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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihn, völlig zu Recht, den Kopf kosten. Wenn der Mullah also eine Entscheidung erzwingen wollte, würde er Widerstand leisten und das Polizeirevier verteidigen müssen. Dafür hatte er aber offensichtlich zu wenig Leute, weshalb er bei einer Konfrontation den kürzeren ziehen würde. Überdies zweifelte er nicht daran, daß der Mullah und seine hezbollahis, wenn es sein mußte, zu sterben bereit waren, er jedoch nicht.
    Er beschloß zu pokern. »Der Entführer und Lady Azadeh wurden heute morgen nach Van überstellt. Dem Stand der Dame entsprechend hat die beiden die Armee in Gewahrsam genommen. Wegen einer Auslieferung müssen Sie sich daher an das Armeekommando wenden.«
    Die Gesichtszüge des Mullah erstarrten.
    »Woher sollen wir wissen, daß das keine Lüge ist?« brummte ein hezbollahi mürrisch. Der Major stürzte sich auf ihn, der junge Mann wich aber einen halben Meter zurück. Die hezbollahis hinter dem Mannschaftswagen legten an, und die unbewaffneten Luftwaffensoldaten ließen sich erschrocken zu Boden fallen. Der Major hatte längst seinen Revolver gezogen.
    »Halt!« rief der Mullah, und alle gehorchten ihm, sogar der Major, der wütend war, weil Stolz und Reflexe stärker gewesen waren als seine Selbstdisziplin. Der Mullah überlegte kurz und schien verschiedene Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen. »Ja, das werden wir tun«, sagte er dann. »Wir werden uns mit Van in Verbindung setzen. Aber zuerst nehmen wir unser Eigentum mit und ziehen ab.«
    Der Major bemühte sich, seine Erleichterung zu verbergen: Für ihn und seine Vorgesetzten war der Hubschrauber wertlos, er stellte lediglich eine große Peinlichkeit dar. »Ich gebe zu, daß es Ihre Kennzeichen sind«, sagte er schroff. »Wessen Eigentum die Maschine ist, kann ich nicht feststellen. Wenn Sie mir eine Empfangsbestätigung unterzeichnen und den Eigentümer offenlassen, können Sie sie in Besitz nehmen und starten.«
    »Ich werde den Empfang bestätigen.«
    Auf die Rückseite der Vollmacht kritzelte der Major etwas, was ihn zufriedenstellte und vielleicht auch den Mullah zufriedenstellen würde. »Hier«, sagte er und reichte dem Mullah das Papier.
    Mit kaum verhohlenem Hohn unterschrieb der Mullah, ohne die Bestätigung zu lesen. »Bist du jetzt soweit, Pilot?«
    »Ja, Exzellenz, ja.« Der junge Luftwaffenhauptmann sah den Major an, und dieser las in seinen Augen schiere Verzweiflung – oder glaubte sie zumindest zu lesen. »Kann ich starten?«
    »Selbstverständlich kannst du starten«, antwortete der Mullah gebieterisch. Sekunden später liefen bereits die Triebwerke und die Rotoren beschleunigten rasch. »Ali und Abrim, ihr fahrt mit dem Mannschaftswagen zum Stützpunkt zurück!«
    Gehorsam stiegen die zwei jungen Männer zum Fahrer. Der Mullah bedeutete ihnen, sich auf den Weg zu machen, und den anderen, an Bord des Hubschraubers zu gehen. Er wartete, bis alle in der Kabine waren, nahm seine Kalaschnikow ab, setzte sich neben den Piloten und zog die Tür zu.
    Die 212 trudelte davon. Zornig richtete der Sergeant seine Maschinenpistole auf den Hubschrauber. »Ich könnte diese mutterlosen Scheißkerle abschießen, Herr Major.«
    »Ja, ja, das könnten wir.« Der Major nahm sein Zigarettenetui heraus. »Aber wir überlassen das lieber Allah. Vielleicht wird Er es für uns tun.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Diesen Hunden wird man einmal Manieren beibringen und eine Lektion erteilen müssen.«
    Er ging zum Polizeiauto und stieg ein. »Setz mich beim Gasthof ab!«
    Im Gasthof. Azadeh beugte sich aus dem Fenster und sah zum Himmel auf. Sie hatte die 212 starten und abheben gehört und gab sich nun der unmöglichen Hoffnung hin, daß Erikki irgendwie entkommen war. »Allah, laß es wahr sein!« Dann sah sie das Polizeiauto kommen und vor dem Gasthof stehenbleiben. Der Major stieg aus und ordnete seine Uniform. Sie erblaßte. Energisch schloß sie das Fenster und setzte sich auf den Stuhl gegenüber der Tür, dem Bett nahe. Warten. Warten. Schritte. Die Tür ging auf. »Folgen Sie mir, bitte!«
    Einen Augenblick lang verstand sie nicht. »Was?«
    »Folgen Sie mir, bitte!«
    »Wieso?« fragte sie argwöhnisch. Sie erwartete eine Falle und wollte ihre versteckte Hutnadel nicht aufgeben. »Was ist los? Fliegt mein Mann den Hubschrauber? Haben Sie ihn zurückgeschickt? Fliegt er die Maschine?«
    »Nein, ihr Gatte ist auf dem Revier. Die Iraner waren da, um den Hubschrauber zu holen – und auch Sie und ihn.« Jetzt, da die Krise vorbei

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