Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
mehr als 11 000 km langen Reise orientiert hat. Schließlich gibt es unterwegs abgesehen von ein paar flachen Erhebungen am Meeresboden kaum eine Landmarke, die er sich hätte merken können. Eine weithin akzeptierte Theorie besagt, dass Haie das Magnetfeld der Erde wahrnehmen und mit dessen Hilfe navigieren. Doch angesichts ihrer Ergebnisse vermuten die Forscher nun, dass den Tieren zusätzlich auch der Himmel mit seinen Sternen und unterschiedlichen Lichtverhältnissen bei der Orientierung helfen könnte. Denn während das Haiweibchen auf offener See unterwegs war, schwamm es die meiste Zeit nahe an der Oberfläche – möglicherweise, um solche optischen Signale erkennen zu können.
Gefährliche Wanderungen
Jedenfalls fand das Tier von seinem Ausflug nach Australien auch problemlos wieder zurück nach Südafrika, wo es neun Monate nach seinem Start im August 2004 wieder auftauchte. Bis dahin hatte niemand gewusst, dass Haie überhaupt so weite Strecken zurücklegen – geschweige denn, dass Weibchen dazu in der Lage sind. Schließlich galten bei den Raubfischen immer die Männchen als das wanderfreudige Geschlecht. Doch die Forscher vermuten, dass ihre Beobachtungen keine Ausnahme sind. Die weit voneinander entfernten Haibestände vor Südafrika und Australien scheinen über solche schwimmenden Fernreisenden direkt miteinander verbunden zu sein.
Ihre Vorliebe für weite Wanderungen aber macht die bedrohten Meeresräuber noch anfälliger für die Gefahren der Fischerei. Zwar haben einzelne Länder die Tiere in ihren Hoheitsgewässern unter Schutz gestellt. Doch diese Bestimmungen gelten nur auf einem sehr kleinen Teil ihrer Reiserouten.
Bedrohte Räuber
Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Weißen Hai auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Denn jedes Jahr werden so viele der Meeresräuber gefangen, dass Experten den Zusammenbruch der Bestände befürchten. Die Gebisse der Tiere sind als Trophäen begehrt, schon für kleinere Exemplare werden 12 000 – 15 000 Euro gezahlt. Zudem sind Haifischflossen eine beliebte Zutat in der asiatischen Küche. Und zahlreiche Weiße Haie landen unbeabsichtigt in Netzen, die eigentlich für andere Fischarten ausgeworfen wurden
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Seinen Namen verdankt der Weiße Hai seinem weißlichen Bauch, der sich stark von der Rückenfarbe abhebt. Weiße Haie werden 3 – 7m lang
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(c) mauritius images (Reinhard Dirscherl)
Die Wölfe der Meere
Wie Biologen das Leben der Orcas erforschen
Ingrid Visser scheint einen Traumjob zu haben. In rasanter Fahrt jagt ihr Boot über die glitzernden Wellen vor Neuseelands Stränden. Schließlich stoppt sie den Motor, schwingt sich über Bord und taucht in die Tiefe. Wenn sie Glück hat, trifft sie dort unten auf Orcas. Dann schwimmt sie zwischen den riesigen schwarz-weißen Körpern, die ihr zumindest einen Teil ihres Soziallebens vorführen.
Meeresräubern auf der Spur
Die Neuseeländerin ist die einzige Wissenschaftlerin, die sich mit den Orcas des Südpazifiks beschäftigt. Bevor sie 1992 mit ihrer Arbeit begann, wusste man zwar einiges über die auch als „Killerwale“ bekannten Tiere in anderen Teilen der Welt. Neuseeland aber war auf der Landkarte der Orcaexperten ein weißer Fleck. Niemand konnte sagen, wie viele Tiere es dort gibt, was sie fressen und wie sie sich von ihren Artgenossen in anderen Regionen unterscheiden. Ingrid Visser hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Fragen zu beantworten.
Die Riesendelfine
Orcas sind die größten Delfine der Welt. Ausgewachsene Männchen können bis zu 8m lang und 9 t schwer werden. Derzeit gilt der
Orcinus orca
als einzige Art der schwarz-weißen Meeresräuber, die weltweit verbreitet ist
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Ihre tägliche Arbeit beginnt oft mit einem Anruf. Ein Fischer oder Badegast hat vor irgendeinem neuseeländischen Strand die schwarzen Rückenflossen von Orcas gesichtet. Das klingt für die Meeresbiologin vielversprechend genug, um den Bootswagen hinter das Auto zu hängen und stundenlang bis zur besagten Küste zu fahren. Wenn sie Glück hat, sind die Tiere noch da. Wenn sie noch mehr Glück hat, ist es eine Gruppe von alten Bekannten. Meist bestehen solche Gruppen aus weniger als zehn Tieren, insgesamt sollen rings um Neuseeland etwa 200 Orcas schwimmen. Die meisten davon kennt die Forscherin. Deren Merkmale hat sie in einer Fotokartei festgehalten. Jeder Orca hat einen etwas anders geformten Fleck hinter dem Auge. Manchen Tieren fehlt zudem ein Stück der Rückenflosse, andere haben eine spezielle
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