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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ruhig.
    »Einverstanden, beschäftigen wir uns also zunächst mit der Schriftrolle. Was das andere angeht, werde ich Sie wissen lassen, was ich mit Ihnen wann und wo tun möchte.«
    »In Wahrheit lieben Männer es doch, dominiert zu werden.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Wo haben Sie denn den Unsinn her?«
    »Das ist kein Unsinn.«
    »Das werden wir ja sehen - eines Tages, wenn es mir passt.«
    Er hatte sie sprachlos gemacht. Das war Helen noch nie passiert. Sie hatte aber auch noch nie jemanden wie Lord Beecham getroffen. Er machte sie sprachlos. Ihr fiel rein gar nichts ein, was sie ihm hätte erwidern können. Sie ließ Eleonor, ihr Pferd, wenden, um eine Weile neben der Kutsche ihres Vaters zu reiten.
    Lord Beecham hörte, wie Lord Prith sie fragte, warum zum Teufel sie die Gesellschaft ihres alten Vaters der dieses jungen Teufels Beecham vorzöge. Helens Antwort war nicht zu verstehen, Lord Beecham konnte sich aber vorstellen, dass sie wohl kaum zu seinen Gunsten ausfiel.
    Lord Beecham begann zu pfeifen. Er brauchte eine ganze Weile, bis er seine Gedanken wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er es schaffte, sich von der erhabenen Schönheit Helens abzulenken.
    König Edwards Wunderlampe.
    Lord Beecham zweifelte nicht daran, dass irgendwann einmal irgendwo eine - aus welchen Gründen auch immer -hoch geschätzte Öllampe existiert hatte. Dass diese aber gute sechshundert Jahre überdauert haben sollte, schien ihm so gut wie unmöglich.
    Bei König Edwards Wunderlampe sollte es sich also um eine besondere Öllampe handeln, die König Edward von einem Ritter des Templerordens bekommen hatte und die ihn zum mächtigsten Mann der Welt machen sollte. Das Einzige aber, was damals scheinbar passierte, war, dass Königin Eleonor sich von einem tödlichen Fieber wieder erholte.
    Bis vor kurzem war die Wunderlampe Aladins die einzige magische Lampe gewesen, von der Lord Beecham gehört hatte. Sie entsprang einer der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, einer orientalischen Geschichtensammlung aus dem Mittelalter. Königin Scheherazade, so war es überliefert, habe ihrem Mann die Geschichten in tausendundeiner Nacht erzählt, um so dem Todesurteil zu entkommen. Der König, so dachte Lord Beecham, musste vom kreativen Durchhaltevermögen seiner Frau so beeindruckt gewesen sein, dass er das Todesurteil über sie zurückgenommen hatte.
    Nach einer Weile hatte Helen ihr sonst unerschütterliches Selbstvertrauen wiedererlangt und ritt neben Lord Beecham her. »Historisch gesehen, treffen alle Ihre Angaben auch auf Aladins Wunderlampe zu. Damals im Mittelalter waren Geschichten wie diese in Europa sehr beliebt.«
    »Die Geschichte um Aladins Wunderlampe stammt aus Persien«, erwiderte Helen. »Ich glaube, sie basiert auf einer wahren Begebenheit. Wahrscheinlich wurde sie über Generationen hinweg mündlich tradiert und dann irgendwann aufgeschrieben. Ich bin der festen Meinung, dass es eben unsere Öllampe ist, die diese Geschichte inspiriert hat.«
    Lord Beecham fühlte, wie etwas, von dem er dachte, es sei längst abgestorben, sich in ihm zu regen begann. Es war sein Entdeckergeist, das aufregende Gefühl, auf der Suche nach etwas zu sein, das sich ihm nicht ohne weiteres erschließen würde.
    Er lehnte sich vor und kraulte seinem Wallach das rechte Ohr. Das Pferd wieherte und schüttelte den Kopf. »Er mag das. - Sie denken also, diese Lampe landete in einer Schatzkammer der Templer im Heiligen Land, nur um von dort in die Hände König Edwards von England zu gelangen? Eine lange Reise.«
    »Lord Beecham, Sie sind der lebende Beweis dafür, dass Zügellosigkeit nicht zwangsläufig zu Hirnerweichung führen muss, zumindest nicht vor dem dreiunddreißigsten Lebensjahr.«
    »Machen Sie sich über mich lustig?«
    »Nein, natürlich nicht.« Die Geste, mit der er seine rechte Augenbraue hochzog, war wirklich faszinierend.
    »Mein Gott, wir führen eine intellektuelle Diskussion, und ich gebe ein bisschen mit meinem verstaubten Wissen an. Habe ich Ihnen erzählt, dass ich Tausendundeine Nacht schon mehr als achtmal gelesen habe, nur weil ich mir zum Ziel gesetzt habe, Arabisch zu lernen?«
    »Davon wusste Pfarrer Gilliam nichts. Arabisch? Ich bin beeindruckt.«
    »Sie machen sich schon wieder über mich lustig. Haben Sie es mittlerweile geschafft, sich Ihr Hirngespinst vom Stiefelausziehen aus dem Kopf zu schlagen?«
    »Ich versuche es.«
    »Befindet sich mein anderer Fuß an Ihrem Gesäß?«
    »Noch nicht, aber ich werde

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