Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
meist einfach zu flach ist und ein Schwertwal sich an Land praktisch nicht bewegen kann. Wohl aus diesem Grund registriert Neuseeland weltweit die höchsten Strandungsraten von Orcas.
Auch bei der Fischjagd haben Orcas spezielle Methoden entwickelt. So kreisen sie Fischschwärme gern von unten ein und blasen dabei ein Netz von Luftbläschen so dicht um den Schwarm herum, dass kein Tier zu fliehen wagt. Vor Island dagegen schlagen die Orcas oft mit der Fluke mit aller Gewalt mitten in einen Schwarm Heringe. Der plötzlich hochschnellende Wasserdruck betäubt die Fische, die dann nur noch geschluckt werden müssen.
Schwertwale haben im Bereich der Halbinsel Valdez gelernt, Robben auf dem Land anzugreifen. Sie nehmen in einer tiefen Rinne „Anlauf“ und wuchten sich auf den Strand, um dort ihre Beute zu schnappen
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(c) picture-alliance/dpa
Der Proviant der Antarktis
Krill ernährt das Leben im Südozean
Eines der wichtigsten Lebewesen der antarktischen Meere ist ein unscheinbarer kleiner Krebs. Denn dieser sogenannte Krill bildet dort die Basis aller Nahrungsketten. Säugetiere, Vögel und Fische der Region ernähren sich entweder direkt davon oder stellen anderen Krillfressern nach. Verschiedene Walarten füllen sich den Magen sogar fast ausschließlich mit Krill.
Krebse unter dem Eis
Kein Wunder also, dass Wissenschaftler sich besonders für diesen wertvollen Meeresbewohner interessieren. Britische Forscher haben eigens ein ferngesteuertes Mini-UBoot 27 km weit unter das Eis der Wedellsee tauchen lassen, um mit akustischen Messgeräten Krillschwärme aufzuspüren. Dabei haben sie festgestellt, dass sich die Krebschen unter dem Eis konzentrieren. In den eisbedeckten Ozeanregionen, die 1 – 13 km südlich der Eiskante liegen, treibt etwa fünf Mal so viel Krill im Wasser wie weiter im Norden in den eisfreien Meeresbereichen.
Offenbar finden die Tiere in den zugefrorenen Regionen in der Nähe der Eiskante besonders viele leckere Algen. Gleichzeitig sind sie dort vor Feinden geschützt, die Luft atmen und nicht unter die Eisdecke tauchen können. Allerdings birgt die Vorliebe für diese Meeresbereiche auch Risiken für die Zukunft der Krebse. Denn je mehr Eis infolge der Klimaerwärmung schmilzt, desto mehr schrumpft der ideale Krilllebensraum.
Krill auf dem Rückzug
Schon heute ist der Klimawandel in der Antarktis in vollem Gang. Die Temperaturen auf der Antarktischen Halbinsel sind in den letzten 50 Jahren um mehr als 2,5 °C angestiegen. Die Region hat sich damit fünf Mal so schnell erwärmt wie die Erde im Durchschnitt. Im Winter schwimmt daher schon heute deutlich weniger Eis auf dem Südozean als früher. Und tatsächlich scheint auch der Krill bereits auf dem Rückzug zu sein – das zeigt eine Langzeitstudie unter Federführung des British Antarctic Survey in Cambridge.
Für diese Untersuchung haben Antarktisforscher aus neun Ländern ihre Daten in einen Topf geworfen. Dem Team standen damit Informationen aus 40 antarktischen Sommern zwischen 1926 und 2003 zur Verfügung. Die Auswertung ergab, dass die Krillbestände in den südlichen Ozeanen seit den 1970er- Jahren um etwa 80 % geschrumpft sind. Der Schwund der Krebstierchen könnte eine Ursache für den Rückgang verschiedener Pinguinarten sein. Und auch für Wale und Robben droht das Futter knapp zu werden.
Ohne Krill wird das Ökosystem Antarktis nicht funktionieren. Zwar haben andere Bewohner des Südozeans, z. B. die Salpen, von der Erwärmung profitiert. Diese fassförmigen Manteltierchen schweben als Plankton im Südozean und vertragen höhere Temperaturen. Eine fressbare Alternative zum Krill sind die quallenähnlichen Gebilde für viele Tiere allerdings nicht.
Aliens im Krebskörper
Die Szene erinnert an einen Horrorfilm, in dem ein Körper von fremden Mächten übernommen wird: Innerhalb kurzer Zeit höhlen die Eindringlinge ihr Opfer aus und verspeisen sämtliche Organe. Danach platzt die leere Hülle auf und spuckt einen Schwall neuer Parasiten aus. Die unappetitlichen Vorgänge sind jedoch durchaus real. Mexikanische und US-amerikanische Meeresbiologen beschrieben im Jahr 2003 eine bis dahin unbekannte Krankheit, die den Krill dezimiert. Der Erreger ist ein einzelliges Wimperntierchen aus der Gattung
Collinia.
Zwischen der Infektion mit diesem Parasiten und dem Tod des Krills vergehen meist nur etwa 40 Stunden
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Krill bildet riesige Schwärme. Die Krebse werden bis zu 6 cm lang, 2 g schwer und wahrscheinlich bis zu sechs Jahre alt.
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