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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Spenser?«
    Sanft legte Lord Beecham Helen seine Hände auf die Schultern und drehte sie langsam zu sich um. Dann küsste er ihre Schläfe. »Alles wird gut, Helen. Ich werde Ihnen von den Männern erzählen. Von James Arlington allerdings weiß ich selbst nichts.«
    Eine Stunde später hatten sie bereits herausgefunden, dass Lord James Arlington, der vierte Sohn des Grafen von Hailsham, tot war, erschossen, so erzählte man sich, bei einem Duell mit Lord Crowley. Es hieß, Arlington habe versucht, Lord Crowley beim Kartenspielen zu betrügen. Der Brauch, sich zu duellieren, war in England zwar für ungesetzlich erklärt worden, da aber jeder Lord Crowleys Handeln tolerierte, kümmerte sich auch niemand darum. Als man James Arlingtons Vater, dem Grafen, von dem Tod seines Sohnes erzählt hatte, soll dieser nur gesagt haben: »Er hat nicht das erste Mal jemanden betrogen. Seine Mutter hat ihm das beigebracht. Diesmal scheint er nur an den Falschen geraten zu sein.«
    »Es ist Zeit, nach Hause zu reiten, Helen«, sagte Lord Beecham.
    Es war ein wunderschöner Nachmittag. Die Sommerblumen standen in voller Blüte und die Bäume reckten ihr grünes Blätterwerk über die schmale Landstraße. »Was ich vergaß, Ihnen zu erzählen, Helen«, sagte Lord Beecham. »Wir haben zwei neue Partner.«
    »Douglas und Alexandra?«
    Lord Beecham nickte und beugte sich vor, um dem Pferd den Hals zu tätscheln. Dann setzte er sich wieder auf und sah nach vorn. »Bevor Sie kamen, hatte ich Pläne für heute Nacht«, sagte er, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
    »Hmm.« Helen schien nicht sonderlich interessiert zu sein.
    »Ich wollte mich mit einem Garderobenmädchen vergnügen und sie dreimal in weniger als fünfzehn Minuten nehmen.«
    »Hmm.«
    Mit wachsender Frustration blickte Lord Beecham Helen an. »Mit Ihnen, das war eine neue Erfahrung für mich, das ist alles.«
    Gelangweilt betrachtete Helen die Landschaft.
    »Wenn Sie bei Douglas und Alexandra übernachtet hätten, dann wäre ich mit Sicherheit zu Ihrem Fenster hochgeklettert und hätte Sie dreimal genommen. Was sagen Sie nun?«
    »Entschuldigung, Spenser, aber ich war gerade von diesem herrlichen Geißblatt abgelenkt. Haben Sie etwas gesagt?«
    »Helen, wollen Sie, das ich Sie verprügele?«
    »Ich würde Sie schon wieder zur Räson bringen, das wissen Sie. Was ist denn bloß los mit Ihnen? Wir stecken mitten im tiefsten Morast. Wir wissen nicht mehr über König Edwards Wunderlampe als vor zwei Wochen. Und Sie haben darauf bestanden, mich allein zu lassen und sich nach London aufgemacht. Ich darf doch hinzufügen, dass London nicht einmal eineinhalb Stunden von Court Hammering entfernt ist. Trotzdem hielten Sie es nicht für nötig, auch nur einmal, nicht einmal für ein simples Essen, zurückzukehren.«
    Es war so weit. Wenn Lord Beecham es jetzt nicht tun würde, wäre er verloren. Helens Vorwurf ignorierend, sagte er: »Hören Sie mir zu, ich meine es ernst. Ich habe mich entschieden, von nun an nur noch Ihr Partner zu sein, nichts weiter. Niemals.«
    Und ohne Lord Beecham zu zeigen, ob sie ihn überhaupt verstanden hatte, drückte Helen ihrer Stute die Fersen in die Seiten, und sie raste los. Den restlichen Weg galoppierten Helen und Spenser schweigend nebeneinander her. Es begann zu regnen.

19
    Nettle folgte seinem Herren in der Kutsche. Als Lord Beecham sich nach ihm umschaute, sah er, wie Nettle seinen Kopf mit theatralischer Geste aus dem Fenster der Kutsche in den Regen hielt. »Sie haben ihm das Herz gebrochen«, sagte Lord Beecham zu Helen, obwohl sie nicht mehr mit ihm zu sprechen schien und auch gute zwanzig Meter vor ihm ritt. »Bald sieht er das Mädchen wieder, das er doch nicht haben darf.«
    Zur tiefsten Betrübnis seines Lakaien zog es Lord Beecham vor, in König Edwards Wunderlampe zu übernachten. Er wollte einfach nicht in Shugborough Hill sein, wo Helen bloß im Nachthemd die Treppe hinuntergehen müsste und seine Entscheidung, nunmehr nur noch ihr Partner zu sein, innerhalb von Sekunden zunichte gemacht wäre. Nein, das Gasthaus war zweifelsfrei der sicherere Ort. Dort zog sie sich immerhin nicht die Kleider aus. Und sie würde ihn dort auch nicht provozierend ansehen.
    Lord Beecham dachte an die Gartenlaube und an die verrottete alte Hütte; ihm fielen Helens triefend nasse Kleider ein - damals hatte sie ihn nicht einmal provoziert, und dennoch war es passiert. Aber in der Gartenlaube, da hatten sie beide gewusst, was geschehen würde, Helen

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