Wirbelsturm
Pritsche, einer Kette an einem gewaltigen Haken, der in die Mauer eingelassen war, und einem stinkenden Kübel in einer Ecke. Das winzige Fenster war vergittert. Der Sergeant knallte die Tür zu und versperrte sie. »Vergessen Sie nicht«, sagte der Major durch die Gitterstäbe, »das Wohlergehen der Gnädigsten hängt von Ihrer Fügsamkeit ab.« Dann entfernte er sich.
Flughafen Al Schargas: 17 Uhr 40. Gavallan saß in seinem Büro und wartete. Er hatte bereits die Zusage einer Pariser Firma für eine 212 und von einem Freund bei der Aerospatiale für zwei 206 zu vernünftigen Sätzen. Scot saß nebenan am Funkgerät, Pettikin am anderen Telefon. Rudolf Lutz, Willi Neureiter und Scragger hingen jeweils im Hotel am Telefon, um Crews aufzuspüren und in Bahrain einen logistischen Versorgungsapparat einzurichten. Kasigi hatte noch nichts von sich hören lassen.
Das Telefon läutete. Gavallan griff hastig danach. Er hoffte fest, daß es Kasigi oder eine Nachricht von Dubois und Fowler sein könne. »Hallo?«
»Hier ist Rudi. Ich habe drei Piloten von der Lufttransportgesellschaft, und sie haben uns auch drei Mechaniker versprochen. Zehn Prozent über Tarif, ein Monat Dienst, zwei Monate frei. Bleiben Sie dran … Ich habe jemanden am anderen Apparat … Ich rufe gleich zurück.«
Gavallan machte sich eine Notiz auf seinen Block. Durch das Fenster sah er die sinkende Sonne. Auf dem Flughafen herrschte reger Betrieb. Ein Jumbo der Alitalia war im Landeanflug, und das brachte ihn auf Pettikin und Paula. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihn zu fragen, wie es nun mit ihnen stand. Am anderen Ende des Vorfelds, nahe dem Frachthof, standen seine acht 212. Ohne die Rotoren erinnerten sie in ihrem Aussehen an Skelette. Die Mechaniker waren immer noch beim Packen. Wo zum Teufel steckte Kasigi? Er hatte wiederholt versucht, ihn im Hotel zu erreichen, aber der Japaner war ausgegangen, und man wußte nicht, wann er wiederkommen würde.
Die Tür ging auf. »Paps«, sagte Scot, »Linbar ist am Apparat.«
»Sag ihm, er kann mich … Nein, sag ihm, ich bin noch unterwegs. Aber ich rufe sofort zurück, wenn ich wieder da bin.« Er stieß eine Reihe Verwünschungen auf chinesisch aus, und Scot zog sich zurück. Das Telefon läutete wieder. »Gavallan.«
»Andrew? Hier spricht Roger Newbury. Wie geht es Ihnen?«
Gavallan fing an zu schwitzen. »Hallo, Roger! Was gibt es Neues?«
»Der Sonnenuntergang ist immer noch die Deadline. Der Iraner hat darauf bestanden, mich hier abzuholen; wir sollen uns dann mit dem Scheich am Flughafen treffen.«
»Was ist mit dem Empfang in der japanischen Botschaft?«
»Dort sollen wir nach der Inspektion hin. Nur der liebe Gott allein weiß, was dann geschehen wird, aber das ist ja nicht mehr unsere Sache. Es tut mir alles schrecklich leid, aber uns sind die Hände gebunden. Auf bald!«
Gavallan dankte ihm, legte den Hörer auf und trocknete sich die Schläfen. Wieder das Telefon. Kasigi? »Hallo?«
»Andy? Hier ist Ian. Ian Dunross.«
»Mein Gott, Ian!« Gavallans Sorgen verflogen. »Ich bin so froh, dich zu hören. Habe einige Male versucht, dich an den Draht zu bekommen.«
»Ja, tut mir leid, ich war nicht zu erreichen. Wie läuft alles?«
Gavallan deutete die Vorgänge vorsichtig an und erwähnte auch Kasigi. »In einer Stunde geht die Sonne unter.«
»Das ist einer der Gründe, warum ich anrufe. Du erinnerst dich doch an Hiro Toda von Toda Shipping-Industries?«
»Selbstverständlich.«
»Hiro hat mir von Kasigi und seinen Problemen bei Iran-Toda erzählt. Sie sind in großen Schwulitäten, und wenn du etwas für sie tun kannst, bitte tu es!«
»Ich bin schon den ganzen Tag dabei. Hat Toda dir von Kasigis Plan mit dem japanischen Botschafter erzählt?«
»Ja, hat er. Hiro sagt, sie würden uns nur zu gern helfen, aber es ist ein iranisches Problem, und um ehrlich zu sein, sie erwarten sich nicht allzu viel.«
Bestürzung spiegelte sich in Gavallans Gesicht. »Hilf ihnen, so gut du kannst! Wenn Iran-Toda verstaatlicht wird, würde das für Noble House tödliche Folgen haben.«
Gavallan verstand und konnte es doch kaum glauben. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß Struan's an dem Projekt beteiligt war. Kasigi hatte es nicht einmal angedeutet. »Kasigi bekommt seine Helis und seine Crews, auch wenn die Inspektion heute stattfindet und unsere Maschinen beschlagnahmt werden.«
»Hoffen wir, daß es bei euch doch noch klappt. Hast du die Zeitungen gelesen? Ich meine, den
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