Wirrnis des Herzens
überschlug sich. Ohne eine Miene zu verziehen, stand Lord Beecham auf, ging zu dem kleinen Tischchen vor dem Kamin, auf dem er das Frühstückstablett abgestellt hatte, und goss sich eine Tasse Tee ein. Er nahm einen Schluck und schlenderte gemächlich zum Bett zurück. Die Teetasse in der Hand stand er da und sah Helen an.
»Spenser.«
»Ja, meine Liebste?«
Ihr Atem ging noch immer schnell und mit ihm hoben und senkten sich ihre wunderbaren Brüste. Ein herrlicher Anblick.
»Das«, sagte er gelassen, »war Stufe Eins der Züchtigung. Hat es Ihnen gefallen? Haben Sie diese subtile Andeutung des Großartigen genossen? Untreuer Weggefährte, verstehen Sie jetzt, warum ich der Maßnahme gerade diesen Namen gegeben habe?«
Wortlos starrte Helen ihn an.
Lord Beecham setzte die Teetasse ab, ließ sich wieder auf der Bettkante nieder und küsste Helens weißen Bauch. Zischend sog sie die Luft ein. »Kommen wir nun zu Stufe Zwei«, flüsterte Lord Beecham, seinen Mund keine zwei Zentimeter über der weichen Haut ihres Bauches. Unendlich langsam ließ er seine Hände über ihren Bauch zu ihrem Schoß gleiten. Dann hob er den Kopf und sah sie an.
»Spenser.«
Helens Stimme klang beinah schmerzerfüllt. Lord Beecham wusste, wie sehnlich sie erwartete, dass er sie berühren würde. Sie hielt ihren Atem an. Er senkte den Kopf und küsste sie sachte.
Helen stieß einen Schrei aus.
Jetzt gehörte sie ihm, nur ihm. Dieses sturköpfige große Mädchen war ihm in die Falle gegangen. Er fühlte, wie sie bebte, fühlte die stetig wachsende Spannung in ihr, diese wilde Dringlichkeit. Er hob den Kopf.
»Helen.«
Wie versteinert lag sie da.
»Helen.«
Helen versuchte sich auf sein Gesicht zu konzentrieren, aber immer wieder verschwammen seine Züge vor ihren Augen. Ihr ganzes Denken und Fühlen kreiste um den sehnlichen Wunsch, seinen Mund in ihrem Schoß zu spüren, etwas, das sie bisher nur mit ihm erlebt hatte. Wie unendlich grausam müsste es sein, dieses wilde, ekstatische Gefühl zu kennen, das einen vor Lust schreien ließ, bis man kraftlos zusammensackte, ohne jemals auch nur die Hoffnung auf Erfüllung haben zu können.
Sie spürte, wie er sie küsste und seine wunderbare Zunge ihren Weg fand. Und dann, plötzlich, war er weg.
Helen schlug die gefesselten Hände gegen die Bettpfosten, bäumte sich auf und wand sich in wilder Verzückung hin und her, bis ihre Lust und ihr Verlangen nach und nach verebbten. Als sie endlich fähig war aufzuschauen, sah sie, dass Lord Beecham sich auf einen Stuhl neben das Bett gesetzt hatte und Tee trinkend in der Gazette las.
Er würdigte sie keines Blickes. Am liebsten hätte Helen angefangen zu weinen, aber natürlich beherrschte sie sich. Liebend gern hätte sie ihn umgebracht, aber leider war das gerade nicht möglich. Sie hätte ihm alle Flüche, die ihr einfielen, an den Kopf werfen können. Nur, dass ihr kein Wort über die Lippen kommen wollte. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als dazuliegen, zu spüren, wie das Pochen ihres rasenden Pulses langsam nachließ und sie schließlich kalt, leer und voller Hass zurückließ. Das also war seine Art der Züchtigung. Untreuer Weggefährte - dieser Bastard.
Neutral betrachtet, war diese Art der Züchtigung mit ihrer gar nicht zu vergleichen. Das war Stufe Zehn, mindestens. Malvenzweige waren ein Kinderspielzeug dagegen.
Helen wollte Lord Beecham mit dem Schwert ihres Vaters am liebsten die Brust aufschlitzen, um danach sein schwarzes Herz aufzuspießen. Verzweifelt zerrte Helen an ihrer linken Handfessel. Und plötzlich, zu ihrem größten Erstaunen, war sie frei. Blinzelnd lag sie da und wagte kaum zu atmen. Diese eine Fessel war beinah wie von selbst aufgegangen. Nun war die andere Hand an der Reihe. Sicher würde es nicht noch einmal so einfach sein. Wie hatte sie das vorhin bloß geschafft?
Helen bog die Hand nach innen und zog sie dann ruckartig an. Der Knoten löste sich und wie zuvor schon glitt die Schlaufe über Helens Handgelenk weg. Auch mit den Fußfesseln machte sie es so. Helen war frei. Lord Beecham hatte seinen Kopf in der Zeitung vergraben. Er schenkte ihr keinerlei Aufmerksamkeit.
Helen spürte die Wut in ihrem Bauch und gleichzeitig empfand sie doch auch ein gewisses Maß an Respekt und Bewunderung für Lord Beechams Züchtigungsmethoden. Er hatte sie an den Rand des Wahnsinns getrieben und dann einfach allein gelassen. Ja, diese Methode war wirklich äußerst wirkungsvoll. Er könnte sie wenigstens
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