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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Soll ich ihn fragen?«
    Qeschemi sagte nichts. Er ging ins Freie hinaus, ohne auf das halbe Dutzend hezbollahis zu achten, die neugierig zusahen. Auf Persisch sagte er: »Wo sind denn die Leute alle, Agha?«
    Ali Pasch machte den Dolmetscher für Scragger, verdrehte dabei aber die Worte in einer Weise, daß sie besser und überzeugender klangen. Weil doch heute heiliger Tag sei und es daher keine zahlenden Fluggäste geben würde, habe der Captain dem iranischen Personal korrekterweise freigegeben, die 212 zu einem Ground check auf das Versuchsgelände geschickt und die übrigen Mechaniker auf ein Picknick fahren lassen. Er selbst würde sich jetzt in die Moschee begeben, sobald Exzellenz Sergeant mit dem zu Ende gekommen sei, womit er zu Ende kommen wollte.
    Da er kein Persisch verstand, war Scragger völlig frustriert. Er haßte es, derart die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Ali Pasch hatte sein Leben und das seiner Männer in der Hand.
    »Seine Exzellenz fragt, welche Pläne Sie für den Rest des Tages haben.«
    »Eine verdammt gute Frage«, murmelte Scragger, worauf ihm eine alte Familienmaxime in den Sinn kam: »Du hängst für ein Lamm, du hängst für ein Schaf – also kannst du auch gleich die ganze Herde nehmen.« Der Verfasser war einer seiner Vorfahren gewesen, ein Mann, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelebt und den man nach Australien deportiert hatte. »Sag ihm bitte, daß ich, wenn er seine Inspektion beendet hat, ins Kohlfeld hinüberfliegen werde, um Ed durchzuchecken. Seine Lizenz steht zur Verlängerung an.«
    Während Qeschemi wieder eine Frage stellte und Ali Pasch sie beantwortete, überlegte er sich, was er tun sollte, wenn Qeschemi sagen würde: »Gute Idee, ich komme mit.«
    »Seine Exzellenz möchte wissen, ob Sie so freundlich wären, der Polizei etwas Benzin zu borgen.«
    »Was?«
    »Er braucht Benzin, Captain. Er möchte sich Benzin ausleihen.«
    »Aber gewiß doch, Agha, gewiß doch!« Einen Augenblick lang blühte Hoffnung in ihm auf. »Kommen Sie, Ali, Sie können mir helfen«, sagte er, weil er ihn nicht mit Qeschemi allein lassen wollte, ging zur Pumpe voraus und winkte Corporal Achmed, ihm mit dem Wagen zu folgen. Der Windsack hüpfte. Er sah, wie sich hoch oben die Wolken auftürmten und, von einem stürmischen Wind getrieben, schnell dahinzogen. Hier unten war es immer noch ein Südostwind, obwohl er noch mehr nach Süden gedreht hatte. Gut für uns, aber ein scheußlicher Gegenwind für die anderen, dachte er.
    In den Hubschraubern   – im Anflug auf die Insel Kisch: 9 Uhr 07. Lutz' vier Helis flogen in Sichtweite, noch näher beieinander als zuvor, und schwebten ruhig und knapp über den Wellen dahin. Man konnte zwischen 200 und 800 Meter weit sehen. Alle Piloten sparten an Treibstoff, während sie gleichzeitig bemüht waren, maximale Reichweite zu erzielen. Wieder beugte Lutz sich vor, um auf den Benzinanzeiger zu klopfen. Der Zeiger bewegte sich geringfügig und registrierte knapp unter Halbvoll. »Kein Problem, Rudi, sie läuft prima«, sagte Faganwitch über die Sprechanlage. »Wir haben reichlich Zeit zum Auftanken, stimmt's? Wir liegen noch im Zeitplan, oder?«
    »O ja.« Trotzdem rechnete Lutz noch einmal ihre Reichweite durch, wobei er auch jetzt wieder das gleiche Ergebnis ermittelte: Genug, um Bahrain zu erreichen, aber nicht genug für die gesetzlich vorgeschriebene Treibstoffreserve. »Teheran, hier spricht Bandar-e Delam, können Sie mich hören?« Wieder hatte er Jahans Stimme im Kopfhörer; sie irritierte ihn mit ihrer Hartnäckigkeit. Einen Augenblick lang fühlte er sich versucht, abzuschalten, aber das war doch zu gefährlich.
    »Bandar-e Delam, hier spricht Teheran. Wir hören Sie recht gut. Sprechen Sie!«
    Ein persischer Wortschwall. Lutz hörte mehrmals ›Siamaki‹ heraus, aber sonst wenig. Dann erkannte er Siamakis Stimme, gereizt, arrogant wie immer, nur jetzt zusätzlich sehr zornig. »Warten Sie, Bandar-e Delam. Al Schargas, hier spricht Teheran! Können Sie mich hören?« Und noch zorniger: »Al Schargas, hier spricht Generaldirektor Siamaki, können Sie mich hören?« Keine Antwort. Wieder eine Flut von persischen Sätzen, und dann schrie Faganwitch auf: »Achtung! Vor uns!«
    Auf dem Weg zu seinem irakischen Terminal raste der fast 300 Meter lange Supertanker durch den Dunstschleier breitseitig auf sie zu und türmte sich mit bellendem Nebelhorn vor ihnen auf. Lutz wußte, daß er in der Falle saß. Er hatte keine Zeit,

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