Wirrnis des Herzens
hat den Tag gerettet. Hat er Teeny damit wenigstens ein bisschen beeindrucken können?«
Helen grinste. »Sie bat mich um einen Tag Urlaub. Sie müsse unbedingt einmal wieder das Grab ihrer Großmutter besuchen, sagte sie. Wahrscheinlich will sie mit ihr über die ganze Sache noch einmal verhandeln.«
Kopfschüttelnd meinte Douglas: »Noch kann niemand etwas Konkretes über den Inhalt der Lederrolle sagen, und doch erscheint allein die Verlockung großen Reichtums irgendwelchen Männern so wertvoll, dass sie in ein Haus einbrechen und einen Geistlichen töten.«
»Jemand hat also herausbekommen, dass Helen in die Sache verwickelt ist, und ist sogleich nach Shugborough Hall geeilt«, überlegte Alexandra laut.
»Das gefällt mir ganz und gar nicht«, erwiderte Douglas. »Ich werde noch heute Nachmittag Kelly, meinen kräftigsten Lakai, auf Lord Crowley ansetzen.«
»Und morgen wird ihn dann Crimshaw ablösen«, sagte Lord Beecham entschlossen. »Er ist in den ärmlichsten Verhältnissen groß geworden und zäher als ein alter Stiefel.
Und diesem Ezra Cave von der Bow Street sagen wir, dass er noch zwei weitere Männer anheuern soll.«
»Ich werde mich augenblicklich darum kümmern.« Douglas erhob sich und fasste Alexandra bei den Händen. »Willst du mich nicht begleiten, mein Herz? Ich denke, Heatherington und Helen haben noch eine Menge zu besprechen.«
»Ja«, sagte Alexandra und blickte von einem zum anderen. »Das glaube ich auch.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte Douglas und führte seine Gattin am Arm nach draußen.
Lord Beecham wandte sich wieder Helen zu. Sie starrte ihn so intensiv an, dass er beinah glaubte, sie könne ihm seine Gedanken von der Stirn ablesen. »Was Sie angeht, Miss Mayberry, habe ich soeben beschlossen, dass wir beide nach Court Hammering zurückkehren werden. Vorher aber müssen wir dem alten Glatzkopf Mathers, Pfarrer Mathers' Bruder, noch einen kleinen Besuch abstatten.«
Als die beiden in Pfarrer Mathers kleinem Stadthaus in der Nähe des Russel Square ankamen, fanden sie Pfarrer Mathers Bruder in einem der Gemächer betrunken auf dem Boden hockend.
»Der wird mir noch auf den schönen Teppich speien«, jammerte Mrs. Mappe, die Haushälterin. »Oh, mein armer, armer Herr Pfarrer, erstochen von irgendeinem fiesen Bastard.«
»Sie wissen es bereits, Mrs. Mappe?«, fragte Lord Beecham.
»Ach Gott, Ihre Lordschaft, ja, ja. Nun schau sich mal einer dieses stolze Mädchen an.«
»Ist Lord Hobbs vorbeigekommen?«
»O ja, ein komischer Kerl, kam ganz in Grau, wie einer, der denkt, dass er sich besonders anziehen muss, damit die Leute auch auf ihn Acht geben.« Nachdem sich Mrs. Mappe noch einige Minuten mit Lord Beecham und Helen unterhalten hatte, führte sie sie zu Pfarrer Mathers Bruder.
»Ich habe meinen eigenen Bruder getötet«, wimmerte er und krümmte sich auf dem Teppich liegend zusammen. »Für ein Bier habe ich jedem erzählt, woran mein Bruder gerade arbeitet. Ich habe meinen eigenen Bruder getötet. Und dabei hat er mich doch immer wieder gewarnt, dass ich auf dem Weg in die Hölle wäre. Jetzt ist alles aus.«
Lord Beecham kniete sich zu dem armseligen kleinen Mann auf den Boden, der aussah, als hätte er seine letzte nennenswerte Mahlzeit vor fünfzehn Jahren zu sich genommen. »Geben Sie mir die Namen von den Männern, denen Sie es erzählt haben. Aber zählen Sie mir nicht all die kleinen kriminellen Fische auf, nennen Sie mir nur die wirklich wichtigen, die, die Geld haben.«
Lord Beecham musste die Frage dreimal wiederholen, ehe sie Pfarrer Mathers Bruder verstand. »Pfarrer Older«, stöhnte er schließlich, »nicht dass der Geld hätte. Titus hat mich mit Weinbrand abgefüllt, nicht mit Bier, er hat mich richtiggehend ausgequetscht, meinte immer, dass ich ihm noch etwas vorenthalten würde. Und dann war da noch Lord Crowley und James Arlington und ...«
Mitten im Satz übergab er sich auf den Teppich.
Angewidert stand Lord Beecham auf und blickte auf den kleinen Mann hinunter, der wenige Sekunden später bewusstlos am Boden lag.
»Er ist erbärmlich«, sagte Helen, »und er hat Recht. Er ist für den Tod seines Bruders verantwortlich.« Sie setzte an, Mathers in die Rippen zu treten, hielt dann aber abrupt inne und presste sich die Hände vors Gesicht. »O mein Gott, ich bin wahrscheinlich ebenso schuldig wie er. Immerhin habe ich das verfluchte Kästchen gefunden. Wer sind diese Leute, von denen er gerade gesprochen hat,
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