Wirrnis des Herzens
erwiderte seinen Kuss, bis sie glaubte, augenblicklich an der Kraft ihrer Gefühle sterben zu müssen. Er hatte begonnen, sich in ihr zu bewegen. So tief und mit so viel Kraft füllte er sie aus, dass sie wünschte, er würde nie mehr aufhören.
Aber das war zu viel verlangt. Lord Beecham wusste, dass es gleich vorbei war, und doch hatte er sie noch nicht zur äußersten Ekstase getrieben. Er versuchte, sich von ihr zu lösen, sie mit seinen Fingern und seinem Mund zu liebkosen, aber zum ersten Mal in seinem ganzen Leben verlor er auch noch den letzten Funken Kontrolle. Er warf den Kopf zurück und schrie in das Rauschen des Regens.
Bewegungslos lag er über ihr, sein Gesicht in ihren nassen Haaren vergraben. Er hatte soeben die größte Wonne seines ganzen bisherigen Lebens genossen. Er hatte jegliche Selbstbeherrschung verloren. Er hatte sich selbst in den Himmel katapultiert.«
«Es tut mir Leid«, sagte er und stützte sich auf. »Es tut mir aufrichtig Leid, Helen. Du bist so verflucht schön ...« Er konnte sich nicht helfen und küsste sie erneut mit dem Erfolg, dass er sogleich wieder in ihr hart wurde.
»Ich bin dreiunddreißig Jahre alt«, sagte er zwischen zwei Küssen, »und ich will dich hier und jetzt ein weiteres Mal. Du bist eine Zauberin. Du bist unglaublich.« Hart und pulsierend zog er sich aus ihr heraus. Mit fliegendem Atem küsste er sie. Seine Hände fanden ihren Rhythmus. Das Gefühl ihres Fleisches, ihre Weichheit und ihre Hitze durchströmten ihn mit dem innigen Verlangen, sie in äußerster Verzückung zu sehen. Seine Bewegungen wurden immer schneller, bis er spürte, dass die stärker werdende Spannung Helen zu überfluten drohte. Genau im richtigen Moment hob er den Kopf, um ihr Gesicht zu beobachten, während Helen sich ihm wie von Sinnen entgegenwarf. Sie schrie, als die Gefühlsflut über sie hereinbrach. Seine Hände waren der Mittelpunkt der Welt. Dann schrie sie erneut, dieses Mal in seinen Mund.
Ohne zu bemerken, dass Helen versuchte, sich von ihm zu lösen, küsste Lord Beecham sie noch inniger. Als er ihre Befreiungsversuche schließlich bemerkte, blinzelte er sie mit weiterhin geöffnetem Mund verwirrt an. Sie schrie ein drittes Mal. »O mein Gott!«
Sie packte seine Schultern, presste ihn an sich und rollte sich mit ihm zur Seite. Lord Beecham hörte ein lautes Knarren. Keine dreißig Zentimeter neben ihnen, genau da, wo sie zuvor gelegen hatten, fielen krachend Teile des verrotteten Daches zu Boden. Wie erstarrt lagen sie eng umschlungen da.
Bis auf das Rauschen des Wassers war es wieder völlig still.
»Das Dach«, sagte er. »Mein Gott, das Dach ist eingestürzt.«
Ihre Augen waren geschlossen. Er küsste sie. »Helen?« Sie bewegte sich nicht.
Lord Beecham lehnte sich etwas zurück.
Sie war ohnmächtig. Und er, verflucht noch mal, begehrte sie noch immer.
10
Lord Beecham löste sich von Helen und drehte sie behutsam auf den Rücken. Erst jetzt bemerkte er das Blut in ihrem nassen Haar. Irgendetwas musste sie am Kopf getroffen haben. Er schaute hinauf. Über ihnen war immer noch ein Stück des Daches intakt.
Lord Beecham schlug Helens Röcke zurück, zog seine Reithose wieder an und hockte sich auf seine Fersen. Er zog seine Reitjacke aus und deckte Helen damit zu. Das war im Moment das Einzige, was er für sie tun konnte. Er hatte Angst, sie zu bewegen. Andererseits war es viel zu kalt, um sie einfach dort liegen zu lassen. Vorsichtig zog er sie noch weiter ins Trockene. Mit dem Rücken an der Wand streckte er sich neben ihr aus und drückte sie an sich. »Es tut mir so Leid, Helen«, flüsterte er. »Erst rettest du mir meine lustvolle Haut, und dann bist du es, die verletzt wird. Alles wird gut, ich verspreche es dir. Wir bleiben einfach so liegen, bis du wieder zu dir kommst.« Er küsste ihr Ohr und zog seine Jacke noch enger um ihren Körper.
Vor nicht einmal zwei Stunden waren sie noch auf dem Weg nach Dereham gewesen, um eine Erläuterung zu einer altpersischen Sprache zu suchen, und nun lagen sie aneinander geschmiegt und vor Nässe triefend direkt neben einem eingestürzten Dach - und Helen war ohnmächtig.
Lord Beecham wurde klar, dass es schon später Nachmittag sein musste. Es würde bald dunkel werden und somit auch immer kälter. Was, wenn der Regen nicht aufhören würde? Sein Gesicht an Helens Wange, schloss er die Augen.
Sicher, er könnte sie eine Weile tragen, aber weit würden sie so nicht kommen, nicht weit genug, um ihre Lage irgendwie
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