Wirrnis des Herzens
brechen.«
Die Tatsache, dass Lord Beecham immer noch nicht über sie hergefallen war, irritierte Helen ein wenig.
»Heute in einem Monat schon können wir so lange im Bett bleiben, bis nichts mehr von uns übrig ist als ein dümmliches Grinsen«, sagte er und sah sie lächelnd an.
»Wahrscheinlich haben Sie Recht«, sagte Helen schließlich, zwei Stunden später, als sie auf dem Rückweg nach Court Hammering waren. Als Antwort auf Lord Beechams fragend hochgezogene Augenbraue fügte sie noch hinzu: »Wir müssen Geduld haben. Wir werden die Wunderlampe finden, und wir werden herausbekommen, ob Gérard Yorke tatsächlich noch am Leben ist. Wir werden außerdem noch den Mörder von Pfarrer Mathers ermitteln. Kurz, wir haben noch einiges vor, und um das alles erreichen zu können, müssen wir unsere fünf Sinne beisammen halten.«
»Sie meinen also, wenn ich mit Ihnen schlafe, hätte ich meine Sinne nicht beisammen?«
»Genau das«, sagte Helen und bohrte ihren Finger neckisch in Lord Beechams Arm. »Und das wissen Sie selbst nur zu gut. Sie sind doch sogar stolz darauf.«
Als Helen und Lord Beecham Shugborough Hall erreichten, trafen sie Lord Prith und Flock an der Eingangstür. Strahlend sahen die beiden das Paar an und gingen wortlos an ihnen vorbei in den Garten.
Schließlich wandte sich Flock um und sagte: »Seine Lordschaft möchte nur zu gern wissen, was aus Lord Beechams unerhörtem Plan geworden ist. Eine Entführung - das muss man das sich nur einmal vorstellen! Sie sollten wirklich in Erwägung ziehen, uns alles ganz genau zu berichten, Miss Helen.«
Flock ignorierend sagte Helen zu ihrem Vater: »Vor sechs Monaten habe ich einen Brief von Gérard Yorke erhalten, Vater. Bevor wir nicht herausfinden, ob er tatsächlich noch am Leben ist, können Lord Beecham und ich nicht heiraten. Trotzdem haben wir den Hochzeitstermin auf heute in einem Monat gelegt. Die ganze Welt soll von unseren Heiratsabsichten wissen. Wenn Gérard tatsächlich noch irgendwo herumlungert, dann wird er etwas unternehmen.«
Lord Prith war von dem Plan sichtlich beeindruckt. »Ich weiß von dem Brief, Nell. Teeny hat ihn mir vor ein paar Monaten gezeigt. Sie war der festen Ansicht, dass ich davon erfahren müsse. Sie ist wirklich ein kluges Mädchen, unsere Teeny. Beinah hätte ich Lord Beecham in jener Nacht, als er mir sein Herz ausschüttete, davon erzählt. Aber dann dachte ich mir, lass das die Kinder doch erst einmal allein besprechen. Das scheint ein guter Plan zu sein, mein Junge.«
»Danke«, sagte Lord Beecham.
»Teeny ist einfach fabelhaft«, seufzte Flock und ließ den Kopf hängen.« Mir hat sie rein gar nichts von dem Brief erzählt.«
»Der Plan wird aufgehen«, sagte Lord Beecham zuversichtlich. »Es muss einfach funktionieren.«
»Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Champagner, Flock.«
»Warum Champagner, Vater?«
»Man muss positiv denken, meine Kleine. Wenn wir jetzt feiern, dann werden wir mit Sicherheit auch wieder feiern, wenn ihr verheiratet seid.«
»Weilt mein Lakai eigentlich noch unter den Lebenden, Lord Prith?«
»Ja, aber er bewegt sich auf dünnem Eis. Flock und Nettle müssen sich nur sehen, und schon fangen sie an zu knurren wie zwei streunende Hunde, die Futterneid plagt. Allerdings hat Teeny die beiden vorerst ruhig gestellt.«
»Was hat sie getan?«
»Nun, sie hat ihnen einfach gesagt, dass sie Walter Jones heiraten wird. Später erzählte sie mir dann im Vertrauen, dass Walter Jones ein wahrer Frauenheld sei, dem man erst einmal beibringen müsse, wie man seine Ehefrau zu behandeln hat. Sie klang aber zuversichtlich und meinte, dass sie sich haargenau an all die exzellenten Züchtigungsmaßnahmen von dir erinnern könne, Nell. Sie hat sich sogar schon überlegt, welche davon, für den Fall, dass Walter fremdgeht, am wirksamsten wären. Sie ist also bestens vorbereitet.«
Helen lachte.
Am späten Nachmittag, Helen war gerade in ihrem Gasthaus, um dort nach dem Rechten zu sehen, saß Lord Beecham, summend über die Lederrolle gebeugt, an Helens Schreibtisch. Mittlerweile machte er mit der Übersetzung recht gute Fortschritte. Das war vor allem dem seligen Pfarrer Mathers zu verdanken. Grübelnd die Stirn in Falten gelegt, hielt Lord Beecham inne und starrte aus dem Fenster. Er würde Lord Hobbs schreiben. Vielleicht hatten er und Ezra Cave ja inzwischen etwas herausgefunden.
Plötzlich ging die Tür auf und Flock trat ins Zimmer.
»Ja?«
»Da ist ein Lord Crowley, Sir. Er
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