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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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jetzt rasch dem Ende zu, und seine Worte waren kaum mehr zu verstehen. »Ich habe meine Rache gehabt.«
    »Ahmed!« flüsterte Hakim rasch. »Hast du mir etwas nicht gesagt, was ich wissen sollte?«
    »Ich habe alles gesagt …« Nach einer kleinen Weile öffnete der Sterbende seine Augen, und Hakim tat einen Blick in den Abgrund. »Es gibt keinen anderen Gott als Allah und …« Aus einem Mundwinkel quoll ein wenig Blut. »Ich habe Sie zum Khan …« Das letzte Wort starb mit Ahmed.
    »Herr Doktor!« rief Hakim.
    Sogleich kam der Arzt mit dem Wächter herein und schloß dem Toten die Augen. »Wie es Allah gefällt. Was soll ich mit dem Toten machen, Hoheit?«
    »Was machen Sie denn sonst mit Leichen?« Hakim stützte sich auf seine Krücken und verließ den Raum. Der Wächter folgte ihm. Jetzt bist du also tot, Ahmed, dachte Hakim, und ich bin allein, abgetrennt von der Vergangenheit und niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Du hast mich zum Khan gemacht? War es das, was du sagen wolltest? Wußtest du nicht, daß es auch in diesem Raum Gucklöcher gab?
    Ein Lächeln spielte um seine Lippen, dann verhärteten sich seine Züge. Und jetzt zu Oberst Fazir und Erikki, dem Mann mit dem Dolch, wie du ihn nanntest.
    Im Palast: 18 Uhr 48. Im schwindenden Licht besserte Erikki sorgfältig mit durchsichtigem Klebeband eines der Einschußlöcher in der Plastikschutzscheibe der 212 aus. Mit dem Arm in der Schlinge fiel es ihm schwer, aber seine Hand war kräftig, und die Wunde am Unterarm nicht groß, von einer Infektion keine Spur. Sein Ohr war fest verbunden, sein Haar der Hygiene wegen zum Teil abrasiert, und es ging ihm schon viel besser. Er hatte guten Appetit, und die stundenlangen Gespräche mit Azadeh hatten ihm bis zu einem gewissen Grad seinen inneren Frieden wiedergegeben.
    Ja, dachte er, bis zu einem gewissen Grad habe ich meinen Frieden gefunden, aber das reicht nicht, um das Töten zu verzeihen oder zu vergessen, welche Gefahr ich darstelle. Aber was soll's? Ich bin der Mensch, zu dem die Götter mich gemacht haben. Doch was ist nun mit Ross und Azadeh? Und warum hat sie stets das kookri bei der Hand? »Es war ein Geschenk für dich, Erikki, für dich und für mich.«
    »Es bringt kein Glück, wenn man einem Mann ein Messer schenkt, ohne dafür zumindest eine Münze zu zahlen. Wenn ich ihn sehe, werde ich ihm symbolisch Geld geben und sein Geschenk annehmen.«
    Wie war das mit Ross und Azadeh? Er setzte sich auf die Trittkante des Cockpits und blickte zum Himmel auf, doch der Himmel gab ihm keine Antwort. Auch nicht die untergehende Sonne. Die Muezzins riefen zum Gebet. Die Wachtposten am Tor wandten sich gen Mekka und warfen sich zu Boden; das gleiche taten die Menschen im Palast, die Arbeiter auf den Feldern, in den Schafhürden und in der Teppichfabrik.
    Unbewußt griff seine Hand nach seinem Dolch. Ohne es zu wollen, fiel sein Blick auf das Sten-Maschinengewehr, das noch neben dem Pilotensitz lag und mit einem vollen Ladestreifen versehen war. Auch andere Waffen, Sturmgewehre und M 16 der Bergbewohner, waren in der Kabine versteckt. Er konnte sich nicht erinnern, sie ihnen weggenommen und hier versteckt zu haben. Aber heute morgen hatte er sie entdeckt, als er daran gegangen war, die Maschine nach Schäden zu untersuchen und das Innere zu säubern.
    Mit dem verbundenen Ohr hörte er den sich nähernden Wagen nicht und war überrascht, als dieser am Tor auftauchte. Dort erkannten die Wachtposten des Khans die Insassen und winkten den Wagen durch, der im großen Vorhof neben dem Springbrunnen stehenblieb. Erikki drückte auf den Startknopf, das Triebwerk sprang kurz an, ließ das ganze Flugwerk erzittern und starb ab.
    »Guten Abend, Captain«, begrüßten ihn Haschemi Fazir und Armstrong. »Wie geht es Ihnen heute?« fragte der Oberst.
    »Guten Abend. Mit ein bißchen Glück stehe ich nächste Woche besser da als je zuvor«, antwortete Erikki liebenswürdig, aber immer auf der Hut.
    »Die Wächter sagen, Seine Hoheit und Ihre Frau seien noch nicht zurück. Der Khan erwartet uns aber, er hat uns hergebeten.«
    »Sie sind ins Internationale Krankenhaus gefahren, um sich röntgen zu lassen, sollten aber bald wieder da sein. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Wir haben Wodka, Whisky, Tee und natürlich Kaffee.«
    »Danke, was immer Sie haben«, antwortete Haschemi. »Wie geht es Ihrer Maschine?«
    »Die ist auch krank«, antwortete Erikki verdrießlich. »Seit einer Stunde versuche ich, sie zu starten. Sie

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