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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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passiert war, und sie fluchte wie ein Gassenjunge. Verunsichert ging Teeny vor der Badewanne auf und ab und fragte sich, was ihre Herrin nur so schrecklich wütend gemacht hatte.
    »Sie müssen sich nicht verrückt machen wegen des Blutes an Ihrem Kopf, Miss Helen. Überlassen Sie mir die Sorgen, und lassen Sie mich den Arzt rufen.«
    »Sie sind hier die Verrückte, Teeny. Und jetzt hören Sie mir gut zu. Lieber sterbe ich, als dass ich diesen Arzt auch nur in meine Nähe lasse.«
    »Aber Sie sagten doch selbst, dass er noch nie jemanden getötet hätte.«
    »Das ist auch richtig, aber er glaubt, imsterblich in mich verliebt zu sein. Nein, ich kann ihn auf keinen Fall kommen lassen. Und jetzt helfen Sie mir, mein Haar zu waschen. Wir kriegen dieses dumme Blut schon heraus.«
    Ja, Helen wusste genau, was sie getan hatte. Sie hatte es gleich dreimal getan, und es war fantastisch gewesen. Fluchend ging sie die Treppen zum Abendessen hinunter.
    Die beiden Pferde waren noch später zurückgekommen als Helen und Spenser, erzählte Baron Prith seiner Tochter, deshalb habe sich auch niemand Sorgen um sie gemacht.
    »Was haben diese verdammten Biester denn gemacht, nachdem sie uns abgeworfen haben?«, fragte Lord Beecham verständnislos. Zu dritt saßen sie am Tisch und genossen eine würzig heiße Schildkrötensuppe.
    »Wahrscheinlich haben sie sich genau wie wir einen Unterstand gesucht, Lord Beecham«, sagte Helen zwischen zwei Löffel Suppe. »Hör auf, so besorgt zu gucken, Vater. Der warme Champagner hat mir so gut getan, dass es ist, als ob die vergangenen drei Stunden nie passiert wären.«
    Sie blickte Lord Beecham direkt in die Augen. »In der Tat, diese vergangenen drei Stunden werden in meinem Gedächtnis mehr und mehr zu einem Nebelhauch. Das Einzige, woran ich mich noch erinnere, ist, wie Lord Beecham und ich von hier losgeritten sind. Danach verwischt sich alles. Es muss geregnet haben, richtig? Unsere Kleider waren ja ganz nass. Meine Gedächtnis setzt völlig aus. Aber jetzt geht es mir ja wieder gut. Alles ist wie vorher.«
    Lord Beecham hätte Helens Worte mit Erleichterung aufnehmen müssen, aber das tat er ganz und gar nicht. Wollte sie ihm etwa weismachen, dass sie ihren gemeinsamen Liebestaumel vergessen hatte? Grimmig löffelte er seine Suppe.
    Als Helen ihren Teller geleert hatte, stand sie auf. Zu ihrem Vater gewandt, sagte sie: »Ich hoffe, du und Lord Beecham entschuldigt mich. Ich werde jetzt zu Bett gehen. Was immer heute Nachmittag passiert ist, es hat mich sehr müde gemacht.«
    »Lord Beecham, ich sehe Sie morgen früh. Wenn es nicht regnet, könnten wir es noch einmal wagen, nach Dereham zu reiten.«
    Was hätte er sagen sollen? Am liebsten wäre er langsam aufgestanden, seinen Blick starr auf ihre Augen gerichtet, wäre gemäßigten Schrittes zu ihr hinüber gegangen und hätte ihr die Hände um den weißen Hals gelegt. Er wusste nicht, wie fest er zugedrückt hätte. Fest genug jedenfalls, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
    Während er Helen durch die Tür verschwinden sah, ballte Lord Beecham seine Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Sie trug ein silbergraues Seidenkleid, das ihren wundervoll weißen Körper sanft raschelnd umspielte.
    Dreimal hatte er mit ihr geschlafen. Er hatte ihr alles gegeben - sogar mehr als das. Sie hatte völlig von ihm Besitz genommen, und jetzt wollte sie ihn einfach vergessen?
    Das würde er nicht zulassen.
    Lord Beecham und Baron Prith spielten noch eine Weile Karten, wobei Baron Prith ununterbrochen davon sprach, wie sehr seine kleine Nell doch das Ebenbild ihrer seligen Mutter sei. Und wäre Flock Lord Beecham nicht zu Hilfe geeilt, wäre dieser beinah elendig an einem Schluck Weinbrand in seiner Luftröhre erstickt.
    Später am Abend, als Flock Seine Lordschaft endlich zum abendlichen Spaziergang loseisen konnte, hatte Lord Beecham sechzig Pfund verloren und viel zu viel von dem vorzüglichen geschmuggelten französischen Weinbrand getrunken.

11
    »Verdammt, Helen, Sie werden jetzt mit mir darüber reden. Frauen wollen doch nach dem Akt immer darüber reden. Sobald es vorbei ist, fangen sie an zu schnattern, während der Mann, wie ein gefällter Baum, mehr oder weniger besinnungslos daneben liegt. Ich gebe ja zu, dass die Verhältnisse gestern nicht gerade einladend waren, sodass Sie mit dem Reden bis heute warten wollten. Nur zu, wir haben Zeit, die Umgebung ist angenehm, fangen Sie an.«
    Helen sagte kein Wort.
    Lord Beecham versuchte es weiter.

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