Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Temperatur stark an, Wasser und Gase konnten nicht mehr in den Boden dringen. Etwa die Hälfte der Vegetation in den Salzmarschen ging zugrunde.
Allmähliche Erholung
Auch für die Mangrovenbestände sah es nicht gut aus. Viele Experten befürchteten, dass
Avicennia marina
, die einzige Mangrovenart der Region, die Ölkatastrophe nicht überstehen würde. Einige Bestände blieben jedoch wegen günstiger Winde verschont, etwa die Hälfte der Bäume hat überlebt. Inzwischen sind sogar auf den ölbelasteten Flächen neue Mangroven nachgewachsen, ein Wiederbepflanzungsprojekt hatte Erfolg.
An den Stränden dagegen vernichtete die schwarze Flut aus Kuwait zunächst fast alle typischen Tier- und Pflanzengemeinschaften. Die nahe an der Niedrigwasserlinie gelegenen Bereiche hatten sich allerdings schon Ende 1992 weitgehend erholt. In den oberen Strandregionen lagen jedoch nach wie vor Teerdecken, sodass Tiere und Pflanzen dort vorerst nicht wieder Fuß fassen konnten. Vier bis fünf Jahre sollte es dauern, bis das Öl weitgehend verwittert war. Dann aber erreichten auch dort die typischen Strandbewohner wieder 70–100 % ihrer ursprünglichen Artenund Individuenzahlen.
Auch die Vögel haben sich inzwischen von der Ölkatastrophe erholt. Verschiedene Seeschwalbenarten brachten in den ersten Jahren nach der Ölpest deutlich weniger Jungvögel durch als normalerweise. Offenbar wurde ihnen die Nahrung knapp, weil es ungewöhnlich wenig Fisch gab. Das an der Wasseroberfläche treibende Öl hatte offenbar viele Fischeier und Larven vernichtet. Erst 1994 hatten sich die Fischbestände wieder so weit erholt, dass auch die Seeschwalben wieder erfolgreicher brüten konnten.
Auch an Land wurden während des 2. Golfkriegs schwerste Umweltschäden verursacht. Im Bild mutwillig in Brand gesetzte Ölquellen in der kuwaitischen Wüste
.
(c) picture-alliance/dpa
Lebende Entgifter
Ölfressende Bakterien
Ölkatastrophen gehören zu den größten Belastungen für die Weltmeere. Es gibt aber auch einen natürlichen Weg, auf dem Öl wieder aus dem Wasser verschwindet. Manche Bakterien können sich von dem energiereichen schwarzen Brennstoff ernähren. Sie decken damit ihren gesamten Bedarf an Kohlenstoff und Energie und reinigen gleichzeitig das Wasser.
Bakterien im Schlaraffenland
Wissenschaftler haben das Erbgut eines solchen Erdölfressers entschlüsselt.
Alcanivorax borkumensis
gehört sogar zu den effektivsten lebenden Wasserreinigern, die bisher bekannt sind. Solche ölfressenden Bakterien gibt es in den Meeren wahrscheinlich schon seit Millionen Jahren. Allerdings war das Nahrungsangebot für diese hochspezialisierten Organismen früher eher dürftig. Sie fristeten ihr Leben ursprünglich nur an den Stellen, an denen am Meeresboden von Natur aus Öl austritt.
Seit der Mensch Erdöl intensiv nutzt, hat sich das geändert. Inzwischen fließen bei Unfällen oder absichtlichen Einleitungen jedes Jahr um die 1,3 Mio. t Öl ins Meer. Der Tisch für die Bakterien ist also reich gedeckt. In sauberem Meerwasser schwimmen normalerweise nur wenige Erdölfresser, die mit Strömungen dorthin getrieben werden. Sie können ohne den schwarzen Brennstoff zwar überleben, sich aber nicht vermehren. Sobald aber z. B. bei einem Tankerunfall Öl ins Meer strömt, nutzen sie ihre Chance. Dann vermehren sie sich explosionsartig und beginnen, das Öl abzubauen.
Unterstützung gesucht
Das Problem ist nur, dass auch die gefräßigsten Mikroorganismen mit der Ölmenge bei großen Katastrophen überfordert sind. Die Wissenschaftler hoffen allerdings, die kleinen Wasserreiniger künftig zum effektiveren Arbeiten bringen zu können. Mithilfe des entschlüsselten Genoms wollen sie den gesamten Prozess des Erdölabbaus besser verstehen und so herausfinden, unter welchen Bedingungen er am besten funktioniert. Möglicherweise kann man die kleinen Helfer mit Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor düngen, die sie zusätzlich zu ihren Ölmahlzeiten brauchen. Und man müsste ja auch nicht untätig warten, bis sich die Bakterien nach einem Unfall von selbst vermehren. Das Fernziel ist, sie bei Ölkatastrophen gezielt ins Wasser zu werfen. So versuchen die Forscher nun, die Ölfresser für einen solchen Praxiseinsatz fit zu machen. Gesucht wird beispielsweise noch ein gutes Trägermaterial, auf das man die Bakterien aufbringen kann.
Kampf gegen Öl
Die Ölbeseitigung nach Tankerunfällen würde viel zu lange dauern, wenn man sie nur den natürlichen Prozessen
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