Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
„stellen“ sie sich oft geduldig an und warten, bis sie mit dem Zähneputzen an der Reihe sind.
Kinderstube unter Wasser
Viele Fische nutzen die Korallen auch als Kinderstube für ihre Brut, die in den engen Gassen der Unterwasserstadt nicht so leicht gefräßigen Feinden zum Opfer fällt. Poppig bunte Farben bringen manche dieser Fische genauso in das sonst eher grünlich-braune Riff wie etliche Röhrenwürmer, Schwämme und sogenannte Weichkorallen.
Papageifisch und Zackenbarsch
Das Teamwork im Korallenriff funktioniert oft recht kompliziert. So ging es den Papageifischen in einem Meeresreservat der Bahamas bald hervorragend, als 1986 dort der Fischfang verboten wurde. Davon profitierte auch das Riff, weil die Papageifische den Seetang abknabberten, der sonst den Korallen Konkurrenz machte. Andererseits erholten sich nach dem Fischereiverbot auch die Bestände der Zackenbarsche wieder, zu deren Leibgerichten Papageifische zählen. Die Rechnung mehr Zackenbarsche bedeutet weniger Papageifische, mehr Tang und damit weniger Platz für Korallen geht aber trotzdem nicht auf. Denn die größten Arten der Papageifische wachsen und gedeihen hervorragend, weil die Zackenbarsche sie einfach nicht erwischen. Da ein großer Fisch aber erheblich mehr Tang frisst als ein kleiner, fällt das Gesamtergebnis eindeutig aus: Während außerhalb des Reservats mit wenig Zackenbarschen und vielen kleineren Papageifischen der Tang rund 75 % der vorhandenen Fläche bedeckte, wuchs dieser Konkurrent der Korallen im Park mit vielen Zackenbarschen und vielen großen Papageifischen nur noch auf wenig mehr als 10% der Fläche
.
Auch die bald 4000 verschiedenen Arten dieser Weichkorallen leben ähnlich wie die rund 1000 Steinkorallenarten in Kolonien, allerdings fehlt ihnen der Schutz des harten Kalkskeletts. Deshalb wehren sich die in der Strömung wiegenden Weichkorallen häufig mit Gift gegen gefräßige Mäuler; ihre bunten Farben signalisieren „Vorsicht: Gift!“.
Auch eine Form der Symbiose: Vor den Seychellen im Indischen Ozean lässt sich ein Juwelen-Zackenbarsch von einem Putzerfisch pflegen
.
(c) picture-alliance/Okapia
Frischer Wind für Unterwasserstädte
Hurrikane renovieren Korallenriffe
Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 km/h hat der Zyklon Larry im März 2006 nicht nur Städte im Norden Australiens verwüstet, sondern auch eine Metropole im Meer. Baumeister dort waren allerdings keine Architekten und Ingenieure, sondern kleine, nur ein paar Millimeter lange Polypen aus der Verwandtschaft der Quallen, die Biologen schlicht „Steinkorallen“ nennen.
Hochhäuser der Tiefe
Weil Wohnraum auch unter Wasser knapp ist, bauen diese Tierchen ihre Behausung aus Kalk gern übereinander, bis eine Art Hochhaus entsteht. Innen sitzen die Polypen und fangen mit ihren „Miniharpunen“, die an langen Tentakeln sitzen, vorbeischwimmende Kleinstlebewesen, das sogenannte Plankton. Mitten in diese Skyline des Great-Barrier-Korallenriffs vor Australien aber donnerte 2006 der stärkste Zyklon, den Meteorologen dort je gemessen haben.
Risiko Klimawandel
Lässt der Klimawandel immer häufiger Hurrikane über die gleichen Riffe toben, werden die Erholungsphasen immer kürzer. Dann können die Korallen die Schäden des letzten Sturmes nicht mehr ausgleichen, bevor der nächste Orkan über sie hereinbricht
.
Genau wie an Land ein Wald Sturmböen bricht, bremst auch ein solches Korallenriff die aufgepeitschten Wellen. Für die Küstenbewohner ist das eine gute Nachricht: Brechen die Wellen eines Zyklons sich vorher an einem Korallenriff, treffen sie mit geringerer Wucht auf die Küste. Diese „Schutzzaunfunktion“ erfüllen Korallenriffe nicht nur bei Zyklonen: Auch nach dem Tsunami am 26. Dezember 2004 waren die Küsten Südasiens hinter intakten Korallenriffen deutlich weniger verwüstet als Küsten ohne diesen Schutz.
Zerstörtes Riff
Wird der Sturm aber zu stark, zahlt das Korallenriff einen hohen Preis für diesen Schutz: Genau wie starke Orkanböen so manchen Baum abbrechen oder entwurzeln, reißen die Brecher auch ganze Korallenhochhäuser um. Als im Jahr 2005 der Zyklon Ingrid über das Great-Barrier-Riff in Australien fegte, fanden Taucher nach dem Sturm riesige Korallenschutthalden hinter dem Riff. Auch Larry hat auf einer Breite von 50 km einige Verwüstung angerichtet. Trotzdem hatte das Riff gleich mehrfach Glück. Zum einen ist die Skyline des Great-Barrier-Riffs rund 2300km lang und Ingrid hat eine andere Stelle
Weitere Kostenlose Bücher