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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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konnte aber seine Ahnungen und Besorgnisse nicht abschütteln. Er war so weit von dort entfernt, sogar noch in Großbritannien! Aberdeen und die Nordsee? Ich habe nichts dagegen, einen Monat oder auch etwas länger dort zu verbringen, aber auf die Dauer ist das nichts für mich, für die Kinder und Manuela. Die Kinder wollen in Texas bleiben, daheim, und Manuela will jetzt auch dorthin. Zu viel ist hier passiert, was ihr Angst gemacht hat, zu viel und zu rasch. Sie hat recht, aber verdammt, ich weiß nicht, wohin ich will und was ich eigentlich tun soll. Ich muß weiter fliegen, denn das ist alles, was ich gelernt habe. Ich will auch weiter fliegen. Wo? Nicht an der Nordsee oder in Nigeria, in jenen Gebieten, die Andy jetzt mehr als alles sonst am Herzen liegen. Vielleicht ergibt sich eine kleinere Operation in Südamerika, Indonesien, Malaysia oder Borneo? Ich möchte ja bei ihm bleiben, wenn ich kann, aber was ist mit den Kindern oder der Schule und Manuela?
    Er blickte über die Altstadt hinaus in die weite Ferne der Wüste und erinnerte sich, wie er früher oftmals nachts, gelegentlich mit Manuela, manchmal auch allein, die Schwelle der Wüste überschritten hatte, um dort auf die Stille der Nacht zu lauschen. »Du lauschst Allah«, hatte der Mullah gesagt.
    Welch ein sonderbarer Mann! Er hat mir das Leben gerettet, und ich ihm das seine. In Kowiss hat er uns alle abhauen lassen. Teufel, er wußte doch, daß wir nie nach Kowiss zurückkommen würden, da bin ich ganz sicher. Was hat ihn bewogen, uns gehen zu lassen, uns, die Männer aus dem Land des großen Satans? Und warum hat er mich immer wieder gedrängt, zu Khomeini zu gehen?
    Was ist es, was mir so unter die Haut gegangen ist? Es liegt da draußen, dieses Stück Wüste, das nur für mich existiert. Ein Friede über alle Maßen. Das Absolute. Das ist nur für mich, für meine Seele, nicht für die Kinder, nicht für meine Familie, nicht für Manuela … ich kann es niemandem erklären, am allerwenigsten Manuela, und auch nicht, was in Kowiss in der Moschee mit mir geschehen ist.
    Ich muß so schnell wie möglich von hier fort, sonst bin ich verloren. Die Einfachheit des Islam scheint alles so simpel und klar zu machen und besser. Und doch. Ich bin Conroe Starke, Hubschrauberpilot, Texaner mit einer wunderbaren Frau und wunderbaren Kindern, und bei Gott, das sollte reichen, oder etwa nicht?
    Beunruhigt senkte er den Blick auf die Altstadt, auf ihre von der Sonne rotgefärbten Minarette und Mauern. Da kam Manuela wieder auf die Veranda heraus und störte seine Gedanken, als sie sich neben ihn setzte und ihn in die Wirklichkeit zurückholte.
    »Sie lassen dich lieb grüßen und wollten wissen, wann wir heimkommen. Wäre doch schön, wenn wir sie besuchen könnten, meinst du nicht, Conroe?« Er nickte zerstreut, und sie folgte seinem Blick, ohne etwas Besonderes sehen zu können. Die Sonne ging unter, na und? Sie verbarg ihre Besorgnis. Er machte gute Fortschritte, aber er war nicht mehr derselbe. »Es ist nur der Schock nach einer Schußwunde«, hatte Dr. Nutt sie beruhigt. »Das erstemal ist es oft ein traumatisches Erlebnis. Dazu kommt noch die Sorge um Dubois, Fowler, Tom und Erikki, das lange Warten … Wir sind alle ein wenig aus dem Gleichgewicht, und das äußert sich bei jedem ein wenig anders.«
    Nun stand sie auf, lehnte sich an das Geländer und sah auf das Meer zu den Booten hinaus. »Während du geschlafen hast, war ich bei Doktor Nutt. Er sagt, du kannst in ein paar Tagen das Krankenhaus verlassen, wenn es sein muß, schon morgen. Aber ein oder zwei Monate mußt du dich noch schonen. Beim Frühstück hat Nogger mir erzählt, es sei ihm zu Ohren gekommen, daß alle einen Monat Urlaub bekommen, bezahlten Urlaub. Wäre das nicht fein? Mit dem Genesungsurlaub dazu hätten wir reichlich Zeit, nach Hause zu fahren, hm?«
    »Sicher. Gute Idee.«
    Sie zögerte, drehte sich um und musterte ihn. »Was hast du bloß, Conroe?«
    »Ich weiß nicht recht, Schatz. Ich fühle mich wohl. Es ist nicht meine Brust. Ich weiß es nicht …«
    »Doktor Nutt sagt, du wirst noch eine Weile ein leises Unbehagen verspüren. Von Andy weiß ich, die Chancen stehen gut, daß es keine Inspektion geben wird und daß die Transporter für morgen mittag angesagt sind …« Im Zimmer läutete das Telefon. Sie ging hinein, redete aber weiter: »… mehr können wir alle im Moment nicht verlangen. Wenn wir hier rauskönnen, wir und die Helis … Hallo? O hallo!«
    Starke hörte

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