Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
aus, meinen Sie nicht?«
    Das müsste sie ihm später genauer erklären. »Sie haben Ihrem Vater also erzählt, dass ich ein Gelehrter für mittelalterliche Schriften sei und dass ich Sie begleiten würde, um das Schriftstück aus dem eisernen Kästchen zu übersetzen?«
    »Ja. Er schaute mich an und sagte dann: >Lord Beecham sieht aus wie einer, der in seinem Kopf zu viel Wissen angehäuft hat. Für dich wird er einerseits wertvoll, andererseits aber auch gefährlich sein. Also, nimm dich in Acht. Es ist sicher nicht nur eine alte, zerbeulte Öllampe, auf die er es abgesehen hat.<«
    Lord Beecham lachte. »So voll gestopft ist mein Kopf gar nicht mehr.«
    »Glauben Sie, dass Sie von mir etwas anderes bekommen als Ihren Anteil an König Edwards Lampe?«
    Nachdenklich ließ Lord Beecham seinen Blick nach vom schweifen. Die Straße lag gerade und eben vor ihnen. Rechts und links fügten sich, wie die Quadrate eines riesigen Quilts, die grünen und gelben Felder aneinander, die durch buschige Eiben und niedrige Mauern getrennt waren. Ein warmer Wind wehte und blies ihnen den Geruch von Schafen unter die Nase.
    »Um ehrlich zu sein, als ich Sie zum ersten Mal sah, nahm ich mir vor, noch am Nachmittag mit Ihnen in meinem Schlafgemach zu liegen. Erinnern Sie sich, es war ein sehr sonniger Tag. Ich stellte Sie mir auf meinem Bett vor, völlig entkleidet, die Arme nach mir ausgestreckt. Als sich das nicht verwirklichen ließ, war ich keineswegs niedergeschlagen. Ich verschob meinen Wunsch einfach auf den Abend. Und als daraus auch nichts wurde, sah ich mich gezwungen, auf den aphrodisierenden Hummer des armen Jeröme zu verzichten. Das Übermaß an ungestillter Lust hätte mich sonst noch umgebracht.«
    Helen lachte so laut, dass ihre Stute nervös zu tänzeln begann.
    »Sie finden das amüsant, Miss Mayberry? Mein physisches Leiden lässt Sie nicht bereuen, dass Sie meinem allzu verständlichen Begehren nicht nachgekommen sind?«
    »Ich bin eine alte Jungfer, Lord Beecham. Und Sie machen sich auf meine Kosten lustig.«
    »Sie, mein Mädchen, sind keine alte Jungfer, sondern, und das wissen Sie zu genau, eine der bezauberndsten Frauen Englands. Mich können Sie nicht hinters Licht führen.«
    »Das will ich auch gar nicht. Ich werde mich auch nicht mit verschämtem Gerede darüber, ob ich mit Ihnen mor-gens, mittags oder nachts ins Bett gehen wollte, aufhalten. Nein, Lord Beecham, ich werde Ihnen genau sagen, was ich dachte, als ich Sie zum ersten Mal sah. Sie standen vor mir und in meiner Vorstellungskraft schälte ich Ihnen ein Kleidungsstück nach dem anderen von Ihrem zweifellos wohl geformten Körper. Ich fing mit Ihrer Krawatte an, und als Alexandra mich aus meiner Vision herausriss, war ich schon ganz unten bei Ihren Stiefeln.«
    Lord Beecham musste sich an seinem Sattel festhalten.
    »Wo ist die Kutsche Ihres Vaters?«
    »Keine zweihundert Meter hinter uns.«
    »Sehen Sie die Ahornbäume da drüben? Wir wären dort ganz für uns allein.« Er seufzte und schüttelte sich. »Nein, das ist lächerlich. Ich bin ein Mann und habe einen starken Willen. Ich lasse mich doch nicht so einfach in die Fantasiewelt einer Frau hineinziehen.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte Helen mit einer Stimme so unschuldig wie die eines Schulmädchens. »Aber ach, wenn ich nur einen Moment lang die Augen schließe, sehe ich mich vornüber gebeugt vor Ihnen stehen. Sie sitzen hinter mir und ich umfasse Ihren Stiefel...«
    »Sie halten jetzt Ihre Zunge im Zaum oder tauschen meinen Platz mit Flock, und ich erhole mich bei Ihrem Vater.«
    »Das macht wirklich keinen Spaß«, lachte sie und begann zu pfeifen. »Männer sind so durchschaubar. Male ihnen ein kleines Wortbild, und sie bekommen Schaum vor dem Mund und werden ohnmächtig.«
    Er lachte, es gab einfach nichts mehr, was er darauf hätte sagen können. Dann schaute er sie lächelnd an. »Glauben Sie mir, Miss Mayberry, sobald ich Sie von Ihrem fürsorglichen Herrn Vater getrennt habe, werde ich Sie in eine äußerst faszinierende Art der Züchtigung einführen.«
    Nun war es Helen, die sich am Sattel festhalten musste.
    Zufrieden tätschelte Lord Beecham seinem Pferd den Hals. »Sie mögen die ungeschlagene Königin der Züchtigung in Court Hammering sein, Miss Mayberry, aber in London gelte ich als der absolute Meister. Versuchen Sie sich also nicht mit mir zu messen. Sie würden verlieren.«
    »Ich werde mich mit Ihnen messen, wenn die Zeit dafür gekommen ist«, sagte Helen

Weitere Kostenlose Bücher