WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
Geldinstitut führt das Geld direkt an das Finanzamt ab und damit ist die Schuld für den Anleger beglichen. Die derzeit geltenden unterschiedlichen Sätze je nach Art der Kapitalerträge, also Zinsen, Dividenden oder Veräußerungsgewinne fallen dann ersatzlos weg.
Auch Gewinne aus Wertpapiergeschäften – wie aus dem Verkauf von Aktienfonds-Anteilen – nach dem Ablauf der Spekulationsfrist von einem Jahr, |270| fallen dann unter die Abgeltungsteuer. Der Wegfall der Spekulationsfrist trifft jeden, auch diejenigen, die in einen Aktienfonds für die Altersvorsorge ansparen. Der Fiskus verdient mit der neuen Abgeltungsteuer an jedem erfolgreichen Wertpapiergeschäft mit. Und erfolgreiche Wertpapiergeschäfte sollten eigentlich das Ziel eines jeden Fondsmanagers sein.
Doch nicht genug: Künftig sind Werbungskosten wie Depotgebühren, Fahrten zu Hauptversammlungen oder Steuerberatungskosten nicht mehr absetzbar. Künftig muss jeder mit dem Werbungskostenpauschalbetrag von 51 Euro jährlich auskommen. Dieser wird mit dem Sparerfreibetrag von 750 Euro zum Sparerpauschbetrag zusammengelegt. Sind also die jährlichen Erträge höher als 801 Euro bei Ledigen oder 1 602 Euro für Ehepaare, wird die Abgeltungsteuer fällig. Selbst mit einem kleinen Depot ist dieser Betrag bald ausgeschöpft. Die Senkung des Sparerfreibetrags trifft vor allem Kleinanleger. Er hat seinen Sinn verloren, wenn man bedenkt, dass die steuerfreie Summe früher einmal für Verheiratete bei gut 3 000 Euro lag. Eine böse Bescherung für alle, die langfristig für ihr Alter vorsorgen.
Die Auswirkungen für die vielen, langfristig orientierten Fondssparer sind enorm. Nur ein Beispiel, errechnet von der Verbraucherzentrale Bremen: Wer 30 Jahre lang monatlich 100 Euro in einen Aktienfonds einzahlt und mit diesem (nach Abzug der laufenden Kosten) eine durchschnittliche Rendite von drei Prozent plus eine Wertsteigerung von vier Prozent pro Jahr erzielt, würde nach bisherigem Steuerrecht am Ende über ein Vermögen von 102 700 Euro verfügen. Unterstellt ist dabei ein persönlicher Steuersatz von 30 Prozent, ein bereits genutzter Sparerfreibetrag sowie ein Ausgabeaufschlag von fünf Prozent für den Kauf der Fondsanteile. Gilt für diesen Muster-Anleger dagegen die Abgeltungsteuer, kommt er nach 30 Jahren auf ein Vermögen von lediglich 81 700 Euro. Das sind 21 000 Euro weniger für das Leben im Ruhestand.
Die künftige Besteuerung von Kursgewinnen bei Wertpapierverkäufen innerhalb der Aktienfonds hat vor allem eine verhängnisvolle Folge: Bei jedem Wertpapier-Verkauf eines Fondsmanagers sorgt der Fiskus dafür, dass die Summe der Neuanlage kleiner wird als früher, weil ja vom Verkaufsgewinn 25 Prozent, (plus Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer) also insgesamt 27,8 Prozent, an den Fiskus gehen und nicht wieder renditeträchtig angelegt werden können. Im Grunde sorgt der Fiskus dafür, dass Aktienfondssparer künftig um einen Teil der positiven Effekte des Zinseszinseffektes durch dauerhaftes Sparen gebracht werden. Das ist fast schon zynisch angesichts der Appelle von Seiten des Staats, auch privat für die Altersvorsorge zu sparen.
|271| Die Folge für langfristig orientierte Investmentsparer ist klar: Sie müssen bei ihrer Spar-Strategie auf Fondsarten achten, bei denen die Abgeltungsteuer die Alterseinkünfte so wenig wie möglich verringert. Bis Ende 2008 sollten daher die Chancen der geltenden Steuerregeln – wie oben beschrieben – mit den neuen Regeln verglichen und eventuell genutzt worden sein. Doch Vorsicht: Neue Verträge sollten weder vor noch nach dem Jahreswechsel 2008/2009 in Eile und allein aus Steuergründen unterschrieben werden. Steuerlich motivierter Aktionismus bringt nämlich selten Gewinn.
WISO rät
Achten Sie immer auf Meldungen über steuerliche Änderungen, um rechtzeitig umdisponieren und reagieren zu können. Die Erfahrungen der letzen Jahre lassen es mehr als nur wahrscheinlich erscheinen, dass auch bei der Abgeltungsteuer noch oft »nachgebessert« wird. Das geschieht allerdings meist zu Gunsten des Fiskus. Da heißt es rechtzeitig reagieren und die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen, ehe der Fiskus sie noch mehr schert.
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|272| Register
30-Tage-Linie 135
Abgeltungsteuer 20, 49, 115, 170, 192, 246-252 , 259, 261-264, 269-271
Aixigo Börsencoach 55
Aktienanalyse 82, 129-154 , 239
– Chartanalyse 82, 131, 134-137 , 150
– Fundamentalanalyse 131-133
– Konjunkturanalyse 132
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