Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Notizen, die Sir Gilliam verfasst hat, sind zu seinem Bruder gebracht worden. Pfarrer Gilliam wird sie uns zur Verfügung stellen. Vielleicht helfen sie Ihnen, sich zu erinnern?«
    Lord Beecham fasste sie bei den Händen. »Ich kenne niemanden, der mit einer Frau eine solche Partnerschaft eingegangen ist. Das könnte interessant werden. Warm kann ich das Schriftstück sehen?«
    »Es ist sehr alt und brüchig. Ich befürchte, es wird uns unter den Fingern zu Staub zerfallen.«
    »Dann müssen wir äußerste Sorgfalt walten lassen.«
    Ihre Röcke glatt streichend stand Helen auf. »Auf nach Court Hammering«, sagte sie.
    Es war ein wundervoll warmer Tag, und so beschlossen Helen und Lord Beecham auszureiten. Baron Prith und Flock folgten ihnen in der Kutsche. Dahinter, in einer zweiten Kutsche, saßen Lord Beechams Kammerdiener Nettle und Helens Zofe Teeny. Blunder war von Lord Beecham auf einen
    Kurzurlaub zu seinen Eltern nach Folkestone geschickt worden.
    Helen sang aus vollem Halse. Es entwickelte sich alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Lord Prith, vom Enthusiasmus seiner Tochter angesteckt, sagte zu Flock: »Flock, es liegt Musik in der Luft. Mir ist nach Champagner und Blumengirlanden. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, die nächste Hochzeit zu besuchen. Die letzte war wirklich reizend. Der Champagner war exzellent. Ich wünschte nur, ich hätte das Brautpaar gekannt.«

»Das waren Lord und Lady St. Cyre, Baron.«
    »Ich erinnere mich, Gray und Jack hießen die beiden. Flock, beim nächsten Mal müssen Sie unbedingt eine Feier finden, bei der ich das Brautpaar besser kenne, damit ich mit ihnen zusammensitzen und scherzen kann. Ich werde Champagner trinken, tanzen und - wie meine Tochter - aus vollem Halse singen. Ist es nicht fantastisch? Man sucht sich einen sonnigen Tag, setzt Helen auf ein Pferd, und sie trällert wie ein Vögelchen.«
    Lächelnd blickte Flock aus dem Fenster. Helen ritt direkt neben Lord Beecham und lachte laut. Es war wohl nicht nur die Sonne, die Helen so glücklich machte, dachte Flock. Lord Beecham war ein Mann mit Erfahrung, ein Mann, der wusste, wo es langging, vor allem, wenn am jeweiligen Ende des Weges eine Frau stand. Um Helen aber brauchte man sich keine Sorgen zu machen. Allein in ihrem Gasthaus arbeiteten drei gestandene Männer für sie, und alle drei behandelten sie mit größtem Respekt, wenn sie wohl auch eine lustvolle Furcht vor ihr hegten. Nein, um Miss Helen brauchte man sich wirklich nicht zu sorgen.
    Flock wandte sich wieder Baron Prith zu, dessen Kopf nur wenige Zentimeter von der Decke der Kutsche entfernt war. Wann immer sie eine unebene Stelle passierten, ließ er ein leises Stöhnen vernehmen.
    »Hoffentlich hat sich dieser französische Froschschenkel Jerome nicht an unsere Fersen geheftet, was, Flock?«
    »Ich habe den Froschschenkel in der Küche gelassen. Ich glaube kaum, dass er uns noch einmal belästigen wird.«
    »Trotzdem, sein Hummer war sehr gut«, sagte Lord Prith, seufzte und verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust.
    »Nur, dass er damit nicht Ihre Sinne erfreuen, sondern Ihre Tochter verführen wollte.«
    »Das weiß ich doch, Flock. Der arme Kerl. Mein Vater sagte immer, man solle stets genau überdenken, was man sich wünscht. Stellen Sie sich nur vor, er hätte mit seinem Hummer Helens Aufmerksamkeit gewonnen.«
    »Ich mag gar nicht daran denken.«
    Zehn Meter vor der Kutsche sprach Lord Beecham gerade zu Helen: »Was haben Sie Ihrem Vater über unser Verhältnis erzählt?«
    »Die Wahrheit natürlich. Das einzige Geheimnis, das ich je vor meinem Vater gehabt habe, ist die Tatsache, dass ich den jungen Colton Mason mit meiner Reitgerte ausgepeitscht habe, weil er sich an meiner achtzehnjährigen Person vergreifen wollte. Es war zum Verrücktwerden, er mochte es und flehte mich an weiterzumachen.«
    »Ich habe gehört, dass es Männer gibt, die solche Dinge genießen, vor allem, wenn es eine Frau ist, die die Schläge austeilt. In gewissen Vierteln von London existieren die obskursten Etablissements.«
    »Dort ist Colton wohl auch mittlerweile gelandet.«
    »Ich hoffe, Sie verwechseln solch fragwürdige sexuellen Praktiken nicht mit der Anwendung einer guten, sauberen Züchtigung.«
    »Wo denken Sie hin?« Unverhohlen lächelte sie ihn an. »Mit achtzehn bemerkte ich auf einmal, dass ich ein heimliches Vergnügen an solchen Dingen empfand. Auch das Auspeitschen gehört natürlich dazu, aber das macht ja nur einen winzigen Bruchteil

Weitere Kostenlose Bücher