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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wünscht, Sie zu sprechen.«
    »Zum Teufel. Was will dieser Mann von mir? Ach, verflucht, ich komme, Flock.«
    Baron Crowley wartete im Salon und starrte in den leeren Kamin. Als Lord Beecham den Raum betrat, wandte er sich langsam, ohne Hast, um.
    »Sie wundern sich wohl, warum ich hier bin?«, begann er ohne langes Vorgeplänkel.
    »In der Tat.«
    Lord Crowley zuckte mit den Schultern. »Jeder hält mich für Pfarrer Mathers' Mörder. Der bin ich aber nicht.«
    »Und was wollen Sie hier?«
    »Ich will wissen, ob Sie etwas Neues herausgefunden haben. Der Pfarrer wurde wegen der Lederrolle ermordet, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Kommen Sie, Heatherington, seien Sie nicht albern. Zum Teufel, da sind zwei Kerle, die mir immer und überall an den Fersen kleben. Einer von denen lungert wahrscheinlich sogar schon wieder draußen vor dem Fenster herum und inspiziert jedes noch so unbedeutende Augenzwinkern meinerseits. Und dieser Lord Hobbs lässt mich auch nicht mehr in Ruhe. Ständig kommt er mit neuen Fragen. Er quetscht jeden aus, mit dem ich jemals Kontakt hatte. Er glaubt, dass ich Mathers ermordet habe, aber ich war es nicht.«
    »Glauben Sie, es war Pfarrer Titus Older, der ihm das Stilett in den Rücken gerammt hat?«
    »Nein, dass kann ich mir leider nicht vorstellen. Dazu hätte dieser alte Trottel gar nicht den Mut.«
    »Einen anderen Verdächtigen gibt es aber nicht, oder kennen Sie noch jemanden, der infrage kommt?«
    »Nein, verdammt, das ist es ja gerade, was mir so Angst macht. Ich kann Ihnen sagen, Lord Hobbs will mich hängen sehen, und zwar so bald wie möglich. Mein Name ist in aller Munde. Letzthin hat sich sogar schon eines der Garderobenmädchen geweigert, sich mit mir in meine Schlafgemächer zurückzuziehen, können Sie sich das vorstellen?«
    Das konnte Lord Beecham sehr wohl. Er sagte aber nichts und zuckte bloß mit den Schultern. Er wusste einfach nicht, wie er Crowleys Besuch einschätzen sollte. War er wirklich nur gekommen, um ihn um Hilfe zu bitten? Oder war das Ganze ein Vorwand, und er hatte es einzig und allein auf die Lederrolle abgesehen? Wenn er aber doch der Mörder war, dann hatte er doch die Kopie. Wozu benötigte er dann das Original?
    Lord Beecham zupfte sich einen Faden vom Ärmel. »Ich war bisher eigentlich auch der Meinung, dass Sie der Mörder sind. Immerhin sind Sie für Ihre schwarze Seele berüchtigt. Sie sind skrupellos. Sie umgeben sich mit Abschaum. Sie sind ein glückloser Spieler, Sie wetten und verlieren ständig, und Sie sind immerzu in Geldnöten. Mit Sicherheit haben Sie auch schon vorher gemordet. Warum nicht auch dieses Mal? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie jemals Gewissensbisse hatten, und ich glaube fest daran, dass Sie, um Ihre Taschen zu füllen, beinah alles tun würden.«
    »Zum Teufel mit Ihnen. Ich bin ein Mann, der es versteht, seine Möglichkeiten zu nutzen, aber Pfarrer Mathers habe ich nicht auf dem Gewissen. Vielleicht waren es ja Sie, der ihn erstochen hat.«
    »Das wäre schon möglich«, sagte Helen von der Tür aus. »Warum aber sollte Lord Beecham jemanden töten, Lord Crowley? Immerhin befindet sich die Lederrolle doch längst in seinem Besitz. Sie haben Ihren Verstand wohl in London vergessen, Sir.«
    »Ah, Miss Mayberry. Es ist mir eine Freude.« Lord Crowley verbeugte sich elegant. »Sie sehen fabelhaft aus. Was sage ich, mehr als das.«
    »Ich weiß«, sagte Helen ungerührt. »Lord Beecham, Flock sagte mir gerade, dass draußen ein netter Herr namens Ezra Cave sei. Ich glaube, er ist hier, um ein wenig auf Lord Crowley aufzupassen.«
    »Ich muss verrückt gewesen sein, hierher zu kommen«, polterte Lord Crowley und stapfte in Richtung Tür. »Sie glauben mir ja doch nicht, gleichgültig, was ich Ihnen erzähle.«
    »Geben Sie mir einen guten Grund, meine Meinung zu ändern, Crowley«, rief Lord Beecham ihm hinterher. »Nur einen einzigen.«
    Wütend wandte sich Lord Crowley ab. »Vielleicht wurde Mathers ja gar nicht wegen der Lederrolle ermordet«, platzte es aus ihm heraus.
    »Nun, das wäre immerhin eine völlig neue Perspektive«, sagte Lord Beecham.
    »Ich weiß nichts Genaues, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass er und sein Bruder sich ständig gestritten haben. Vielleicht hatte es der Bruder auf die Rolle abgesehen, vielleicht ging es auch um etwas völlig anderes. Vielleicht war er ja schlichtweg eifersüchtig auf den Pfarrer. Dann ist der Streit zwischen ihnen eskaliert und er hat ihn in seiner Wut

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