Wirbelsturm
sie zielten absichtlich schlecht, und Peschadi duldete es. Er hatte nur seinen zuverlässigsten Männern befohlen: »Legt den Mullah Hussain um!«
Irgendwie entkam Hussain jedoch.
»Hier spricht Oberst Mohammed Peschadi«, ertönte es aus allen Lautsprechern. »Allah sei gepriesen, der Feind ist geschlagen. Ich danke allen loyalen Truppen. Es ist beinahe Zeit für das Abendgebet. Heute werde ich der Mullah sein und vorbeten. Alle nehmen am Gebet teil, um Allah zu danken!« Ayre, Manuela und Dubois hörten die Ansprache in Starkes Bungalow, und Manuela übersetzte. »Merkwürdig«, meinte sie nachdenklich. »Peschadi hat nicht mit ›Lang lebe der Schah‹ geschlossen. Er hat doch gesiegt. Er muß zu Tode erschrocken sein.«
»Das wäre ich auch«, meinte Ayre. »Er …« Sie zuckten alle drei zusammen, als das Telefon klingelte. Ayre hob ab. »Hallo?«
»Major Changiz am Apparat. Sind die Revolutionäre auch auf Ihre Seite der Basis gelangt, Captain Ayre? Ist Ihnen etwas geschehen?«
»Nichts. Kein Aufständischer ist bis hierher vorgedrungen.«
»Allah sei gepriesen! Wir haben uns Sorgen wegen Ihrer Sicherheit gemacht. Es hat bei Ihnen keine Toten oder Verwundeten gegeben?«
»Keine, soviel ich weiß.«
»Allah sei gelobt. Bei uns sieht es anders aus. Wie Sie sicherlich einsehen werden, muß ich darauf bestehen, daß Sie diesen Zwischenfall niemandem gegenüber erwähnen – niemandem gegenüber, Captain! Strengste Geheimhaltung. Haben Sie verstanden?«
»Vollkommen, Major.«
»Gut. Bitte, hören Sie unsere Frequenz ab, und wir werden aus Sicherheitsgründen die Ihre abhören. Benützen Sie Ihren Sender nur nach vorheriger Absprache mit uns!« Ayre stieg das Blut ins Gesicht, aber er schwieg. »Bitte, halten Sie sich um 20 Uhr für eine Lagebesprechung mit Oberst Peschadi bereit und schicken Sie jetzt Esvandiari und alle Ihre Gläubigen zum Abendgebet – sofort.«
»Gern, aber der gute Herr Esvandiari hat eine Woche Urlaub.« Esvandiari war der Gebietsmanager von IranOil.
»Gut. Schicken Sie die übrigen unter Pavouds Aufsicht!«
»Sofort.« Die Verbindung wurde unterbrochen. Ayre informierte die anderen über das Gespräch, dann gab er die Anordnung an seine Leute weiter. Massil im Tower war beunruhigt. »Aber, Captain Exzellenz, ich habe bis Sonnenuntergang Dienst. Unsere beiden 212 müssen noch zurückkommen und …«
»Er hat gesagt: ›alle Gläubigen sofort.‹ Ihre Papiere sind in Ordnung, Sie leben seit Jahren im Iran, er weiß, daß Sie hier sind: Also gehen Sie lieber – außer, Sie haben irgendeinen Grund, besorgt zu sein.«
»Keineswegs.«
Ayre sah den Schweiß auf Massils Stirn und fragte sich, ob man Massil trauen konnte. Trotzdem beruhigte er ihn: »Machen Sie sich keine Sorgen, Massil. Ich werde mich um die Jungs kümmern. Und ich bleibe hier, bis Sie wieder zurück sind. Es wird ja nicht lange dauern.«
Er brachte die beiden 212 zu Bett und wartete mit wachsender Ungeduld. Massil hätte längst zurück sein müssen. Um sich die Zeit zu vertreiben, versuchte er, allen möglichen Papierkram zu erledigen, gab dies aber bald auf. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erwachte das Hochfrequenzgerät zum Leben. »Hallo, Kowiss, hier spricht Teheran …«
11
Teheran – im S-G-Büro: 18 Uhr 50. »Hallo Kowiss, hier spricht Teheran«, wiederholte McIver, »hören Sie mich?«
»Teheran, hier ist Kowiss. Bitte warten Sie einen Augenblick.«
»In Ordnung, Freddy.« McIver legte das Mikrophon auf den Schreibtisch. Er und Tom Lochart, der am Nachmittag aus Zagros eingetroffen war, befanden sich in seinem Büro im obersten Stockwerk des Gebäudes, das seit dem Einstieg von S-G im Iran als Zentrale diente. Das Gebäude besaß vier Stockwerke und ein Flachdach. General Beni-Hassan, Andrew Gallavans Freund, hatte es wärmstens empfohlen: »Sie können ein halbes Dutzend Büros unterbringen, der Preis ist annehmbar. Auf dem Dach haben Sie Platz für einen eigenen Generator und für die Funkantenne. Die Straße zum Flughafen verläuft in unmittelbarer Nähe – und das hier ist das Prunkstück.« Der General hatte McIver stolz die Toilette gezeigt. Sie war vollkommen durchschnittlich und nicht gerade sauber.
»Was ist daran so besonders?« hatte McIver verblüfft gefragt.
»Es ist das einzige WC im ganzen Gebäude, die übrigen sind Plumpsklos – nur ein Loch im Boden über dem Abfluß –, und wenn man nicht an sie gewöhnt ist, hat man Schwierigkeiten bei der Benützung.«
»Hier
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