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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht nur Däumchen gedreht hast. Mensch, ich brauche eine Zigarette!
    Hakim Khan furchte die Stirn. »Wie bekomme ich Zugang zu den Informationen?« fragte er, und beiden Besuchern war sofort klar, daß er den Köder geschluckt hatte.
    »Wie immer Sie wünschen«, antwortete Haschemi. »Wie immer Sie wünschen.«
    Wieder ein kleines Schweigen. »Ich werde mir überlegen, was …« Hakim Khan unterbrach sich und lauschte. Jetzt hörten sie alle das sich nähernde Tuckern der Rotoren und den Lärm der Triebwerke. Die Besucher wollten zum Fenster. »Augenblick«, sagte Hakim. »Würde mir einer von Ihnen bitte behilflich sein?«
    Erstaunt halfen sie ihm auf. »Danke«, sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. »So ist es besser. Es ist mein Rücken. Bei der Explosion muß ich ihn mir verzogen haben.« Von Haschemi und Armstrong gestützt, humpelte er zu den hohen Fenstern hinüber, die auf den Vorhof hinausgingen.
    Die 212 flog langsam ein und setzte zur Landung an. Als sie näherkam, erkannten sie Erikki und Ahmed auf den Vordersitzen, aber Ahmed war zusammengesackt und offenbar verwundet. Das Flugwerk wies ein paar Einschußlöcher auf, aus einem Seitenfenster war ein großes Stück Plastik herausgerissen. Der Helikopter setzte perfekt auf, und sofort erstarben die Triebwerke. Jetzt sahen sie auch die Blutflecke auf Erikkis weißem Kragen und einem Ärmel.
    »O Gott …«, murmelte Armstrong.
    »Agha«, wandte sich Hakim Khan drängend an Haschemi, »sehen Sie doch bitte, ob Sie verhindern können, daß der Arzt das Haus verläßt.« Sofort lief Haschemi los.
    Vom Fenster aus konnten sie die Vordertreppe überblicken. Die große Tür ging auf, Azadeh trat heraus und blieb stocksteif stehen. Neben ihr versammelten sich Wächter und Dienerschaft und einige Familienmitglieder. Erikki öffnete die Cockpittür und kletterte unbeholfen heraus. Müde, aber sicher und aufrecht ging er auf sie zu, und dann lag sie in seinen Armen.

56
    Stadt Kowiss: 12 Uhr 10. Geduldig wartete Ibrahim Kyabi darauf, daß der Mullah Hussain aus der Moschee kam und auf den verkehrsreichen Platz heraustrat. In sich zusammengesunken, saß er an den Brunnen gegenüber dem großen Tor gelehnt, in den Armen eine Tasche aus Segeltuch mit seiner entsicherten M 16. Seine Augenränder waren vor Müdigkeit gerötet, sein ganzer Körper schmerzte ihn von der über 600 Kilometer langen Fahrt.
    Ein hochgewachsener Europäer fiel ihm auf. Der Mann folgte einem hezbollahi und trug dunkle Kleidung, einen Parka und eine Schildmütze. Die beiden gingen an der Moschee vorbei und verschwanden in einem Seitengäßchen. In der Nähe befand sich das Labyrinth des Basars, dessen Dunkelheit, Wärme und Sicherheit ihn verlockten, seinen Platz in der Kälte zu verlassen.
    »Was ist das für ein Mensch, dieser Mullah Hussain?« hatte er den Straßenverkäufer gefragt, der ihm eine Portion dampfenden Bohnen-Khoresch aus einem über dem Holzkohlenfeuer hängenden Kessel schöpfte. Es war am frühen Morgen gewesen, unmittelbar nach seiner Ankunft.
    Der zahnlose Alte hatte mit den Achseln gezuckt. »Ein Mullah eben.«
    Ein anderer Kunde, der das gehört hatte, reagierte mit einer Verwünschung. »Der Teufel soll dich holen! Hör nicht auf ihn, Fremder! Der Mullah Hussain ist ein wahrer Freund des Volkes, ein Mann Allahs, und sein ganzer Besitz besteht aus einem Gewehr und Munition, um die Feinde Allahs zu töten!« Andere Kunden stimmten dem bärtigen Burschen zu und erzählten von der Einnahme des Luftstützpunktes. »Unser Mullah ist ein wahrer Anhänger des Imam, bei Allah, und er wird uns ins Paradies führen!«
    Fast hätte Ibrahim vor Wut losgebrüllt. Hussain und alle Mullahs verdienten den Tod dafür, daß sie diesen armen Bauern solchen Unsinn verkündeten. Ins Paradies? Schöne Gewänder und Wein und 40 ewige Jungfrauen auf seidenen Betten?
    Ich will nicht an die Liebe denken. Ich will nicht an Scharazad denken. Noch nicht.
    Scharazad war jetzt nur mehr der Teil eines Traums. Aber so war es besser, viel besser. Er hatte im Kaffeehaus auf sie gewartet, als Jari zu ihm getreten war. »Im Namen Allahs, ihr Mann ist wieder da. Was nie begonnen hat, ist für immer zu Ende.« Dann war sie in der Menge verschwunden. Sofort hatte er sich sein Gewehr geholt und war zum Busbahnhof gegangen. Jetzt wartete er; bald würde er ein Märtyrer sein, der im Namen der Massen gegen blinde Tyrannei Rache übte. So bald schon? Bald würde er ins Dunkel eingehen oder ins Licht, ins große

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