Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Sie meinen wohl die Gnädigste, die Schwester von Hakim Khan.«
    »Ja, die.«
    »Imam? Was für ein Imam?«
    »Imam Khomeini, Friede sei mit ihm.«
    »Ach, Ayatollah Khomeini«, konterte der Major, den diese kniefällige Verehrung erboste. »Und welchen Volkes?«
    Ebenso aggressiv hielt ihm der Mullah einige Papiere hin. »Des iranischen Volkes. Das ist unsere Vollmacht.«
    Der Major nahm die Papiere entgegen und überflog sie. Es waren zwei Dokumente, beide hastig auf Persisch hingekritzelt. Der Sergeant und seine zwei Polizisten hatten sich um den Mannschaftswagen postiert. Der Mullah und die hezbollahis beobachteten sie geringschätzig.
    »Wo ist die amtliche Beglaubigung?« fragte der Major. »Wo sind der Stempel und die Unterschrift des Polizeichefs von Khoy?«
    »Das brauchen wir nicht. Die Papiere sind vom Komitee unterschrieben.«
    »Von weichem Komitee? Ich habe nichts mit Komitees zu schaffen.«
    »Das Revolutionäre Komitee von Khoy besitzt Amtsgewalt über dieses Gebiet und die Polizei.«
    »Über dieses Gebiet? Sie befinden sich in der Türkei.«
    »Ich meine Amtsgewalt über das Gebiet bis zur Grenze.«
    »Und wer hat sie Ihnen verliehen? Kann ich das erfahren?«
    Eine Bewegung ging durch die jungen Männer. »Das hat der Mullah Ihnen schon gesagt«, zischte einer gehässig. »Das Komitee hat unterschrieben.«
    »Wer? Sie?«
    »Ich habe unterschrieben«, antwortete der Mullah. »Das ist völlig legal. Das Komitee hat die Amtsgewalt.« Er sah, daß die Luftwaffensoldaten ihn anstarrten. »Worauf wartet ihr? Tankt den Hubschrauber auf.«
    Noch bevor sich der Major einschalten konnte, entgegnete einer von ihnen unterwürfig: »Entschuldigen Sie, Exzellenz, aber das Armaturenbrett ist zum Teil zerstört, einige Instrumente sind defekt. Wir müssen die Maschine überprüfen, bevor wir sie fliegen können. Es wäre sicherer …«
    »Der Ungläubige hat sie bei Tag und hei Nacht sicher geflogen und ist sicher gelandet. Warum könnt ihr sie nicht tagsüber fliegen?«
    »Es wäre aber sicherer, sie zu kontrollieren, bevor wir sie fliegen, Exzellenz.«
    »Sicherer? Wieso sicherer?« mischte sich ein hezbollahi grob ein und ging auf den Soldaten zu. »Wir sind in Allahs Hand und tun Allahs Werk. Willst du Allahs Werk verzögern und den Hubschrauber hierlassen?«
    »Natürlich nicht …«
    »Dann gehorche unserem Mullah und tank ihn auf! Und zwar gleich!«
    »Ja, ja, selbstverständlich«, sagte der Soldat. »Wie Sie wünschen.« Die drei beeilten sich, der Aufforderung nachzukommen. Der türkische Major fand es empörend, wie der Soldat, ein Hauptmann, dem Rabauken parierte, der ihn jetzt herausfordernd anstarrte.
    »Die Polizei untersteht dem Komitee, Agha«, erklärte der Mullah. »Die Polizei hat dem Satan Schah gedient und ist daher suspekt. Wo sind der Entführer und … die Schwester des Khans?« Einer der hezbollahis entsicherte seine Waffe.
    »Tun Sie's nicht!« warnte ihn der Major. »Wenn auch nur einer von Ihnen abdrückt, gehen unsere Truppen über die Grenze und brennen alles zwischen Täbris und hier nieder.« Der Major war wütend.
    »Es ist Allahs Wille!« Der Mullah – er hatte schwarze Augen und einen schwarzen Bart – starrte ihn entschlossen an. Er verachtete den Major und das liberale Regime, das dieser Mann und seine Uniform verkörperten. Jetzt Krieg oder später Krieg, für ihn lag darin kein Unterschied. Er war in Allahs Hand und tat Allahs Werk, und er und die Seinen würden siegen – über alle Grenzen hinweg. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt für einen Krieg. Es gab zu viel zu tun in Khoy: Die Linken mußten bezwungen, die Aufstände niedergeworfen, die Feinde des Imam vernichtet werden. Und dafür war hier in den Bergen ein Hubschrauber unbezahlbar.
    »Ich möchte von unserem Eigentum Besitz ergreifen«, sagte er verbindlicher als bisher und deutete auf die Kennung. »Das ist unsere Registriernummer, der Beweis, daß der Hubschrauber unser Eigentum ist. Sie müssen wissen, daß die Maschine den Iran nicht hätte verlassen dürfen. Daher ist sie unser Eigentum. Die Vollmacht« – er deutete auf die Papiere, die der Major noch in der Hand hielt – »ist legal. Der Pilot hat die Frau entführt, und darum werden wir auch die beiden mitnehmen. Bitte.«
    Der Major befand sich in einer heiklen Lage. Er konnte den Finnen und seine Frau unmöglich nur aufgrund eines Fetzens Papier an rechtswidrig eingedrungene Personen ausliefern. Das wäre eine grobe Pflichtverletzung und würde

Weitere Kostenlose Bücher