WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
Regel) die Zinsen einer Anleihe. Nicht einmal die im wichtigsten |28| deutschen Börsensegment Dax gelisteten Unternehmen schütten alle regelmäßig Gewinnanteile in Form von Dividenden aus. Ob sie überhaupt etwas verteilen und wie hoch die Dividende ist, hängt nämlich in erster Linie von ihrer Ertragslage ab. Eine schlechte Auftragslage, eine allgemein schwache Konjunktur und entsprechend sinkende Gewinne oder auch Managementfehler können dazu führen, dass die jährliche Dividende gekürzt oder ganz gestrichen wird. In anderen Fällen kann es aber auch zu hohen Sonderausschüttungen kommen. Deshalb lohnt es sich, die Dividende einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Der Begriff Dividende kommt aus dem Lateinischen. Übersetzt bedeutet dieses Wort »das zu Verteilende«. Die Frage ist dabei, was zu verteilen ist. In der Regel ist die Dividende der Anteil eines Aktionärs am Gewinn des Unternehmens, an dem er über seine Aktien beteiligt ist. Gelegentlich zahlt ein Unternehmen auch dann eine Dividende, wenn es keine entsprechenden Gewinne gemacht hat – zum Beispiel, um die Aktionäre trotz schlechter Ertragslage bei Laune zu halten. Es greift dann seine Reserven an und schwächt so tendenziell seine Finanzkraft. Ob und in welcher Höhe eine Dividende gezahlt wird, schlägt der Aufsichtsrat den Aktionären bei der jährlichen Hauptversammlung vor. Diese entscheiden dann mit Mehrheit darüber. So steht es zumindest im Gesetz. In der Praxis weicht die Hauptversammlung jedoch so gut wie nie von den Vorschlägen des Aufsichtsrates und der Geschäftsleitung ab.
Im Verhältnis zum Börsenkurs, also dem Preis, den der Aktionär pro Aktie gezahlt hat, bringt die Dividende oft nur eine sehr schmale Rendite, die deutlich unter dem Zins für festverzinsliche Anleihen liegt. Das gilt insbesondere für Aktien, die einen starken Kursanstieg erlebt haben. Sinken dagegen die Kurse, steigt die Dividendenrendite relativ zum Kurs wieder an. Es kann für manche Anleger durchaus interessant sein, Aktien mit einer hohen Dividendenrendite zu kaufen. Das rechnet sich zum Beispiel dann, wenn die Rendite höher ist als bei einer Spareinlage. Oft lassen sich sogar deutlich höhere Renditen als bei Anleihen erzielen. Bei Kursrückschlägen erhalten diese Anleger dann wenigstens eine angemessene Verzinsung für ihr investiertes Kapital. Unter diesem Gesichtspunkt spielt die Kennziffer »Dividendenrendite« eine wichtige Rolle. Das darf aber bei der Bewertung nicht das alleinige Kriterium sein! Denn es gibt keine Garantie dafür, dass auch im nächsten Jahr wieder eine so hohe Ausschüttung vorgenommen wird. Hat das Unternehmen zumindest in der Vergangenheit immer eine gute Dividende gezahlt, stehen die Vorzeichen aber nicht schlecht.
|29| WISO rät
Lassen Sie sich nicht durch die absolute Höhe der Ausschüttung täuschen. Ob es sich unter dem Gesichtspunkt der Dividendenrendite lohnt, eine Aktie zu erwerben, hängt vom Verhältnis zwischen Kurs und Dividende ab. Erst mit Hilfe der Prozentrechnung werden die Ausschüttungen verschiedener Unternehmen vergleichbar.
Beispiel
Eine Automobilaktie kostet am Kauftag 180 Euro. Das Unternehmen zahlte in den vergangenen Jahren immer eine Dividende von 4 Euro pro Aktie. Mit Hilfe der einfachen Rechenformel
ergibt sich eine Dividendenrendite von 2,2 Prozent. Ein bestimmter Automobilzulieferer dagegen zahlt zwar nur 25 Cent als Dividende, aber bei einem Kurs von 5 Euro bringt das eine Rendite von 5 Prozent. Wer einen möglichst hohen jährlichen Ertrag wünscht, sollte deshalb die Aktie des Zulieferers und nicht die des Autoherstellers kaufen.
»Nur Bares ist Wahres« – an diese Volksweisheit erinnern sich viele Anleger immer wieder dann, wenn die Kurse fallen. Die dahinter stehende Überlegung: Wenn schon mit den Anteilscheinen keine Kursgewinne zu erzielen sind und man auf bessere Zeiten warten muss, sollte sich die Investition auf andere Weise lohnen. So ist als Folge des Kurseinbruchs in den Jahren 2000 bis 2002 und nach 2008 die Dividende wieder stärker in den Blick geraten. Wer auf diese Art eine gute Rendite erzielt, kann mit größerer Ruhe warten, bis der Kurs seiner Aktien wieder zumindest das alte Niveau erreicht hat. (Zur Dividendenrendite mehr im Kapitel
Nützliche und »handliche« Analyseinstrumente
ab Seite 138).
Sie dürfen die Dividendenrendite nicht mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) verwechseln – obwohl es zwischen beiden Größen einen engen Zusammenhang
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