Wirrnis des Herzens
kannte.
Lord Beecham liebte es, Helens Hände auf seiner Brust zu spüren. Er fragte sich, ob sie wohl fühlen konnte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. »Es war diese kleine Drehung aus dem Handgelenk, eine klitzekleine Bewegung, ohne jegliche Kraftanstrengung. Das war der ganze Trick. Mehr brauchte es nicht und die Fesseln lösten sich von ganz allein. Sie haben erschreckend lange gebraucht, um das herauszufinden.« Ruhig legte er seine Hände um ihre Brüste. »Einfach wundervoll«, murmelte Lord Beecham. »Nun, bevor Sie Ihren Willen bekommen, wollen Sie mich nicht endlich heiraten?«
Ohne sich zu rühren, hockte Helen auf Lord Beechams Brust. Ihr zerzaustes Haar umspielte das Gesicht. Sie konnte das alles einfach nicht fassen. Nie zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie einen Mann gekannt, der so gut aussehend war wie Lord Beecham. Alles an ihm war schön, jeder Zentimeter seines faszinierenden Körpers strahlte eine ungemeine Faszination auf sie auf.
»Es ist mir wirklich Ernst damit, Helen. Keine grenzenlose Ekstase mehr, kein willenloses Verlangen. Ich werde nicht mehr mit Ihnen schlafen, bis Sie mir versprochen haben, mich zu heiraten.«
Immer noch saß sie regungslos da. Sie schloss die Augen. »Ich kann nicht.«
Wütend stieß Lord Beecham Helen von sich. Sie landete rücklings auf dem Teppich und sofort war er über ihr. Sein Gewicht lastete so schwer auf ihrem ausgestreckten Körper, dass sie sich kaum bewegen konnte. Nasenspitze an Nasenspitze lagen sie da. »Warum nicht, zum Teufel? Ich will die Wahrheit, Helen, oder ich binde Sie ein zweites Mal an das Bett, aber dieses Mal ohne Fluchtmöglichkeit.«
Helen schluckte.
Zu seinem Erstaunen sah er, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Lord Beecham fluchte.
Er stand auf. Und sofort rollte sich Helen auf die Seite, zog die Knie an und vergrub den Kopf in den Armen. Schluchzend presste sie sich die Faust vor den Mund.
Die Großmeisterin der Züchtigung lag zusammengekrümmt auf dem Boden und heulte sich die Augen aus dem Kopf.
Leise fluchend beugte sich Lord Beecham über Helen und zog sie dann auf die Füße. »Eines Tages brechen Sie mir noch den Rücken«, murmelte er, wuchtete Helen über seine Schulter und strauchelte mit ihr zu dem großen Ohrensessel vor dem Kamin. Helen im Arm, ließ er sich in die Polster fallen. »Weinen Sie doch nicht, meine Schöne. Das tut mir in der Seele weh. Ein großes Mädchen weint doch nicht wegen nichts und wieder nichts. Nein, ein großes Mädchen würde mir einfach erzählen, welcher Stein ihr auf dem Herzen liegt. Ich kann doch jedes Problem lösen, Helen. Was immer es auch ist, ich bin mir sicher, ich kann die Sache bereinigen. Und jeden, der Ihre Seele beschwert, kann ich für immer aus Ihrem Blickfeld verbannen. Wenn Sie mir nur erzählen, was Sie so sehr bedrückt. Vertrauen Sie mir doch.«
Sanft wiegte er Helen in seinen Armen, bis ihre Tränen nach einer Weile endlich versiegt waren. Sie hatte einen Schluckauf. Lächelnd küsste Lord Beecham ihren Scheitel.
»Er lebt«, sagte Helen undeutlich, das Gesicht in seiner Brust vergraben.
Lord Beecham blinzelte. »Was haben Sie gesagt, Liebste? Freuen Sie sich darüber, dass ich noch am Leben und sogar gesund und wohlauf bin, obwohl ich Sie vom Boden aufheben und in diesen wohligen Ohrensessel tragen musste.«
Er fühlte, wie sie tief einatmete. Behutsam zog er das Kleid über ihre nackte Schulter und richtete sie etwas auf. Helen ließ den Kopf hängen. Unter all den Haaren war ihr anmutiges Profil kaum noch zu erkennen. »Was ist nur los mit Ihnen, Helen? Haben Ihnen meine Spielchen denn nicht gefallen?«
»Doch«, sagte Helen. »Es war wirklich berauschend. Diese Fluchtmöglichkeit - das haben Sie gekonnt eingefädelt. Wenn ich meine Hand nicht rein zufällig nach innen gedreht hätte, wäre ich nie darauf gekommen. Und wenn Sie es mir dann schließlich gezeigt hätten, wäre ich mir vorgekommen wie ein dummes Bauernmädchen.«
»Heiraten Sie mich, Helen, und ich denke mir die raffiniertesten Knoten für Sie aus. Und für unsere Hochzeitsnacht entwickele ich die aufregendeste Züchtigungsmaßnahme, die die Welt je erlebt hat.«
Helen wandte ihm das Gesicht zu. Ihr offenes Kleid rutschte ihr wieder von der Schulter, und nur mit Mühe konnte Lord Beecham sich dazu zwingen, seine Augen auf ihr Gesicht gerichtet zu halten. Ihre Augen waren gerötet, ebenso die Nase, und auf ihren Wangen sah man Tränenspuren. Sanft fuhr er ihr mit der
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