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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gerade ungefährlich war, tränkte er das kleine Tüchlein, das er aus seiner Tasche gezogen hatte, mit dem Inhalt aus einem kleinen Fläschchen. Dann presste er Helen das Tuch mit einer zielsicheren Bewegung über Mund und Nase.
    Helen wachte auf und versuchte sich zu befreien. Doch darauf war Lord Beecham gefasst, und es gelang ihm, sie weitere zehn Sekunden in Schach zu halten. Dann schwanden ihre Kräfte. Matt fiel Helen zurück in die Kissen, über ihr die schwarze Silhouette Lord Beechams. In Helens Mund und Nase begann sich der eigentümliche, schwere, süße Duft mehr und mehr auszubreiten. Sie hatte keine Angst, dazu blieb ihr nicht die Zeit. Rasch und unaufhaltsam umhüllte ein angenehmer, dichter Nebel ihr Bewusstsein. Seufzend schloss sie die Augen. Lord Beecham richtete sich auf, faltete das Tüchlein zusammen und steckte es zusammen mit dem Fläschchen zurück in seine Tasche. Siegessicher lächelnd sah er auf die Frau hinunter, die er heiraten würde.
    Dann begann er sie umzuziehen. Nur zweimal hielt er dabei inne. Einmal, um ihre Brüste zu küssen, und dann, um sie im fahlen Mondlicht zu bewundern. So weiß war dieses zarte Fleisch und so voll und weich die sanften Rundungen - und ihr wundervoller Duft. Tief sog Lord Beecham Helens Duft ein. Was ihren Bauch betraf - so musste er ihn ebenfalls noch küssen; dann schloss er die Augen, denn es wurde schon fast wieder zu viel für ihn. Er stöhnte lustvoll und hätte sich beinah über sie geworfen.
    Weitere zehn Minuten verbrachte Lord Beecham damit, Helens Kleider in einen Koffer zu packen: All diese spitzenbesetzten Seidenkleider. Immerhin konnte er sie schlecht im Nachthemd vor den Altar führen. Er wählte dafür ein blassgelbes Seidenkleid, in dem sie ihm besonders gefiel, einen Unterrock, ein Leibchen, Strümpfe und ein Paar elegante Schuhe. Lord Beecham war zufrieden mit sich. Er hatte gute Arbeit geleistet. Schuhe, Strümpfe und Kleid waren perfekt aufeinander abgestimmt. Die Mühe, nach einem passenden Häubchen zu suchen, ersparte er sich. Genug war genug. Heiraten könnte sie auch genauso gut barhäuptig.
    Der vorige Tag war mit Sicherheit der geschäftigste Tag seines ganzen Lebens gewesen.
    Er hatte genau geplant, wie er es bewerkstelligen konnte, diese große junge Frau zusammen mit ihrem Koffer aus dem Fenster im zweiten Stock, über den fußbreiten Vorsprung drei Meter nach rechts und dann das stabile, rosenbewachsene Holzspalier hinunter auf den Rasen zu tragen.
    Er hatte hin und her überlegt, gelacht und sich selbst versichert, dass es schon gut gehen würde. Jetzt aber fragte er sich ernsthaft, ob er nicht ihrer beider Leben aufs Spiel setzte. Lächelnd erinnerte er sich an den Brief, den er auf Helens Kopfkissen zurückgelassen hatte. Die umwerfende Romantik des Ganzen würde Lord Prith sicher gefallen. Und wenn es Helen gefiel, so würde er sie auch drei- oder viermal heiraten.
    Helen mitsamt ihrem Koffer das dornige Rosenspalier hinunterzutragen war eine äußerst riskante Angelegenheit und so hob Lord Beecham auch seine Augen für einen Augenblick dankbar gen Himmel, als er endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen spürte.
    Er hatte es geschafft. Friedlich schlafend lag Helen in seinen Armen. Trotzdem blieb ihm nur noch wenig Zeit. Immerhin wollte er nicht gezwungen sein, sie zu fesseln, zumindest jetzt noch nicht.
    Hastig trug Lord Beecham seine süße Last über den Einfahrtsweg bis zu seiner im dunklen Schatten der Bäume versteckten Kutsche hinüber. Einer der Pfauen begann zu schreien. Ohne sich umzusehen, eilte Lord Beecham schwer atmend den Weg entlang.
    Er war schon ein erstaunlicher Mann, dachte Lord Beecham, als er Helen schließlich im Inneren der Kutsche abgelegt hatte; ein Mann von erstaunlicher Muskel- und noch stärkerer Willenskraft. Seine zukünftige Braut lag eingewickelt in drei weiche Decken und mit mehreren Kissen gepolstert warm und sicher am Boden der Kutsche. So konnte sie ihm während der Fahrt wenigstens nicht von der Sitzbank stürzen. Alles war genauestens durchdacht. Immer noch außer Atem, stieg Lord Beecham auf den Kutschbock und ließ den kräftigen grauen Wallach antraben. Helens Stute Eleonor und Luther, seinen Wallach, hatte er sicher und geborgen im Stall von Shugborough Hall zurückgelassen.
    Pfeifend fuhr Lord Beecham durch die milde Nachtluft zu der siebzehn Kilometer entfernten Jagdhütte, die er am Vortag von Lord Marchhaven gemietet hatte. Ob er ein Jagdvergnügen plane, hatte

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