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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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eigentliche Grund, weshalb ich Sir John geschrieben habe, war, dass er Erster Sekretär der Admiralität ist. Er hat schließlich Macht. Wenn jemand fähig ist, etwas über Gerard herauszubekommen, dann er.«
    »Aber er will nichts davon hören und weigert sich, mit Ihnen zu sprechen. Das ist wirklich verwunderlich.«
    »Ja, und ich kann es einfach nicht verstehen. Gerards Leichnam wurde nie gefunden.«
    »Wie kam er zu Tode?«
    »Er starb angeblich an Bord eines Schiffes, das keine fünfhundert Meter vor der nordfranzösischen Küste lag. Eine der Kanonen explodierte und setzte das gesamte Schiff in Brand. Es gelang der Besatzung nicht, das Feuer zu löschen, und so sprang jeder, einschließlich Gérard, der erster Maat war, von Bord. Das Problem war nur, dass er nicht schwimmen konnte. Ist das nicht verrückt, ein Marinemitglied, ein Mann, der all seine Zeit auf dem Wasser verbringt, und er kann nicht schwimmen? Man erzählt, dass das bei vielen Seeleuten so ist. Wie dem auch sei, jedenfalls kam ein heftiger Sturm auf, leider zu spät, um das Feuer an Bord zu löschen. Nur einem halben Dutzend Männern soll es gelungen sein, bis zur Küste zu schwimmen.
    Es war Sir John, der mir von Gerards Tod berichtet hat. Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihm gehört. Er hat sich sowieso nie um mich geschert. Und weil ich ihn ohnehin schon immer für einen alten, verknöcherten Idioten gehalten habe, hat es mich nicht weiter gekümmert. Nur mein Vater war, wie Sie sich sicher denken können, äußerst befremdet von dem Gedanken, dass jemand seine kleine Tochter nicht lieben könnte. Wenn Gérard jedenfalls irgendwie überlebt hat, wenn er irgendwo noch lebendig herumläuft, dann bin ich nach wie vor seine Frau. Aus diesem Grund kann ich zurzeit weder Sie noch irgendjemand anderen heiraten, Spenser.«
    So weit war Lord Beecham mit seinen Überlegungen auch schon vorangeschritten. Er saß da, Helen in seinen Armen, und wunderte sich, wie schnell das Leben, das ihm eben noch so simpel und geradlinig erschienen war, ihm in nur wenigen Sekunden das Ruder aus der Hand reißen konnte.
    Er fluchte leise. Das half, wenigstens für einen Moment.
    Helen rollte sich an Lord Beechams Brust zusammen und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Fest schloss er sie in seine Arme.
    »Wenn Gérard tot ist, was ich hoffe, heiraten Sie mich dann, Helen?«
    »Der Gedanke daran, eines Morgens ans Bett gefesselt zu erwachen, ist zu viel für mich. Sie müssten mir schon versprechen, von dieser Art der Züchtigung in Zukunft abzusehen.«
    Lord Beecham lachte. »Ich verspreche es Ihnen.« Schweigend betrachtete er eine Zeit lang die weiße Wand neben dem Kamin.
    »Woran denken Sie gerade?«
    »Ich frage mich, wie wir diesen Kerl aufstöbern können«, sagte Lord Beecham. »Sehen Sie doch, das Ganze macht einfach keinen Sinn. Erst schreibt er Ihnen einen Brief und dann lässt er sechs Monate lang nichts mehr von sich hören. Irgendetwas stimmt da nicht.«
    Schweigend ließ Helen ihre Finger durch sein Brusthaar gleiten. Dann hielt Lord Beecham es nicht länger aus. Er packte ihre Hand und drückte sie bestimmt auf seinen Oberschenkel hinunter, was sich als noch ungeeigneter erwies. Seufzend gab es Lord Beecham auf und sagte: »Ich weiß, was wir tun.«
    »Wie kann es sein, dass Sie fünf Minuten, nachdem ich Ihnen von dem Problem berichtet habe, mit einem Plan daherkommen, wo ich es in sechs Monaten nicht zu einer vernünftigen Lösung gebracht habe?«
    »Jetzt verstehe ich Sie, Helen. Wenn Ihnen nichts einfällt, dann gibt es auch keine Lösung? Ist diese Einstellung nicht ein wenig hochmütig, meine Liebe? Ich denke, Stufe Zehn wäre angemessen für diesen Patzer.«
    Helen lehnte sich vor und biss Lord Beecham in den Nacken. Auch dieses Mal fuhr sie danach mit der Zunge über die Stelle, an der sie ihn gebissen hatte, und drückte dann abschließend einen leichten Kuss darauf. Lord Beecham gefiel das. »Ich glaube, Ihnen, Spenser, würde die Stufe Sechs noch viel mehr gefallen als mir.«
    Lord Beecham zuckte zusammen und räusperte sich.

25
    Sein Vorsatz war nach wie vor ungebrochen. Lord Beecham konnte es selbst kaum glauben. Er bewunderte seine eigene Willenskraft. Sogar als Helen ihn bat, ihr Kleid zuzuknöpfen, beherrschte er sich, wenn auch zähneknirschend. Er lehnte sich vor, um ihr Schulterblatt zu küssen, und hielt dann doch mit zusammengekniffenen Lippen inne.
    »Nein«, sagte er laut, »ich werde meinen Schwur unter keinen Umständen

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