aus den schon toten Händen und schleuderte ihn in den Dreck. Wie betäubt hörte der Mullah auf zu schießen und stellte fest, daß er noch aufrecht stand, daß er nicht getötet worden war, daß der Mörder ihn verfehlt hatte. Er war also nicht den Märtyrertod gestorben und auf dem Weg ins Paradies. Verwirrt sah er sich um. Menschen jammerten und fluchten, einer seiner hezbollahis lag tot auf dem Platz, viele der Umstehenden waren verwundet. Starke schien sich zwischen zwei Buden verkrochen zu haben.
»Gelobt sei Allah, Exzellenz Hussain! Sie sind unverletzt geblieben!« rief ein hezbollahi.
»Wie es Allah gefällt. Allah ist groß.« Hussain ging zu Starke und kniete neben ihm nieder. Er sah Blut aus dessen linkem Ärmel tropfen. Der Ungläubige war leichenblaß. »Wo sind Sie verletzt?«
»Ich … ich bin nicht sicher. Ich … ich glaube, es ist meine Schulter oder die Brust.« Es war das erste Mal, daß jemand auf Starke geschossen hatte. Als er von der Kugel nach hinten auf den hezbollahi und dann zu Boden geschleudert worden war, hatte er im Geist aufgeschrieen: Ich bin tot! Dieser Bastard hat mich getötet! Ich werde Manuela und die Kinder nie wiedersehen … Ich bin tot. Dann dieses wilde Verlangen davonzulaufen, vor seinem eigenen Tod zu flüchten. Er hatte aufspringen wollen, aber die Schmerzen waren über seine Kräfte gegangen. Und jetzt kniete Hussain neben ihm.
»Lassen Sie mich Ihnen helfen!« sagte Hussain, und dann zu einem hezbollahi: »Nimm seinen anderen Arm!«
Starke brüllte vor Schmerzen, als sie ihn umdrehten, um zu versuchen, ihn aufzurichten. Als die Schmerzen nachgelassen hatten, stellte er fest, daß er den linken Arm überhaupt nicht bewegen konnte. Mit der unverletzten rechten Hand tastete er sich ab. Er bewegte die Beine. Keine Schmerzen. Alles schien zu funktionieren bis auf den linken Arm und die Schulter. Er biß die Zähne zusammen, öffnete seinen Parka und riß sich das Hemd auf. Blut quoll aus dem Loch in der Schulter, aber es sprudelte nicht. Das Atmen fiel ihm nicht besonders schwer, und er empfand nur einen stechenden Schmerz, wenn er sich zu heftig bewegte. »Ich … ich glaube nicht … daß die Lunge …«
»Bist ein Satansbraten, Pilot«, sagte der hezbollahi und lachte. »Hör mal, da
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