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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Paradies war nur 150 Kilometer von hier entfernt: den Schatt stromaufwärts bis zum Zusammenfluß von Euphrat und Tigris. Unser Volk hat das Feuer entdeckt, es hat das Rad erfunden, aber auch die Mathematik, die Schrift, den Wein und den Ackerbau. Hier befanden sich die Hängenden Gärten der Semiramis. Scharazad hat hier dem König von Samarkand ihre Geschichten erzählt. Sogar die Sintflut hat hier begonnen. Wir haben die Sumerer, die Griechen, die Römer, die Araber, die Briten und die Perser überlebt. Wir werden auch weiterhin überleben.«
    Dubois nickte ergeben. Kapitän Tavistock hatte ihn gewarnt: »Wir befinden uns hier in irakischen Gewässern, die Bohrinsel gehört dem Irak. Im Augenblick, in dem Sie meine Laufplanke verlassen, sind Sie sich selbst überlassen.«
    »Ich möchte nur telefonieren. Ich muß …«
    »Wie wäre es, wenn Sie mein Funkgerät benützen würden, sobald wir bei Al Schargas vorbeikommen?«
    »Aber ich werde doch keine Schwierigkeiten haben«, hatte Dubois selbstsicher erklärt. »Wieso denn? Ich bin Franzose.« Nach seiner Notlandung auf Deck hatte er dem Kapitän von der Operation ›Wirbelsturm‹ erzählen müssen und wie es dazu gekommen war. »Davon weiß ich nichts, junger Mann«, hatte der Kapitän gebrummt. »Sie haben mir nichts erzählt. Zunächst einmal übermalen Sie Ihre iranische Kennung, und setzen Sie ein G, vor was immer Ihnen sonst einfällt! Mein Schiffsmaler wird Ihnen helfen. Wenn mich jemand fragt, sind Sie mit Ihrer Maschine ein einmaliges Experiment, das die Reederei mir aufgezwungen hat. Sie sind in Kapstadt an Bord gekommen, und ich mag Sie nicht; wir wechseln kaum je ein Wort miteinander. Alles klar?« Der Kapitän hatte gelächelt. »Ich freue mich, Sie an Bord zu haben.«
    Jetzt wartete Dubois und musterte den technischen Direktor. »Könnte ich vielleicht morgen, bevor wir auslaufen, noch einmal telefonieren?«
    »Selbstverständlich. Vergessen Sie unser Land nicht. Hier hat alles angefangen und hier wird auch alles enden. Salaam.« Der Direktor lächelte und streckte ihm die Hand entgegen. »Guten Flug!«
    »Danke, auf bald!«
    Dubois brauchte 15 Minuten, bis er wieder auf dem Schiff war. Fowler erwartete ihn schon. »Schön, daß alle Jungs wieder da sind. Alles bestens. Aber bis Amsterdam auf diesem alten Eimer?« Fowler fing an zu schimpfen, doch Dubois achtete nicht auf ihn. Er ging zum Bug vor und lehnte sich dort gegen den Schandeckel.
    Alle in Sicherheit! Hätte ich nie gedacht. Ein unwahrscheinliches Glück. Andy und Rudi werden denken, ich habe es so geplant, aber das stimmt nicht. Es war einfach Glück. Auf die Minute genau hat Gott uns die ›Oceanrider‹ geschickt. Es war äußerst knapp, aber es ist vorbei, und ich brauche nicht mehr daran zu denken. Und jetzt? Solange wir kein schlechtes Wetter bekommen oder ich nicht seekrank werde oder der alte Eimer nicht untergeht, wird es herrlich sein, zwei oder drei Wochen nichts zu tun, nur essen und schlafen und ein bißchen Bridge spielen und Pläne machen. Dann Aberdeen und die Nordsee und Spaß mit Jean-Luc, Tom Lochart, Duke und den anderen, und dann ab nach … ja, wohin? Es ist Zeit, daß ich heirate. Scheiße, ich will nicht heiraten! Ich bin erst 30. Bis jetzt konnte ich mich immer drücken. Ein ausgesprochenes Pech wäre es, wenn ich dieser Pariser Hexe mit ihrer Engelsmiene begegnete, die meine Verteidigung aufrollen und meine guten Vorsätze zunichte machen würde. Das Leben ist viel zu schön, und mit immer neuen Mädchen Bekanntschaften zu schließen macht viel zuviel Spaß. Ich wollte, ich wäre bei den Jungs in Al Schargas!
    Im Internationalen Krankenhaus von Al Schargas: 18 Uhr 01. Mit einer Sonnenbrille auf der Nase saß Starke auf der Veranda im zweiten Stock. Er trug eine Pyjamahose und hatte einen Heftpflasterverband um die Brust. Die Wunde heilte gut, aber er war noch schwach. Er überlegte und plante. Es gab so viel, über das er nachdenken mußte, vor allem aber darüber: Kriegen wir unsere Vögel raus oder nicht?
    Im Zimmer hinter ihm hörte er Manuela in einer Mischung aus Spanisch und Texanisch mit ihren Eltern im fernen Lubbock plaudern. Er hatte schon mit ihnen gesprochen und auch mit seiner eigenen Familie und den Kindern Billy Joe, Conroe junior und Sarita. »He, Daddy, wann kommst du endlich mal nach Hause? Ich habe ein neues Pferd, und die Schule ist toll, und heute ist es so heiß, daß man sich auf der Straße Rühreier machen könnte!«
    Starke lächelte,

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