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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hieße äußersten Falls 1 Uhr 30. Ich schätze, er wird zwischen 1 Uhr und 1 Uhr 15 eintrudeln.«
    Aber jetzt war es 2 Uhr, und von Mac war nichts zu sehen. Die Mechaniker hatten die leeren Fässer in einer Reihe aufgestellt, fünf waren noch voll. Die Trommeln waren auf Routineflügen zu den Bohrtürmen hergeschafft, unter Planen versteckt und unter Sand und Algen getarnt worden. Vor der Küste, im Dunst kaum sichtbar, ragte eine Bohrinsel hoch auf Stelzen aus dem Wasser.
    Es stank nach faulendem Fisch und Seetang. Immer noch wehte der Wind mit etwa 30 Knoten, ihrem geplanten Fluchtweg entgegen. Die Wolkenuntergrenze hatte sich auf etwa 70 Meter gesenkt. Aber Tom Lochart nahm das alles kaum zur Kenntnis. Mehr und mehr war er mit seinen Gedanken in Teheran und bei Scharazad, während er mit gespannter Aufmerksamkeit über Wind und Wellen hinweg auf den Lärm einer sich nähernden 206 wartete. Komm schon, Mac, flehte er, laß mich nicht im Stich! Komm schon, Mac …
    Dann hörte er sie. Ein paar Sekunden, um sicherzugehen, dann sprang er aus der Kabine. Auch Ayre hatte seine Tagträume vergessen und stand neben ihm. Beide spähten zur Wolkendecke hinauf und horchten angestrengt. Das Triebwerk wurde lauter, die Maschine flog über sie hinweg, aufs Meer hinaus, und Lochart stieß eine Verwünschung aus. »Er hat uns nicht gesehen!«
    »Ruf ihn per Funk!« schlug Ayre vor.
    »Zu gefährlich … noch nicht … Er macht noch einen Durchgang … der gibt nicht so schnell auf.«
    Sie warteten. Der Motorenlärm wurde schwächer und schwächer, blieb gleich und nahm wieder zu. Wieder machte der Heli einen Durchgang, verfehlte sie, entfernte sich, kam zurück. Einen halben Kilometer am Strand entfernt, stieß er durch die Wolken, machte sie aus und begann seinen Anflug. Kein Zweifel, es war ihre Maschine. McIver saß am Steuer und war allein. Sie brachen in Jubel aus.
    Im Cockpit der 206. McIver hatte große Schwierigkeiten gehabt, den Treffpunkt zu finden. Die Schlammzonen sahen alle gleich aus, der Küstenstrich ebenso, und er hatte bei ungünstigem Wetter fliegen müssen. Dann hatte er sich an die stillgelegte Bohrinsel vor der Küste erinnert, hatte das Tempo verringert, um sie zu finden, und von dort Kurs auf das Festland genommen. Kaum hatte er festen Boden unter den Kufen, stieß er die Tür des Cockpits auf und sagte auf alle ihre Fragen: »Tut mir leid, aber zuerst muß ich mal pinkeln. Freddy, schalt für mich ab!« Und schon hatte er seinen Sicherheitsgurt geöffnet, war herausgeklettert und unter den Rotorblättern zur nächsten Düne geeilt. Als er zurück kam, blickte er sich um, sah Ayre, der auf ihn wartete, und die anderen bei den 212. Da bemerkte er Wazari. »Was zum Teufel macht der da?«
    »Tom hielt es für das beste, ihn mitzunehmen, für sicherer, als ihn zurückzulassen. Und er hat uns auch geholfen. Aber jetzt müssen wir los, Mac! Was machen wir mit der 206?«
    »Wir müssen sie hierlassen.« Sie war nicht mit Langstreckentanks ausgestattet, und es hätte zuviel Zeit in Anspruch genommen, ein provisorisches Reservetanksystem einzubauen. Und selbst mit einem solchen hätte der widrige Wind den Treibstoff verschlungen und den Flug unmöglich gemacht. »Ich dachte daran, sie auf der Bohrinsel abzustellen. Aber das geht nicht, weil nicht genug Platz für sie und eine 212 vorhanden ist, die mich dann aufnehmen müßte.«
    »Gab es Probleme mit Kia?«
    »Nein. Er hat mir ein bißchen Kummer gemacht, aber …« Er wirbelte herum. Hinter ihnen hatte Lochart die 206 angelassen, die jetzt abhob und rückwärts schwebte. »Um Gottes willen, Tom!« brüllte McIver und lief auf den Hubschrauber zu, aber Lochart war schneller und hob ihn einen Meter ab. »Tommmmmm!«
    Lochart beugte sich aus dem Cockpitfenster. »Wart nicht auf mich, Mac!«
    »Aber du hast doch fast keinen Treibstoff mehr!«
    »Für den Moment reicht's. Ich warte, bis ihr fort seid, lande und tanke auf. Auf Wiedersehen in Al Schargas!«
    »Was soll das?« wunderte sich Ayre.
    »Scharazad«, sagte McIver und verwünschte seine Unachtsamkeit. »Er muß 50 Pläne gemacht haben, um sich der 206 zu bemächtigen.« Er legte die Hände trichterförmig an den Mund. »Tom, du vermasselst die ganze Operation ›Wirbelsturm‹. Du mußt mit uns kommen.«
    »Mich werden die nie zur Geisel nehmen, Mac! Niemals! Dafür trage ich allein die Verantwortung! Es ist meine Entscheidung! Und jetzt haut ab! Ich hole mir Scharazad. Versucht nicht, mich aufzuhalten!

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