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Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Titel: Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viering und Knauer
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überließe. Daher sind in solchen Situationen technische Hilfsmittel gefragt. Die Bekämpfung der schwarzen Fluten wird in Deutschland vom Havariekommando in Cuxhaven koordiniert. Diese Einrichtung besitzt die nötigen Geräte wie Pumpen für zähe Flüssigkeiten, Hochdruckreiniger, die mit Wasserdampf das Öl von Felsküsten spülen, und Ölsperren, mit denen man die im Wasser treibende schwarze Masse in eine Art Bassin einsperren und von dort abpumpen kann
.

Das Verständnis der Biochemie des Bakteriums
Alcanivorax borkumensis
könnte neue Wege für die umweltfreundliche Reinigung ölverseuchter Gewässer aufzeigen. Im Labor lagern sich die Bakterien in einem Gemisch von Wasser und Alkanen (einfache, gesättigte Kohlenwasserstoffe) in der Zwischenphase an und verwerten die Alkane als Energiequelle. In den Abbildungen b und c ist
Alcanivorax
vergrößert zu sehen. Die Einschlüsse spielen bei der Energieverwertung eine wichtige Rolle
.
    (c) HZI/Lünsdorf

Farbe mit Nebenwirkungen
Schiffsanstriche schaden Wassertieren
    Früher oder später entern sie jedes Schiff. Mit starken Klebstoffen und raffinierten Saugapparaten heften sich Muscheln, Seepocken, Algen und andere sesshafte Wasserbewohner auch an den glattesten Rumpf – sehr zum Ärger der Schiffsbesitzer und Kapitäne. Denn der Bewuchs macht das Schiff nicht nur schwerer, sondern erhöht auch seinen Strömungswiderstand. Dadurch ist es langsamer unterwegs und verbraucht mehr Treibstoff. Zudem können die Tiere und Pflanzen den Rumpf beschädigen. Also gilt es, die blinden Passagiere irgendwie loszuwerden. Dazu gibt es spezielle Schiffsanstriche mit Wirkstoffen, die sich langsam im Wasser lösen und den lästigen Bewuchs abtöten.
Aus Weibchen werden Männchen
    Diese sogenannten Biozide aber sind durch unerwünschte Nebenwirkungen aufgefallen. Das früher häufig verwendete Tributylzinn (TBT) z. B. ist nicht nur sehr giftig und langlebig, sondern kann schon in winzigen Konzentrationen das Hormonsystem von Tieren durcheinanderbringen. Das führt z. B. bei Schnecken dazu, dass sich Weibchen in Männchen verwandeln. Für die Fortpflanzung und damit das Überleben der Art ist das natürlich fatal. Darüber hinaus gab es Befürchtungen, dass die Substanz auch der menschlichen Gesundheit schaden könnte. Die Europäische Union hat den Einsatz dieser Verbindung daher schon im Jahr 2003 verboten.
    Leere Teiche
    Ob Irgarol auch im Süßwasser Pflanzen schädigt, war lange unklar. Dann aber zeigten Untersuchungen drastische Auswirkungen. Bei den besonders empfindlichen Grünalgen traten die ersten Schäden schon bei Konzentrationen von 0,01 Mikrogramm (millionstel Gramm) Irgarol pro Liter Wasser auf. Und fünf Mikrogramm pro Liter führten dazu, dass der Versuchsteich nach 60 Tagen so gut wie gar keine Pflanzen mehr enthielt
.
    Da aber Muscheln und Seepocken so anhänglich blieben wie eh und je, suchten Firmen nach Ersatz für das berüchtigte TBT. Als umweltfreundlichere Alternative galt lange Zeit die organische Verbindung Irgarol. Inzwischen aber beobachten Wissenschaftler auch die Auswirkungen dieser Substanz mit Sorge.
    Denn etliche Studien haben gezeigt, dass Irgarol eine schwer abbaubare Verbindung mit kritischen Eigenschaften ist. Sie stört die Fotosynthese, mit der Pflanzen ihre Energie gewinnen, und ist vor allem für Algen sehr giftig. Sie hemmt das Wachstum von Seegras und anderen Wasserpflanzen im Meer und schädigt damit wertvolle Lebensgemeinschaften. Zudem haben Versuche gezeigt, dass auch Irgarol hormonelle Wirkungen hat. Schon bei Konzentrationen von gut 0,03 Mikrogramm (millionstel Gramm) pro Liter Wasser produzieren die Männchen der Süßwasserschnecke
Radix balthica
nach 60 Tagen weniger Spermien. In diesem Fall verweiblichen also die Männchen.
Alternativen gesucht
    Vor allem im Wasser und Sediment von Häfen haben Wissenschaftler hohe Konzentrationen von Irgarol nachgewiesen. In verschiedenen Ländern wurde der Einsatz dieser Substanz deshalb eingeschränkt oder sogar ganz verboten. Nun suchen Wissenschaftler also wieder nach neuen Möglichkeiten, um den lästigen Schiffsbewuch einzudämmen. Als vielversprechende Alternativen gelten Produkte auf Silikonbasis, mechanische Verfahren sowie Anstriche mit Nanopartikeln und Antihaftoberflächen, die der Natur abgeschaut wurden.

Auf einer Werft im spanischen Santander wird an einem Schiff ein neuer Anstrich aufgebracht. Diese Anstriche sollen u. a. den Bewuchs von Schiffen mit Muscheln und Algen

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