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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dort, eher neu und ziemlich hässlich. Der König tobte. Er verhörte die Wachen, ließ sie foltern, aber niemand schien zu wissen, was geschehen war. Dann, am nächsten Morgen, war die Lampe wieder da. Alle dachten, der Dieb habe sich so gefürchtet, dass er sie wieder zurückgebracht habe.
    Doch eine Woche später geschah das Gleiche noch einmal. Anstelle der alten Öllampe lag die hässliche, neuere Lampe unter der Kuppel, am nächsten Morgen aber war alles wieder wie zuvor.«
    »Wo soll die Lampe denn zwischenzeitlich gewesen sein?«, fragte Lord Beecham. »Welche magische Kraft lässt etwas verschwinden, nur um es am nächsten Morgen wieder zurückzubringen?«
    »König Edward rief die weisesten Gelehrten zu sich, aber so sehr sie auch nachdachten, sie konnten es nicht erklären. Der König bewachte sie sogar eine Woche lang selbst, und dennoch verschwand sie und war am darauf folgenden Morgen wieder da. Geistliche, die davon hörten, sagten, das Licht der Lampe käme vom Teufel, und sie wollten, dass es zerstört würde. Weil es aber der Königin das Leben gerettet hatte, weigerte sich der König, dem Rat der Kirche zu folgen.
    Nach langem Ringen lenkte König Edward dann schließlich doch ein und ließ die Öllampe bei Aldeburgh, direkt an der Küste, vergraben. Als die Königin erneut erkrankte, befahl er seinen Männern, die Lampe zurückzuholen. Die konnten sie aber nicht mehr finden und kehrten mit leeren Händen zurück. Die Königin starb, und die Lampe blieb verschwunden.«
    »Wie erklären Sie sich das, Miss Mayberry?«
    »Ich nehme an, dass die Männer des Königs die richtige Stelle nicht mehr gefunden haben. Anders kann ich es mir nicht erklären.«
    »Nun, die Lampe könnte einfach, wie bereits zuvor, für einen Tag verschwunden gewesen sein. Haben Sie nach ihr graben lassen?«
    »Ich habe die Kirche und das Land um sie herum sogar gekauft.«
    Lord Beecham zog die rechte Augenbraue hoch.
    »O nein, Lord Beecham, es war nicht mein Vater, der es für mich gekauft hat. Ich verdiene mein eigenes Geld. Sie vergessen, dass ich ein exzellentes Gasthaus führe.«
    »Wie sollen wir Ihrer Meinung nach vorgehen? Bisher haben Sie zwei Berichte über König Edwards Wunderlampe gefunden, die uns beide über die spezifischen Zauberkräfte der Lampe im Ungewissen lassen. Sicher haben Sie auch alles in Ihrer Macht Stehende getan, um mehr darüber herauszufinden. Angenommen, ich wäre davon überzeugt, dass der Mythos der Wahrheit entspricht, wie soll ich Ihnen denn weiterhelfen können?«
    »Da ist noch etwas - aber davon kann ich Ihnen erst erzählen, wenn Sie sich sicher sind, dass Sie mein Partner werden wollen.«
    Mit diesem Köder hatte sie ihn am Haken. Er lehnte sich vor und schaute sie erwartungsvoll an. Jetzt musste sie nur noch die Leine einholen.
    »Was ist es?«
    Eine Weile lang sah Helen ihn wortlos an; dann sagte sie: »Wollen Sie mein Partner werden? Wollen Sie mir helfen, die Wunderlampe zu finden?«
    Lord Beecham dachte über sein bisheriges Leben nach. Über die Jahre verteilt, war es immer wieder von schwarzen Wolken überschattet gewesen, vor allem während seiner Jugendzeit, als sein Vater noch gelebt hatte. Sicherlich gab es für jeden Menschen Tragödien und schwere Zeiten, doch es kam ihm so vor, als habe ihn das Schicksal unverhältnismäßig hart getroffen. Vielleicht war es nur sein rastloses Suchen nach dem wahren Glück, das ihn in seiner Dringlichkeit bisher davon abgehalten hatte, dem Sog des Schwarzen Nichts zu seinen Füßen nachzugeben.
    Nein, was sollte das. Es ging ihm gut. Er hatte sein Leben weitgehend im Griff. Er genoss seine Freiheiten und vor allem die Frauen, die ihm immer wieder sowohl ihre Aufmerksamkeit als auch ihren Körper schenkten.
    Er saß da und grübelte. Die Chance, dass Helens Öllampe wirklich einmal existiert hatte, erschien ihm gleich Null. Und eben diese Lampe sollte heute, in modernen Zeiten, irgendwo in England vergraben liegen? Das war so gut wie unmöglich, ein Märchen. Den Kopf schüttelnd sagte er: «Ich werde Ihr Partner sein, Miss Mayberry. Und nun erzählen Sie mir, was Sie außerdem herausgefunden haben.«
    Sie streckte ihm die Hand hin und er schlug ein.
    »Dann beginnen Sie mal, Miss Mayberry.«

7
    Nah an seinem Ohr flüsterte Helen: »Vor nicht einmal drei Monaten kam ich ein weiteres Mal nach Aldeburgh, um nach Hinweisen zu suchen. Eine Woche zuvor hatte ein Sturm gewütet und Teile des Strandes zerstört. Sogar die Klippen waren in

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