Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Titel: Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viering und Knauer
Vom Netzwerk:
Autofahrer in dichtem Berufsverkehr. Und sie scheinen wie von Geisterhand gesteuert zum Ziel zu finden. Erst heute kommen Wissenschaftler den Geheimnissen der Schwärme allmählich auf die Spur.
Einfache Verkehrsregeln
    Ein paar einfache Vorgaben scheinen zu genügen, um eine solche Massenansammlung von Meeresbewohnern zu steuern. Das zeigen Berechnungen mit einem Computermodell, das Wissenschaftler entwickelt haben. Damit der Schwarm funktioniert, muss jeder Fisch darin nur drei Regeln befolgen: „Bleib bei der Gruppe, vermeide Kollisionen und schwimm in die gleiche Richtung wie die Artgenossen in Deiner Nähe!“ Ohne weitere Vorgaben löst das Verhalten der einzelnen Fische dann komplexe Bewegungsmuster aus, die den ganzen Schwarm erfassen. Das Individuum braucht beispielsweise keine Anweisung, die vorschreibt: „Schwimm im Kreis!“ Dieses Muster entwickelt sich spontan.
    Der Schutz in der Menge
    Das Leben im Schwarm hat für Fische einen großen Vorteil. Wenn Räuber angreifen, können sie sich nur auf eine begrenzte Zahl von Opfern konzentrieren. Je größer die Gruppe also ist, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst ungeschoren davon kommt und das Verhängnis einen anderen ereilt
.
    Doch verhalten sich auch echte Schwärme so, wie es der Computer vorhersagt? Um das zu testen, haben Verhaltensforscher ein Schwarmexperiment mit Menschen durchgeführt. 300 Freiwillige wurden in eine Messehalle in Köln eingeladen und erhielten für die Dauer des Versuchs Redeverbot. Jeder Teilnehmer bekam einen Zettel mit zwei Anweisungen: „Bleib immer in Bewegung und halte eine Armlänge Abstand zu den anderen!“
Schwärmende Menschen
    Zunächst liefen daraufhin alle Schwärmer ungeordnet durcheinander. Doch nach kurzer Zeit formierte sich die Menge ohne zusätzliche Anweisung zu einem rotierenden Ring. Dieser entsteht offenbar, weil die Leute hintereinander her laufen, um anderen nicht ausweichen zu müssen. Genau diese Form haben Wissenschaftler auch schon bei frei lebenden Fischschwärmen beobachtet.
    Und auch ein anderes Phänomen aus dem Ozean ließ sich mit den Kölner Versuchsteilnehmern nachvollziehen. In einem zweiten Experiment tauchte ein „Jäger“ auf, zu dem alle Schwarmmitglieder mindestens zwei Armlängen Abstand halten sollten. Prompt verhielt sich die Menschengruppe genau so wie ein von Raubfischen angegriffener Sardinenschwarm: Sie teilte sich vor dem „Feind“ und floss hinter ihm wieder zusammen.
    Was aber, wenn der Schwarm nicht nur nahenden Feinden ausweichen, sondern z. B. eine bestimmte Futterstelle erreichen will? Um diese Situation zu simulieren, haben die Forscher zunächst nur fünf von 200 Teilnehmern ein Ziel in der Messehalle vorgegeben. Diese wenigen Eingeweihten steuerten zwar verabredungsgemäß in die angegebene Richtung, fanden sich am Ziel allerdings allein wieder. Erst wenn mindestens 5% aller Mitglieder informiert waren, konnten sie auch den gesamten Schwarm dorthin steuern. Diesen Anteil von notwendigen „Lenkern“ hatte das Computermodell der Forscher auch für Fischschwärme vorhergesagt.

Beinahe synchron bewegen sich diese Gelbflossen-Barben im Schwarm vor Hawaii
.
    (c) mauritius images (Photo Resource)

Fernreisender mit spitzen Zähnen
Der Weiße Hai
    Er gilt als eine Art Menschenfresser vom Dienst. Um kaum ein anderes Tier ranken sich so viele blutrünstige Legenden wie um den Weißen Hai. Harte Fakten über den großen Meeresräuber aber sind relativ dünn gesät. Denn Weiße Haie sind sehr aktive Tiere, die schwierig zu verfolgen sind. Erst seit Wissenschaftler ihnen kleine Messgeräte auf den Rücken kleben, gewinnen sie Einblicke in das Leben der berüchtigten Raubfische.
11 000 Kilometer unterwegs
    Vor der Küste Südafrikas wurde im November 2003 ein etwa 3,8 m langes Haiweibchen mit einem solchen Messgerät ausgerüstet. Der elektronische Helfer erfasste in regelmäßigen Abständen die Position des Tieres, seine Tauchtiefe und die Wassertemperatur. Nach einer Reihe von Monaten fiel das Gerät vom Hai ab und sendete seine gesamten Daten via Satellit auf die Computer der Forscher. So konnten diese den Kurs, den der Fisch absolviert hatte, verfolgen – und erlebten eine faustdicke Überraschung. Zunächst schwamm das Tier einen unspektakulären Halbkreis vor der Spitze Südafrikas. Doch dann brach es zu fernen Ufern auf und steuerte auf erstaunlich direktem Weg die australische Westküste an. Niemand weiß genau, wie der Hai sich auf dieser

Weitere Kostenlose Bücher