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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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öffnete sie die Augen. Da stand er, neben dem Bett, die Hose immer noch geöffnet und mit zerzausten Haaren.
    Er sah umwerfend aus.
    Helen schaute ihm zu, wie er seine Hose zuknöpfte, das Hemd glatt strich und dann zum Fenster ging und auf den verlassenen Marktplatz blickte.
    Völlig ruhig lag sie da, die Beine von sich gestreckt. Ihr Hemdchen war immer noch hochgerafft, die Strümpfe mit den schwarzen Strumpfbändern immer noch an ihrem Platz und ihre Stiefel saßen fest verschnürt an den Füßen. Da begann sie zu lachen. Sie konnte einfach nicht anders. Sie hatte immer noch ihren Reithut auf dem Kopf.
    »Es ist erstaunlich«, sagte Helen kichernd und stützte sich auf die Ellbogen. »Ist dir aufgefallen, dass du es diesmal doch tatsächlich geschafft hast, mir die Röcke auszuziehen, bevor du über mich hergefallen bist?«
    »Ja«, sagte Lord Beecham und wandte sich langsam zu ihr um. »Ich war selbst ganz erstaunt, dass ich es geschafft habe. Was ich eigentlich wollte, waren deine Brüste.
    Nun gut, immerhin habe ich dir die Röcke ausgezogen. Ich weiß selbst nicht mehr, wie ich das angestellt habe. Es hat mindestens dreißig Sekunden gedauert, dreißig wertvolle Sekunden, in denen ich nicht in dir sein konnte.« Lord Beechams Stimme kippte und seine Augen verdunkelten sich. Er starrte auf Helens ausgestreckte Beine. »Nein«, sagte er. »Ich werde mich ab sofort beherrschen.«
    Er wandte seinen Blick zurück auf den Marktplatz. »Wo ist die Lederrolle?«, fragte er.
    Helen blinzelte. Lord Beecham versuchte, sich abzulenken, auf sehr intelligente Weise, wie er fand. Er dachte, Helen würde diese Frage begrüßen, aber da täuschte er sich. Sie spürte noch immer seinen Körper, seine Wärme und seine Kraft an ihrem Körper, und ihr Verlangen nach ihm war unverändert.
    »Ich habe sie hier im Gasthaus versteckt. Es ist unmöglich, dass sie hier jemand findet.« Helen stand auf und ging langsam hinter den Paravent, um sich herzurichten. Als sie wieder hervortrat, war sie wieder angezogen. »Ich will meinen Vater und die Angestellten nicht weiter in Gefahr bringen. Und hier ist die Rolle sicher.« Helen schlenderte zu dem schmalen Spiegel über der Kommode hinüber. Sie wirkte leicht verwirrt. Ihr Reithut hing tief über ihrem rechten Ohr, ihre Lippen waren vom Küssen gerötet und über ihren Augen lag ein weicher Nebel.
    Helen erkannte sich plötzlich selbst nicht wieder. Sie war Miss Helen Mayberry und deren Augen waren immer klar und rein. Sie war die Meisterin der Züchtigung, und das hier war ihr Gasthaus. Alle Menschen hier folgten ihrem Kommando. Sie war diejenige, die immer und in jeder 'Situation wusste, was zu tun war.
    Und gerade eben war sie blitzschnell und ohne jegliche Selbstkontrolle über diesen Mann hergefallen. Nun, er war genauso über sie hergefallen. Helen zog die Schultern zurück und steckte sich die Haare hoch. Dennoch sah man ihr die kleine Ausschweifung immer noch deutlich an. Sie schlug sich auf die Wangen und wandte sich danach zu Lord Beecham um.
    »Pfarrer Mathers und mir ist es gelungen, noch ein bisschen mehr von der Lederrolle zu entziffern. Es ging allerdings nur sehr langsam voran. Wollen Sie es sehen?«
    Ein Hauch von der alten Begeisterung stieg in Helen auf. Leidenschaft war wirklich ein seltsames Gefühl. Helen fühlte sich wie ausgewrungen und in Watte gepackt. Ihr Gehirn war leer und ihr Körper glühte. »Gern«, sagte sie und seufzte, »aber vorher möchte ich mit Ihnen eine Kleinigkeit essen.«
    Das bedeutete, dass sie diese Schlafkammer verlassen und sich unter Gäste und Angestellte begeben würden, überlegte Helen. Es bedeutete auch, dass es für Lord Beecham immöglich sein würde, ihre Röcke hochzuraffen, denn er konnte sie dort schließlich nicht auf den Esstisch zwischen den Hasenrücken und den gefüllten Truthahn setzen ... Dort wäre er vor ihr sicher, und sie vor ihm. Sie hoffte jedoch inständig, dass er ablehnen und sie hier und jetzt auf den Boden werfen würde.
    »Immerhin sind wir auf dem Wege der Besserung«, sagte Lord Beecham, als sie den Raum verließen.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Helen lustlos. »Allerdings habe ich Sie in dem Moment, als Sie aufgestanden sind, gehasst. Ich wollte Sie noch einmal ...« Während Lord Beecham ihr die enge Treppe hinunter folgte, gruben sich ihre Worte in seinem Kopf ein.
    Im Hof versorgten die Stallburschen die Pferde der an-kommenden Übernachtungsgäste. Helen redete mit Mrs. Toop, Gwen und Mr. Hyde, der

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