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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wahrheit erkennen, sich von ihren Ketzereien lossagen, dem Imam gehorchen und zum Islam zurückkehren.« Der alte Mann sah ihre Jugend und Entschlossenheit. Er freute sich, war aber gleichzeitig traurig darüber. »Es wäre besser, wenn das Töten ein Ende nehmen würde, aber wenn jene, die der Linken die Treue halten, nicht aufhören, dem Imam, Friede sei mit ihm, zu trotzen, dann werden wir sie mit Allahs Hilfe zur Hölle jagen …«

68
    Täbris   – im Palast des Khans: 22 Uhr 05. Die drei saßen vor dem Kaminfeuer beim Kaffee, der das Abendessen beschloß, und schauten ins Feuer. Es war ein gemütlicher kleiner Raum, die Wände mit kostbarem Brokat bespannt. Einer von Hakims Wächtern stand bei der Tür. Aber es herrschte kein Frieden unter den dreien, obwohl sie die letzten Stunden so getan hatten, als wäre alles in bester Ordnung.
    Hakim Khan wandte sich vom Feuer ab und brachte den Stein ins Rollen. »Du bist schon den ganzen Abend so unruhig, Azadeh«, sagte er.
    »Ja. Sind wir das nicht alle?« Ihr Lächeln war nicht echt. »Ob wir wohl ohne Zeugen miteinander reden könnten, wir drei?«
    »Selbstverständlich.« Hakim gab dem Wächter ein Zeichen. »Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.« Der Mann gehorchte und schloß die Tür hinter sich. Sogleich veränderte sich die Stimmung im Raum. Alle drei waren jetzt Gegner, wußten es auch und wappneten sich innerlich. »Ja, Azadeh?«
    »Ist es wahr, daß Erikki sofort weg muß?«
    »Ja.«
    »Es muß doch eine Lösung geben! Ich kann nicht zwei Jahre ohne meinen Mann leben.«
    »Mit Allahs Hilfe wird die Zeit schnell vergehen.« Hakim Khan saß kerzengerade da; seine Schmerzen waren durch das Codein gelindert.
    »Zwei Jahre ertrage ich nicht«, wiederholte sie.
    »Du kannst deinen Eid nicht brechen.«
    »Er hat recht, Azadeh«, stimmte Erikki ihm zu. »Du hast den Eid aus freien Stücken abgelegt, Hakim ist der Khan, und der Preis dafür … angemessen. Aber die vielen Toten! Ich muß fort, denn ich habe die Schuld, nicht du und auch nicht Hakim.«
    »Du hast nichts Böses getan, du wurdest gezwungen, mich und dich selbst zu schützen. Es waren Verbrecher, die uns ermorden wollten. Und was den Angriff auf den Palast angeht … du hast getan, was du für nötig hieltest – du konntest nicht wissen, daß das Lösegeld zum Teil bezahlt worden und daß Vater tot war. Er hätte den Boten nicht töten lassen dürfen!«
    »Das ändert nichts. Ich muß heute nacht fort«, bekräftigte Erikki, während er Hakim im Auge behielt.
    »Ein Mullah könnte mich von meinem Eid entbinden«, bemerkte Azadeh.
    Hakim schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Das könnte weder ein Mullah noch ich tun. Nicht einmal der Imam würde zustimmen.«
    »Ich kann mich selbst lossprechen. Das ist eine Sache zwischen Allah und mir. Ich kann …«
    »Das kannst du nicht, wenn du Moslime bleiben willst.«
    »Das ist richtig«, sagte sie. »Ich stimme dir zu.«
    Hakim rang nach Atem. »Du weißt nicht, was du redest.«
    »O doch. Ich habe bereits daran gedacht«, erklärte sie mit tonloser Stimme. »Ich habe diese Lösung in Erwägung gezogen, und sie erscheint mir tragbar. Ich bin nicht bereit, mich mit zwei Jahren Trennung abzufinden, bin nicht bereit, einen Anschlag auf das Leben meines Mannes hinzunehmen oder einen solchen zu verzeihen.« Damit ließ sie es für den Augenblick bewenden; sie war froh, aber gleichzeitig auch erschrocken, weil sie es ausgesprochen hatte. Wieder segnete sie Ayscha, die sie gewarnt hatte.
    »Ich werde unter keinen Umständen zulassen, daß du dem Islam abschwörst«, erklärte Hakim. »Um deiner Seele willen würde ich gezwungen sein, alles zu tun, um zu verhindern, daß du vom Glauben abfällst.«
    »Dann hilf mir. Du bist sehr klug. Du bist Khan, und wir haben viel zusammen durchgemacht. Ich bitte dich, sorge dafür, daß die Bedrohung meiner Seele, aber auch die meines Mannes ein Ende nimmt.«
    »Ich bedrohe weder deine Seele noch deinen Mann.« Hakim sah Erikki ins Gesicht. »Nicht ich tue das.«
    »Welcher Art sind die Gefahren, von welchen du gesprochen hast?« fragte Erikki.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete Hakim.
    »Würdest du uns jetzt bitte entschuldigen? Wir müssen uns auf den Weg machen.« Azadeh erhob sich, und Erikki folgte ihrem Beispiel.
    »Du mußt bleiben, wo du bist.« Hakim war wütend. »Würdest du es zulassen, Erikki, daß sie vom Islam abfällt und damit ihr Erbe und die Aussicht auf ein ewiges Leben aufgibt?«
    »Nein, das

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