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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Wollen Sie mir also die Ehre erweisen, meine Gattin zu werden?«
    Von draußen ertönte ein lang gezogener Schrei Geordies, gefolgt von einem kurzen Stöhnen. Abwesend sagte Helen: »Das war bestimmt Miss Millbark. Haben Sie gehört? Das Stöhnen war lauter als der Schrei. Sie liebt es, die Männer noch kurze Zeit hinzuhalten, bevor sie zuschlägt.«
    »Helen, Geordies Züchtigung ist mir im Moment völlig gleichgültig. Wie viele Hiebe erhält er?«
    »Zehn. Dann muss er sich drei Stunden lang nackt vor das Gasthaus stellen und eine Laterne halten. Es sei denn, es regnet. In diesem Fall wird das Ganze einfach auf den nächsten sonnigen Tag verschoben.«
    »Aha. Und wollen Sie?«
    Kopfschüttelnd sah Helen Lord Beecham an. »Das macht einfach, keinen Sinn. Sie begehren mich, da bin ich mir sicher, denn mir ergeht es mit Ihnen nicht anders. Aber Sie lieben mich nicht. Wie könnten Sie auch. Sie kennen mich ja gar nicht.«
    »Ich kenne Sie nicht? Mein Gott, wenn das nicht das wunderschönste Kennenlernen war, das es je gegeben hat, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.« Entgeistert blickte Lord Beecham Helen an.
    »Ich verstehe das alles einfach nicht. Ich fange langsam an zu glauben, dass Sie ein Zauberer sind, Lord Beecham. Schon wenn Sie mich bloß berühren, setzt mein Verstand völlig aus.«
    »Ja, ist das denn nicht wundervoll?«
    Helen sah unglaublich verloren aus.
    Sogleich war Lord Beecham an ihrer Seite und kniete sich neben den Schaukelstuhl. »Helen«, sagte er, »ich weiß doch selbst, dass wir uns erst seit einem Monat kennen. Ich hatte doch auch nie vor zu heiraten, zumindest nicht in so jungen Jahren. Aber jetzt ist einfach alles anders geworden. Wir sind anders geworden. Heiraten Sie mich, Helen. Wir werden wunderbar zurechtkommen - zusammen. Wir werden diese verfluchte Wunderlampe finden und mit ihrer magischen Kraft vielleicht sogar die Welt verändern. Was halten Sie davon? Wäre das nicht nach Ihrem Geschmack? Helen, diese Welt hält noch so viele Geheimnisse bereit, die nur darauf warten, von uns entdeckt zu werden. Sagen Sie ja, Helen.«
    »Ich bin genauso stark wie Sie.«
    »Das ist gut möglich.« Lord Beecham grinste.
    Von draußen ertönte ein weiterer kurzer Schrei und dann ein langes Stöhnen.
    »Wer war das?«, fragte Lord Beecham.
    »Mrs. Possett, die Frau des Pfarrers. Sie genießt das eigentliche Zuschlagen am meisten. Ich bin mir sicher, dass sie sich den Pfarrer an Geordies Stelle vorstellt. Er ist kein sehr toleranter Mensch. Ich habe schon oft mitbekommen, wie sie sich über ihn geärgert hat.«
    »Sagen Sie ja, Helen.«
    »Ich war schon einmal verheiratet.« Eine lange, unberechenbare Pause folgte. »Ich habe mir nicht sonderlich viel daraus gemacht.«
    »Sie waren jung, Ihr exquisiter Verstand war ja noch gar nicht ausgebildet. Außerdem war der Mann gewiss ein Dummkopf. Aber das alles ist mittlerweile doch völlig gleichgültig. Er ist lange tot. Sie und ich, Helen, wir beide sind anders. Wir sind keine Kinder mehr. Wir wissen, was wir wollen.«
    »Nein.«
    Lord Beecham wurde bleich. Er ließ sich auf seine Fersen zurückfallen, erhob sich dann unversehens und starrte entsetzt auf Helen hinunter. Das Licht der Flammen umrahmte ihr blondes Haar, sodass es sie wie ein Heiligenschein umgab. Sie sah aus wie ein Engel - diesem Bild widersprach nur die Tatsache, dass sie es eben gewagt hatte, ihn zurückzuweisen.
    Lord Beecham konnte es nicht fassen. Wut begann sich in seinem Bauch brodelnd aufzuschäumen. »Das ist doch nicht zu glauben. Sie sind doch jederzeit dazu bereit, mit mir zu schlafen.«
    »Ja, nun, in dieser Angelegenheit bin ich nun mal machtlos. Kommen Sie, Lord Beecham .»
    »Verflucht, nennen Sie mich, verdammt noch mal, bei meinem Vornamen.«
    »Spenser, geben Sie es doch zu. Es ist Lust, pure, grenzenlose Lust, die Ihnen den Verstand raubt. Das ist es, was Sie für mich empfinden - und ich für Sie -, nicht mehr und nicht weniger. Was wäre, wenn Ihr Verlangen nach mir bereits nach sechs Wochen Ehe erlischt? Was würden Sie dann wohl tun? Wir wären für immer aneinander gefesselt. Nein, das will ich auf gar keinen Fall.«
    »Also gut, das war eine beeindruckende kleine Geschichte, die Sie mir da erzählt haben, Madam. Sie haben sich da etwas ausgedacht, das weder Substanz, noch Sinn, noch Wahrheitsanspruch hat. Ich bete allerdings inbrünstig darum, dass unsere Lust zumindest ein klein wenig nachlassen möge. Ansonsten, da bin ich mir sicher, werden wir wohl in

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