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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Fingerspitze über die Wangenknochen. »Ich schlafe nicht mit Ihnen. Ich werfe mich nicht über Sie. Ich versinke nicht in Lust und Ekstase. Nein, ich reiße mich zusammen. Ich sitze einfach da und halte Sie im Arm, obwohl Ihr Kleid offen ist und sich Ihre Brüste nur wenige Zentimeter entfernt von meinen Fingern befinden, in denen es bereits vor Lust kribbelt.«
    Helen lächelte. Aber es war ein klägliches Lächeln. Dann war es auch schon wieder verschwunden. »Ich sagte, dass er immer noch am Leben ist.«
    Lord Beecham erwiderte kein Wort. Eine furchtbare Vorahnung machte sich in seinem Kopf breit. Er wollte sie bitten, nicht weiter zu reden. Stattdessen schwieg er und wartete auf das Fallbeil.
    »Mein Mann ist noch am Leben. Vor etwa sechs Monaten erhielt ich einen Brief von ihm. Ich weiß nicht, wo er ist. Der Brief jedenfalls kam aus Brest, einer Stadt an der bretonischen Westküste.«
    Ein Brummen ertönte aus Lord Beechams Kehle. Er kannte Brest. Damals, vor etwa sieben Jahren, als der Vertrag von Amiens noch Bestand gehabt hatte, war er dort einmal vorbeigekommen. »Soviel ich weiß, gibt es da nichts als Fischer. Was macht er da? Und warum ist er nicht hier? Was ist mit ihm passiert? Wie heißt der verfluchte Kerl überhaupt?«
    »Gerard Yorke, der zweite Sohn des Ersten Sekretärs der Admiralität, Sir John Yorke.«
    Lord Beecham konnte es nicht glauben. »Der Erste Sekretär der Admiralität ist doch älter als die Eichen draußen vor dem Fenster.«
    »Ganz recht.«
    Wenn er die Sache in den Griff bekommen wollte, musste er jetzt ganz ruhig bleiben. Es musste einfach einen Ausweg geben. »Haben Sie seinen Brief beantwortet? Oder haben Sie sich vielleicht sogar mir ihm getroffen?«
    »Ich schrieb Sir John einen Brief, in dem ich ihm vom Brief seines Sohnes berichtete. Er hat mir nicht geantwortet. Daraufhin schrieb ich ihm erneut und fügte sogar eine Kopie des besagten Briefes bei, aber auch darauf bekam ich keine Antwort. Einen Tag nach Grays und Jacks Hochzeit suchte ich die Admiralität in Whitehall auf, aber Sir John weigerte sich, mich zu empfangen. Er schickte einen Sekretär, der mir berichten sollte, dass Sir Johns Sohn den Tod eines Helden gestorben sei und dass es dazu nichts weiter zu sagen gäbe. Sir John könne sich nicht erklären, warum ich ihm einen derart lächerlichen, gefälschten Brief geschickt habe. Er lasse mir berichten, dass ich, die meinem Gatten noch nicht einmal einen Sohn habe schenken können, keinerlei Anrecht darauf hätte, auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln.«
    »Das hat Sir John Ihnen mitteilen lassen?«
    »Ja, der arme Sekretär hat sich wirklich bemüht, mir das Ganze so schonend wie nur eben möglich beizubringen.«
    »Warum haben Sie mir das nicht schon vorletzte Nacht im Gasthaus erzählt, als auch ich Ihnen mein Herz ausgeschüttet habe?«
    »Weil ich bis zu diesem Zeitpunkt niemals wieder heiraten wollte, weder Sie noch irgendjemand anderen. Ein Ehemann, der in meinem Leben herumgeistert und mich nicht in Ruhe lässt, ist mehr als genug. Dabei konnte ich ihn zwei Wochen nach unserer Hochzeit schon nicht mehr ausstehen.« Nachdenklich betrachtete Helen ihre Hände und seufzte. »Vielleicht war es auch schon nach nur einer Woche.«
    »Ich verstehe. Aber warum haben Sie mir nicht wenigstens davon erzählt, als ich Sie ans Bett gefesselt habe?«
    Helen fluchte. Erstaunt starrte Lord Beecham sie an.
    »In Ordnung, Sie geben ja doch keine Ruhe. Nun, ich werde es Ihnen verraten - ich wollte einfach sehen, was Sie mit mir machen.«
    Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn, dachte Lord Beecham und starrte sie weiterhin unverwandt an. Das Verlangen nach ihr war größer als je zuvor. Sachte fuhr er mit der Fingerspitze über ihre Wange und an ihrem Kinn entlang. »Ihre Haut ist so unglaublich weich. Hat Ihnen gefallen, was ich mit Ihnen getan habe?«
    »Ich weiß wirklich nicht, ob es richtig war, Ihnen die Wahrheit zu erzählen.«
    Für einen Moment schloss Lord Beecham sie fest in seine Arme. Dann sagte er: »Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf dieses Thema zu sprechen kommen werden. Nun, haben Sie Ihrem Vater davon erzählt?«
    Helen schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich? Er kann ja doch nichts für mich tun. Außerdem hat er Gerard nie gemocht. Und was Sir John angeht, er kennt die Handschrift seines Sohnes gar nicht so genau. Aber ich, ich kenne sie. Es ist seine Schrift oder eine unglaublich gute Fälschung. Der

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