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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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des Flugplatzes hörten sie gedämpft Schüsse. Sofort griff Ayre nach dem Mikrophon: »Marc, à la tour, vite , immédiatement !« befahl er, dann blickte er zu der einige hundert Meter entfernten Basis hinüber. Dort kamen Männer aus den Baracken gelaufen; einige von ihnen trugen Gewehre. Ein paar stürzten. Ayre öffnete das Fenster, um besser zu hören. Das ferne Allah-u Akbar -Geschrei vermischte sich mit dem Krachen der Gewehrschüsse.
    »Was geht am Haupttor vor?« fragte Manuela. Massil stand verängstigt neben ihr.
    Ayre griff nach dem Feldstecher. »Großer Gott, Soldaten schießen auf die Basis und … Lastwagen durchbrechen das Tor … ein halbes Dutzend … hezbollahis, Mullahs und Soldaten springen heraus …«
    Aus dem Empfänger ertönte eine Stimme, die aufgeregt einige Sätze auf Persisch rief und plötzlich abgeschaltet wurde. Wieder übersetzte Manuela: »›Im Namen Allahs, tötet alle Beamten, die gegen Imam Khomeini sind und besetzt …‹ Das ist die Revolution!«
    Unten stürzten Mullah Hussain und seine beiden Begleiter mit schußbereiten Gewehren aus der 206. Der Mullah bedeutete Dubois, ebenfalls auszusteigen, aber der Pilot schüttelte nur den Kopf, zeigte auf die wirbelnden Rotorblätter und fuhr fort, seine Instrumente abzuschalten. Hussain zögerte.
    Auf dem gesamten S-G-Flugfeld hatte jegliche Aktivität aufgehört. Die Menschen beugten sich aus den Fenstern oder standen in schweigenden Gruppen auf dem Asphalt und blickten über das Flugfeld. Das Gewehrfeuer nahm an Heftigkeit zu. In der Nähe waren der Jeep und der Tankwagen, die die 206 warten sollten, mit kreischenden Bremsen stehengeblieben, als die ersten Schüsse fielen. Hussain winkte den Fahrer des Jeeps heran, ließ einen Begleiter beim Hubschrauber zurück und ging auf den Jeep zu. Der Fahrer sah ihn kommen, sprang hinaus und gab Fersengeld. Der Mullah rief ihm ein Schimpfwort nach, stieg mit dem anderen hezbollahi ein, startete den Motor und fuhr über die Einfassungsstraße zu den Unterkunftsbaracken.
    Dubois nahm drei Stufen auf einmal. Er war 36, groß, hager, hatte dunkle Haare und ein jugendliches Lächeln. Er schüttelte Ayre die Hand. »Madonna, was für ein Tag, Freddy!« Dann küßte er Manuela auf beide Wangen. »Duke geht es großartig, chérie . Er hat mit dem Mullah gestritten, der ihm erklärt hat, daß er nicht mehr mit ihm fliegen will. Bandar-e Delam ist nicht …« Er verstummte, weil er Massil mißtraute. »Ich könnte einen Drink vertragen. Gehen wir in die Messe!«
    Sie gingen nicht zur Messe. Marc führte sie auf den Flugplatz in den Windschatten eines Gebäudes, von wo aus sie die Vorgänge ungefährdet beobachten konnten und wo niemand sie hören konnte. »Wir wissen nicht, auf wessen Seite Massil steht, und das gilt für den gesamten Stab – vorausgesetzt, die armen Hunde wissen es selbst.«
    »Was ist geschehen, Marc?«
    Er berichtete es ihnen und verharmloste dabei die Vorgänge bei der Besetzung von Bandar-e Delam durch Zataki. »Heute morgen ist Rudi mit dem Mullah und Kyabi zu einer zerstörten Pipeline geflogen und hat den Ölfleck in Brand gesetzt. Reine Routine. Als Rudi dann zurückkam, fing der Mullah wieder mit seinen Sprüchen vom ›großen amerikanischen Teufel‹ an, und Duke antwortete ihm ebenso laut auf Persisch. Die Auseinandersetzung fand vor der gesamten Basis und etwa 40 Revolutionären statt. Keiner wollte nachgeben, deshalb griff Rudi ein, gab vor, der ranghöchste Beamte zu sein und ›befahl‹ Duke, auf der Basis zu bleiben, und mir, mit den Idioten weiterzufliegen. Das ist alles.« Auf der anderen Seite des Feldes ertönte ein lauter Explosionsknall. Einer der Schuppen begann zu brennen. Rauch stieg auf. »Mon Dieu , ist das das Treibstofflager?«
    »Nein, aber es ist in der Nähe.« Ayre war verunsichert. Eine weitere Explosion beunruhigte ihn, dann mischte sich die schwere, tiefe Detonation eines Panzerabwehrgeschützes in das sporadische Gewehrfeuer.
    Der Jeep mit dem Mullah war hinter den Baracken verschwunden. In der Nähe des Haupttores standen die Armeelastwagen kreuz und quer; die Soldaten und die hezbollahis verschwanden in den Hangars und Baracken. Ein paar Leichen lagen im Staub. Panzersoldaten, die das Hauptquartier mit den Büros des Standortkommandanten Peschadi bewachten, kauerten schußbereit in der Nähe der Tür. Andere standen an den Fenstern des ersten Stocks. Als ein halbes Dutzend Soldaten und Flieger über den Platz rannten und mit lautem

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